,,Jisung..." Er räusperte sich, bevor er weitersprach...
Jisungs Pov:
Immernoch stand ich da wie angewurzelt, unfähig, mich zu bewegen. Mit geweiteten Augen starrte ich in das trübe und emotionslose Gesicht meiner Vaters.
,,Jisung..." murmelte er meinen Namen ein zweites mal. Er schien nicht so recht zu wissen, was er nun sagen sollte und das machte mich wütend. Der Shock und die Unsicherheit zogen sich zurück und ließen meiner Wut platz. Meiner Wut über die letzten Monate und die Tatsache, dass mein Vater mich in der Zeit, in der ich ihn am meisten gebraucht hatte, im Stich gelassen hatte.
,,Hallo, Dad." die Bitterkeit und Verletzung in meiner Stimme war nicht zu überhören. Ich starrte ihn weiterhin an und suchte in seinem Gesicht nach einer Reaktion, einer Regung oder irgendeinem Anzeichen von Reue. Seine Augenbraue zuckte kaum merklich, doch ansonsten blieb sein Gesichtsausdruck unverändert. Da war nichts, was auf eine auch noch so kleine Gefühlregung hätte hinweisen können.
Ich fühlte einen Stich im Herzen. War ich ihm wirklich so egal geworden?
Wie konnte er von einer der wichtigsten Personen in meinem Leben zu einer Person werden, der ich völlig fremd schien?
Es entstand eine unangenehme Stille zwischen uns, als keiner so recht wusste, was er nun sagen sollte. Mein Vater seufzte. Er stellte die Flasche Alkohol zur Seite, ehe er mich kurz betrachtete.
,,Wie... uhm... gehts dir, Jisung?"
Das war der Moment, indem ich spüren konnte, wie sich langsam aber sicher Tränen in meinen Augen sammelten. Die Wut die sich in mir aufgestaut hatte, wollte heraus. Sie wollte ausbrechen und sich an dem auslassen, der sie verursacht hatte. Wütend starrte ich meinen Vater an. Mein Hals fühlte sich ganz trocken an doch das merkte ich in dem Moment kaum.
Wenn ich später auf diesen Tag zurück blicken würde, würde ich dies sicherlich als eine übertriebene Reaktion ansehen, doch jetzt und in diesem Moment war mein logisches Denken wie betäubt.
,,Ist das dein ernst?" fragte ich ihn verletzt. Meine Stimme war zunächst nur ein Hauch gewesen doch nun wurde ich lauter ,,Nach diesen ganzen... Wochen und Monaten ist das alles, was von dir kommt?"
So sehr ich auch versuchte, die Tränen zurück zu halten, so flossen sie jetzt doch meine Wangen herab ,,Du warst überhaupt nicht da!" rief ich anklagend. ,,Hast irgendeine Ahnung, wie es Mom oder mir in dieser Zeit ging? Hast du überhaupt mitbekommen, dass sie jetzt in der Klinik ist?" fragte ich ihn trocken.
Endlich zeigte mein Vater eine Reaktion. Unsicherheit und auch eine gewisse Verwirrung konnte man in seinem Blick lesen.
,,Deine Mutter... ist in der Klinik? Weshalb?"
Fassungslos und geschockt starrte ich ihn an. Wo war er bitte gewesen, dass er das nicht mitbekommen hatte? Ich spürte Enttäuschung. Tat es ihm nicht ein mal ein kleines bisschen Leid, wie er sich verhalten hatte?
Da war noch etwas anderes, was ich nun fühlte. Etwas, dass ich zuvor nur selten gefühlt hatte.
Hass.
,,Ich hasse dich." Langsam ging ich eine Schritt rückwärts.
,,Wie bitte?"
,,Ich hasse dich!" schrie ich schon fast. Die Tränen rollten immer noch unkontrolliert über mein Gesicht. Ich stolperte rückwärts bevor ich mich umdrehte und mit schnellen Schritten zu Haustür lief.
,,Jisung, warte!" rief mein Vater, doch ich ignorierte ihn. Es war mir egal, was er jetzt dachte. Es war mir egal, ob er mich jetzt auch hasste. Wenn er das nicht ohnehin schon tat. Er sollte wissen, wie ich mich fühlte.
Wütend stieß ich die Tür hinter mir zu sah mich um. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo ich hin wollte oder wo ich überhaupt hin konnte. Mir war bewusst, dass Felix mir seine Hilfe und Unterstützung angeboten hatte, aber irgendwie viel es mir schwer, ihm von all dem zu erzählen. Nicht, weil ich ihm nicht vertraute oder mich nicht sicher bei ihm fühlte, sondern einfach, weil ich ihn damit nicht nerven wollte.
Da war diese Stimme in mir. Diese Stimme die mir ständig diese schrecklichen Dinge zuflüsterte. Je größer meine Angst oder meine Zweifel wurden, desto lauter wurde auch sie. Ich hatte stets versucht, sie zu unterdrücken, doch seit Jihyuns Tod, schrie sie mir förmlich ins Gewissen und versuchte fast ununterbrochen, mein Handeln und Denken zu manipulieren. Ich wollte, dass sie still wurde. Ich wollte sie ersticken, ertränken, erwürgen, mir egal wie, ich wollte sie einfach nur zum schweigen bringen.
In so einem Moment, wie dem jetzigen, wurde sie wieder lauter. Ich schüttelte verzweifelt den Kopf, um ihn irgendwie frei zu bekommen und stolperte einfach los. Ich wusste nicht einmal wohin, bevor ich mich gut 20 Minuten später vor einem mir sehr vertrauten Gebäude wiederfand. Die Stühle und Tische, die sonst immer für Gäste draußen standen, waren bereits reingestellt worden. Als ich kurz auf mein Handy sah, wurde mir auch klar, dass das Cafe vor einigen Minuten bereits geschlossen worden war.
Ich wischte mit dem Ärmel meiner Jacke einmal über die Tränenspuren in meinem Gesicht und lugte dann vorsichtig durch eines der großen Fenster ins innere. Es erweckte zunächst den Anschein, als wäre es leer, doch es brannte noch Licht, was heißen musste, dass noch jemand da war.
In diesem Moment sah ich Solar aus der Küche kommen. Sie schien gerade die Lichter ausmachen zu wollen, als sie mich schließlich erblickte. Ich lächelte sie zaghaft und auch etwas hilflos an. Sie sah etwas überrascht aus, eilte dann aber schnell zur Ladentür, um mich herein zu lassen.
,,Ach du meine Güte, Jisung. Du siehst aber fertig aus. Komm erstmal herein."
Dankbar nickte ich und folgte ihr anschließend in das gemütliche Cafe. Sie fragte nicht direkt, was passiert war, wofür ich ihr sehr dankbar war. Sie überfiel mich nicht gleich, sondern ließ mir erstmal Zeit und Freiraum, runterzukommen. Sie verschwand kurz im Küchenbereich und kam nach wenigen Minuten mit zwei Tassen heißer Schokolade zurück. Als ich das sah, hätte ich sie glatt umarmen können.
,,Das ist super nett von dir, wirklich. Du musst das nicht tun, dass weißt du, oder?" fragte ich zurückhaltend.
,,Oh, doch, Jisung, das muss ich tun und das will ich auch tun." erwiderte sie in einem entschlossenem Tonfall und einem warmen Lächeln.
,,Danke." meine Stimme war leise, als ich das sagte, doch ich war mir sicher, sie hatte es gehört. Ich lächelte leicht und fühlte mich schon etwas besser, als ich die Tasse mit der duftenden Flüssigkeit nahm, die sie mir entgegen hielt. Wir setzten uns an einen der Tische. Eine Weile war es still, bis Solar mich schließlich sanft ansah.
,,Möchtest du darüber reden?"
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Heyyy hoooo
Ich hoffe, die von euch, die noch in die Schule gehen, hatte schöne Sommerferien :)) Mein Stundenplan dieses Jahr einfach Ausgeburt der Hölle :')
Anygayyysss ich hoffe ihr hattet nh schönen Schulstart<3
Stay healthy<33
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NOEASY (Minsung)
FanfictionNach dem Tod seines Bruders veränderte sich Jisungs Leben schlagartig. Ein Vater, der sich um nichts kümmerte und eine Mutter, die psychisch am Ende ihrer Kräfte war. Auf der neuen Schule lernt er Lee Minho kennen. Der beliebte Junge, auf den so gu...