𝟎𝟒 | 𝐚𝐬𝐬𝐮𝐦𝐩𝐭𝐢𝐨𝐧

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L U C I A N O

Mit einer Gelassenheit und vollkommen ruhig betrachtete ich meine Verlobte dabei, wie sie mit einem sanften Lächeln und strahlenden Augen in unserem Ankleidezimmer verschwand und durchaus ausgeschlafener war als ich. Und dadurch, dass wir uns recht spät abends dazu entschieden hatten nach Hause zu fahren, war mein Schlaf nicht gerade lang. Nicht einmal wohltuend. Einmal wieder wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte, dass Aurora diese verdammten Papiere unterschreiben würde und endgültig aus meinem, aus unserem, Leben verschwand. Umso länger dies dauerte, umso länger dauerte es noch, bis ich Cinzia heiraten konnte, wobei bereits vier Monate vergangen waren. Und ich wollte sie schnellstmöglich zu meiner Frau nehmen. Mittlerweile kam mir ja selbst der Gedanke, dem Ehevertrag doch nachzugehen, auch wenn ich mich dafür verfluchte, diesen abgeschlossen zu haben. Wie sehr mich diese Frau unter Kontrolle hatte, wurde mir erst jetzt so wirklich bewusst. Cinzia war ein wirklicher Engel im Vergleich zu Aurora. Und eine Frau, die mich mit diesem bestimmten Blick angesehen hat, bevor sie erfahren hat, dass ich ein hohes Vermögen hatte. Dass sie mich liebte, stand also ganz außer Frage. Dass sie allein zu mir stand, obwohl ich noch in dieser Ehe feststeckte, war ein wahrer Segen und zeigte mir diese Liebe. Ihre Liebe. Und wenn eines sicher war, dann, dass ich keine bessere Frau für mich finden würde. Sie war auch die erste Frau, mit der ich mir vorstellen konnte, Kinder zu bekommen. Wobei dies bei uns noch nie zur Sprache gekommen war. Es war auch noch definitiv zu früh, um über dieses Thema zu sprechen. Auch wenn ich mir bereits Gedanken darüber gemacht habe.

„Wie findest du das?", riss mich meine Lieblingsstimme aus den Gedanken und ließ mich zu der Tür sehen. Unsicher stand sie in einem schwarzen Kleid am Türrahmen, sah mich mit einem hoffnungsvollen Lächeln an und spielte nervös mit ihren Fingern. Wobei ich ebenfalls erkennen konnte, dass sich ihre Brust recht schnell wieder hob und sank.

„Es steht dir", antwortete ich. „Wirklich gut", setzte ich noch dran und legte meinen Kopf schief. „Ist es neu?"

„Das ist es", bestätigte sie weiter unsicher. „Ich weiß nur nicht wirklich, ob ich es anbehalten soll."

„Spar es dir doch für Paris auf?", schlug ich vor und streckte mich kurz. „Da hättest du ja schließlich einen Grund, es zu tragen."

„Na gut." Sie murmelte. „Dann ziehe ich mir eben etwas anderes an und mache uns danach Frühstück."

„Das kann doch auch Alma machen."

„Ich habe ihr freigegeben", rief sie aus dem Zimmer.

„Wieso das denn?"

„Ich habe sie nicht gebraucht, während du in Tokio warst", erklärte sie und kam bloß mit einer Jeans und einem BH bekleidet zurück ins Zimmer. „Und heute wollte ich dich eben bekochen."

„Ich habe ja nichts gegen, nur müssen die Vorbereitungen für die Feier getroffen werden, estrella und ohne jemanden, der das Haus und alles Weitere sauber hält, funktioniert das nicht."

„Es ist allerdings auch nicht gerade fair, dass sie die ganze Arbeit machen muss, Lucian."

„Soll ich etwa noch weitere Frauen einstellen, damit Alma entlastet wird?", fragte ich. „Sag es mir und ich werde es sofort tun."

„Wer sagt den, dass es Frauen sein müssen?", fragte sie und griff nach ihrem weißen Pullover. „Männer können auch den Haushalt schmeißen."

„Natürlich", sagte ich vollkommen sarkastisch. „Ich lasse irgendwelche Männer in deine Nähe, die sich dich vermutlich nackt vorstellen und alles dafür tun würden, um nur eine Nacht mit dir verbringen zu können."

„Deine Frauen, die nebenbei Models sein könnten, sind aber kein Problem?", fragte sie und sah mich mit einer Wut in den Augen an. „Entschuldige, ich habe vergessen, dass du solche Gesellschaft bereits gewohnt bist und kein Problem damit hast, wenn dich Frauen mit ihren Blicken förmlich ausziehen. Ich mein, wie ich mich dabei fühle, ist dabei ja vollkommen egal."

THE BOSS'S FIANCÉE  |  2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt