Wir zwengten uns an den ganzen Mädchen vorbei in den Bioraum und setzten uns etwas weiter hinten auf zwei freie Plätze...
Jisung Pov:
Der Biologielehrer war eigentlich ganz nett und die Stunde ging schnell rum. Ich konnte es mir nicht verkneifen, ein paar mal zu Minho und seinen Freunden herüber zu sehen. Besagter klopfte mit seinem Bleistift leise einen eingängigen Rhythmus auf den Tisch und wippte dazu mit dem Fuß mit.
Süß.
Ähm... also ich meine natürlich nicht ihn, sondern... die Vögel, die an dem Fenster hinter ihm vorbei flogen. Ja, genau die meine ich.
Nach Bio hatten wir noch eine Stunde Geschichte und dann war Mittagspause. Ich saß gemeinsam mit Felix, Seungmin und Jeongin an einem Tisch und zusammen aßen wir unser Essen. Es war nicht so wirklich Appetitlich, aber besser als nichts.
Der Schultag war relativ schnell um und schließlich stand ich vor dem Schultor, um mich von den anderen dreien zu verabschieden. Ich gab ihnen noch meine Nummer und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Mein Schulweg dauerte ungefähr 25 Minuten. Schweigend betrachtete ich die Gegend um mich herum. Der Himmel war leicht bewölkt, doch einige Sonnenstrahlen bahnten sich dennoch unbehelligt ihren Weg hinab auf die Dächer dieser Stadt. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass es super Kalt war. Es war Anfang Dezember und bald würde Weihnachten sein. Wie es wohl dieses Jahr sein wird? Werden meine Eltern überhaupt noch Weihnachten feiern?
Ich war so vertieft in meine Gedanken, dass ich kaum noch auf den Weg achtete und prompt mit jemanden zusammen stieß.
,,Oh Verzeihung, das war meine Schuld. Ich wollte nicht-" mitten im Satz brach ich ab, als ich sah, mit wem ich da gerade zusammen gestoßen war.Lee Minho.
Der Lee Minho aus der Schule.
,,Alles gut." Erwiederte er Knapp und wollte schon weitergehen, als er in seiner Bewegung inne hielt und erneut zu mir sah. Nur diesmal musterte er mich ein wenig genauer. ,,Warte mal, du bist doch der aus dem Biokurs, der mich so angestarrt hat, oder?" Ich spürte, wie sich ein roter schimmer auf meine Wangen legte. Shit, war das so offensichtlich? ,,Ähm.. a- also ich... das war-" er lachte kurz und schnell, wie das Lachen gekommen war, so schnell verschwand es auch wieder. ,,Man sieht sich, kleiner." Mit den Worten wandte er sich von mir ab und lief weiter.
Ich stand kurz perplex da. Dann schüttelte ich den Kopf, um ihn frei zu bekommen und ging ebenfalls meinen Weg weiter.
Vor meiner Haustür angekommen, Schloss ich diese auf und trat ein. Wie erwartet, war meine Mutter nicht zuhause. Ich ließ meinen Rucksack ungeachtet in der nächsten Ecke stehen und ging in die Küche, wo ich einen Zettel auf der Arbeitsfläche sah, den meine Mutter mir wohl hinterlassen haben musste.
Ich nahm den Zettel und laß ihn mir durch.Sie schrieb, dass sie heute noch später als sonst kommen würde, da sie Überstunden machen musste, um unsere Miete weiterhin bezahlen zu können.
Langsam zerknitterte das Stück Papier in meiner Hand, die sich zu einer Faust geschlossen hatte. Ich war wütend. Wütend, dass sich alles so entwickelt hatte, wie es jetzt war. Wütend, dass sich mein Vater offenbar einen Dreck aus uns machte und wütend das meine Mutter alles alleine machte, obwohl sie täglich bis spät in die Nacht arbeitete.
Ich wollte meiner Mutter helfen, also beschloss ich, mir morgen schon einen Nebenjob zu suchen, damit ich auch etwas verdienen konnte und sie zumindest keine Überstunden mehr machen müsste.
Ich aß schnell etwas bevor ich nach oben in mein Zimmer verschwand. An meiner Fensterscheibe perlten immer mehr kleine Tropfen ab, die die Schwerkraft anschließend immer weiter nach unten gleiten ließ. Zur Zeit regnete es fast Täglich aber irgendwie war es schön. Ich fand komfort in dem Geräusch, dass die Regentropfen auf der Scheibe hinterließen. Ich mochte Regen schon immer, aber seit Jihyun tot war, war er für mich noch viel wichtiger geworden. Es war, als würde er mit mir zusammen trauern.
Regen war niemand der dir sagt, dass du stark bleiben sollst oder das alles wieder gut wird oder dass du über einen Tot hinwegkommen sollst. Regen war einfach nur da. Auf eine merkwürdige Art und Weise hört er einem zu, ohne einen für Dinge verantwortlich zu machen oder zu verurteilen.
Ich kippte mein Fenster an, um die wohl riechende Luft rein zu lassen und setzte mich anschließend mit meiner Gitarre davor. Langsam begann ich damit, verschiedene Akkorde zu spielen, die meiner Meinung nach zu diesem Wolkenbruch passten.
Nach einigen Minuten hatte ich bereits eine eigene kleine Melodie komponiert, während ich mich gleichzeitig auf die Melodie des Instruments und die des Regens konzentrierte. Leise summte ich mit und wippte meinen Kopf sanft hin und her.
Das war meine Art, mit den Dingen umzugehen. Musik. Sie war etwas ganz besonderes für mich. In ihr konnte ich mich ganze Nächte lang verlieren.
Ich weiß nicht, wie lang ich so da saß, doch irgendwann vielen meine Augenlider zu und ich gab mich dem Schlaf hin.
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NOEASY (Minsung)
FanfictionNach dem Tod seines Bruders veränderte sich Jisungs Leben schlagartig. Ein Vater, der sich um nichts kümmerte und eine Mutter, die psychisch am Ende ihrer Kräfte war. Auf der neuen Schule lernt er Lee Minho kennen. Der beliebte Junge, auf den so gu...