Adela
„Mijou!", begrüßt meine Mom uns freudig, als wir drei die Küche betreten. „Ich wusste gar nicht, dass du kommen wolltest." Sie schaut mich auffordernd an, doch Mijou kommt mir zuvor.
„Ja...ähm...tut mir leid. Wir haben es ganz spontan beschlossen. Ich hoffe, es geht für Sie klar.", erklärt sie meiner Mom mit einem breiten Lächeln. Mom scheint wieder milder gestimmt zu sein. Sie nimmt einfach jeden für sich ein.
„Aber natürlich ist es ok für mich. Und wie oft denn noch? Sag 'Du'." Ihr Lächeln mildert ihren Tonfall. Ein Lächeln von Seiten meiner Freundin.
„Mom?" Angesprochene blickt zu Alex und hebt fragend die Augenbrauen.
„Was ist denn, Schatz?"
„Cameron, ein neuer Schüler, kommt später noch vorbei." Ein bestätigendes Nicken von unserer Mutter.
„Und Rick?", bohrt sie nach. Augenblicklich versteife ich mich. Und wer Alex nicht kennt, würde die Veränderung in seiner Haltung nicht auffallen. Doch ich kenne ihn wie meine eigene Hand. Seine Schultern sind angespannt und er steht etwas aufrechter. Minimal, doch ich bemerke es.
„Ja, er auch. Ist das in Ordnung?" Alex klingt ziemlich schüchtern, vorsichtig, was sonst nicht zu ihm passt, da er eher der freudige, aufgeregte Typ ist. Und ihn so zu sehen macht mich traurig. Unsere Mom hat nämlich ziemlich geschockt über die Neuigkeit von Alex reagiert. Doch zu seinem Glück ist sie ein sehr toleranter Mensch. Vor allem, was das betrifft. Sie steht neutral zu diesem Thema, da sie weiß, Gefühle kann man nicht beeinflussen. Es hat sie wahrscheinlich nur umgehauen, dass ihr Sohn auf Jungs steht und sie brauchte einige Zeit, um es in sich sinken zu lassen. Inzwischen hat sie es akzeptiert, jedoch vermeiden sowohl Alex als auch ich dieses Thema immer noch. Beziehungsweise sprechen wir nur darüber, wenn es nötig ist. Oder wenn Mom es von selbst anspricht. Wie jetzt.
Ihr Blick wird milder. „Aber natürlich."
Alex scheint sichtlich erleichtert und sagt: „Ok. Ich bin oben." Schon ist er gegangen.
„In zehn Minuten gibt's Essen!", ruft meine Mutter ihm noch hinterher. Dann schaut sie uns an und ich nicke.
„Wir gehen rauf." Und somit ist Mom wieder alleine in der Küche.
Seit geschlagenen 15 Minuten sitzt Mijou vor einem Spiegel in meinem Zimmer und macht sich die Haare. „Die sehen gut aus, Mijou.", versichere ich ihr. Zum zehnten mal.
„Aber gut ist nicht gut genug. Es muss perfekt sein." Ich grinse, doch sie bekommt das gar nicht mit, da sie sich erneut an ihre Haare macht. Seufzend und Augen verdrehend lasse ich mich rückwärts auf mein Bett fallen.
Ihre Mutter kritisiert sie ständig. Sportpläne, Essensplan, Kalorienzählen, dass es schon an Wahnsinn grenzt. Die Frau ist toll, wirklich, aber manchmal frage ich mich, wie Mijou das bei ihr aushält. Kate war früher Modell und die Gewohnheiten sind anscheinend noch bei ihr hängen geblieben. Ebenso wie bei Mijou. Sie quält sich jeden Tag im Fitnessstudio ab, um die große Berühmtheit Kate Lee zufriedenzustellen. Mijou sieht ihrer Mutter nicht wirklich ähnlich. Während Kate blond ist und große blaue Augen hat, ist Mijou dunkelhaarig und hat schmale dunkle Augen. Dennoch ist sie genauso wie ihre Mutter hochgewachsen und schlank.
Mijou ist mit ihrem Aussehen nie wirklich zu hundert Prozent zufrieden. Immer findet sie etwas, was sie an sich auszusetzen hat. Seien es ihre Haare, die ihr einfach nicht gehorchen wollen, oder ihre Figur, die in dem Kleid zu fett aussieht. Ihr Wortlaut, nicht meiner. Oder die Narbe an ihrer Stirn, die sie erhalten hat, als sie mit fünf vom Fahrrad gestürzt ist und genäht werden musste. Diese versucht sie mit ihren Haaren, die sie in einem Seitenscheitel trägt, ständig zu überdecken. So auch jetzt.
DU LIEST GERADE
Not you. Please.
Romance》Band 1《 Nach einem Unfall, bei dem Adela ihren Vater verloren hat, befindet sie sich nur noch auf Autopilot. Sie versucht für jeden da zu sein und alle glücklich zu machen. Dabei wacht sie jede Nacht schreiend aus ihren Träumen auf. Eines Tages beg...