Deeptalk and Coffee

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Nachdem wir uns noch kurz unterhalten hatten, beschlossen wir, langsam mal reinzugehen, da der Unterricht in Kürze beginnen würde...

Jisung Pov:

Erleichtert, dass die letzte Schulstunde soeben beendet worden war, packte ich meine Sachen ein, und erhob mich von meinem Platz am Fenster. Gemächlich trottete ich hinter meinen Freunden her durch den Flur, die Treppen nach unten und dann in den Schulhof.

Der Himmel war heute zur Abwechlung mal frei von Wolken und die späte Herbstsonne strahlte auf uns herab. Dennoch war es recht frisch, was jedoch normal für diese Jahreszeit war. Sicher würde es bald anfangen, zu schneien.

,,Hey Jisung! Seungmin, Jeongin und ich wollen noch etwas zusammen unternehmen. Hast du Lust, mitzukommen?" Wandte sich Felix plötzlich an mich. ,,Geht nicht, ich hab gleich Schicht im Café." Antwortete ich. ,,Oh, ok schade." ,,Warte, wo war dieses Café nochmal?" Klinkte sich Seungmin nun ein. Ich sagte ihm die Adresse und wunderte mich gleichzeitig auch, warum er das wissen wollte. ,,Wieso fragst du?" ,,Nur so." Ich akzeptierte das einfach mal als Antwort. ,,Dann bis Morgen." riefen meine Freunde noch, bevor sie sich abwandten und verschwanden. Ich wandt mich ebenfalls zum gehen, als ich an der Schulter angetippt wurde. Verwirrt, da es meine Freunde ja schlecht sein konnten, drehte ich mich um. Minho stand da und sah mich abwartend an.

,,Du hast jetzt Schicht?" Fragte er mich. Offenbar hatte er unser kleines Gespräch mitbekommen. Langsam nickte ich. ,,Ich auch." Er fuhr sich ganz nebenbei mit der Hand durch das perfekte Haar, was echt fluffig und weich aussah. Irgendwie würde ich jetzt gerne wissen, wie es sich anfühlt. ,,Wenn du nichts dagegen hast, können wir ja zusammen hinlaufen."

,,Gerne."
Und schon wieder spürte ich mein aufgeregtes Herz gegen meine Brust schlagen. Was war nur los mit mir?

Gemeinsam liefen wir also in Richtung Café. Zu Fuß dauerte es ungefähr eine halbe Stunde von der Schule aus. 

,,Uhm, Jisung?" Kam es auf einmal von Minho, der bis gerade eben schweigend neben mir hergelaufen war. Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft und nicht so direkt, wie sonst. Es schien fast so, als würde ihn etwas bedrücken. ,,Ja?" Fragte ich vorsichtig. ,,Möchtest du vielleicht erzählen, was Freitag Abend los war?" Seine Stimme war ruhig, aber seine Augen sahen wach zu mir und versuchten, meinen Blick aufzufangen. ,,Bitte fühl' dich jetzt nicht bedrängt, du musst auch nicht, wenn du nicht willst." Fügte er schnell hinzu, als er bemerkt hatte, dass ich meinen Kopf ein Stück weg gedreht hatte.

Hin und her gerissen blieb ich zunächst Still. Ich wollte eigentlich nicht über dieses Thema reden, aber ich konnte es ja auch schlecht für immer totschweigen, oder? Außerdem vertraute ich Minho. Obwohl ich ihn noch nicht lange kannte fühlte ich mich sicher bei ihm.

Ich sah vom Boden auf, den ich die letzten Minuten gemustert hatte, direkt in Minhos Augen, die mich immernoch beobachteten. Moment, hatte er mich etwa die ganze Zeit angestarrt? Ich fand den Gedanken interessant, jedoch dachte ich nicht weiter darüber nach. Ich holte einmal tief Luft, um mich selbst zu beruhigen und begann zu sprechen.

,,Weißt du, vor etwas mehr als zwei Monaten..." Ich stockte, da ich einen Kloß im Hals spürte, doch ich schluckte ihn runter und zwang mich dazu, weiterzusprechen ,,... ist mein Bruder... gestorben. Es- Es lag an den Verletzungen eines Autounfalls. Nachdem er nicht mehr da war, hat sich Zuhause vieles geändert. Mein Vater hat sich komplett von meiner Mutter und mir Isoliert. Ich hab ihn seitdem immer seltener gesehen. Er trinkt wieder, redet seitdem auch kein Wort mehr und geht auch nicht mehr zur Arbeit, weshalb meine Mutter viel länger arbeitet, damit wir uns alles leisten können. Mit der Zeit zerbricht unsere Familie immer mehr und- und ich glaube... dass war mir an diesem Abend einfach zu viel..." Es kostete mich einige Überwindung, ihm das alles zu erzählen, doch es tat auch gut, mit jemandem darüber zu reden.

Nun war es mein Gegenüber, der schwieg. Eine ganze Weile schwieg Minho, bis er sich schließlich räusperte ,,Das hört sich schrecklich an. Tut mir wirklich leid, dass ich dich damit konfrontiert habe." Seine stimme hörte sich belegt an. Mitleid und Sorge schwanger in ihr mit. ,,Du konntest es ja nicht wissen." Ich wollte nicht, dass er sich jetzt deswegen schlecht  fühlte. ,,Außerdem tat es gut, sich endlich mal jemandem anzuvertrauen." Fügte ich noch hinzu. Ich meinte diese Worte ehrlich. ,,Es ist schön, mal jemanden zu haben, der einem zuhört."

,,Wie geht es eigentlich Dori?" wechselte ich das Thema, da ich nicht wollte, dass die Stimmung zwischen uns jetzt so bedrückt blieb. ,,Ihr geht es super. Sie versteht sich gut mit Soongie und Doongie und hat auch schon etwas an Gewicht zugenommen." Mir war aufgefallen, dass sie bei unserem Fund recht mager gewirkt hatte. Umso mehr freute ich mich, dass es ihr anscheinend besser ging.

Nach fünf weiteren Minuten kamen wir schließlich am Café an. Solar begrüßte uns freundlich und kurze Zeit später nahmen wir bereits Bestellungen entgegen und betreuten die Kunden. Inzwischen bekam ich sogar den Milchschaum auf diversen Kaffees einigermaßen gut hin. Minho hatte mir in der letzten Woche einiges darüber beigebracht. Wie sich herausstellte, war er ein gelernter Barista. Kein Wunder also, dass er das so gut konnte.

Den ganzen Nachmittag bedienten wir gemeinsam die Gäste und verichteten die Arbeit, die uns aufgeteilt wurde. Dabei merkte ich, wie Minho mich oft beobachtete. Ich konnte seine Augen schon fast auf meinem Körper spüren. Ständig glitten sie über mich und musterten mich mit einem mir  undefinierbarem Blick.
Einmal berührten sich unsere Hände, als ich ihm gerade etwas reichen wollte. Es war nur eine ganz kurze, ganz sanfte Berührung und dennoch reichte sie aus, um ein warmen, angenehmes Kribbeln auf meiner Haut zu hinterlassen.

Ich mochte die Arbeit hier unglaublich doll. Es war beruhigend und die Menschen um mich herum waren sehr angenehm. Zugegebenermaßen war ich lieber hier als Zuhause.

Schließlich endeten unsere Schichten. Wir räumten noch auf, da das Café nun auch schließen würde und wünschten Solar noch einen schönen Abend, die uns freundlich hinterherwinkte und uns für unsere tolle Zusammenarbeit lobte. Sie war wirklich nett und ich mochte ihre Art, mit Menschen umzugehen.

,,Bis Morgen." Minho hatte sich schon halb zum gehen gewandt als er noch etwas hinzufügte. ,,Nochmal wegen unserem Gespräch vorhin: Wenn es dir Zuhause wieder zu viel werden sollte, sprich ruhig mit mir..." Mit diesen Worten legte er mir einen kleinen Zettel in die Hand. ,,Ich höre dir zu." Kurz lächelte er etwas, dann wadte er sich ab und verschwand in der Dämmerung hinter einer Biegung.

Ich brauchte einen Moment um das Geschehene zu realisieren, doch schließlich kam es bei mir an und ich sah auf den Zettel. Eine Nummer stand darauf. Seine Nummer.
Ich nahm mein Handy und speicherte ihn ein, bevor ich mich schließlich auch in Bewegung setzte.

,,ich höre dir zu."

Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder, wie ein fernes Echo...

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Hallöchen, da bin ich wieder :D
Eigentlich wollte ich das neue Kapitel erst Freitag hochladen aber iwie is mir gras langweilig, deshalb mach ichs jz schon :")
Lol

Stay healthy<3

NOEASY (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt