Kapitel 19

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Jayden

Als ich am Samstag von Adela nach Hause komme, finde ich Logan im Schneidersitz auf dem Wohnzimmerboden vor. Wild markiert er irgendwelche Stellen in seinem Buch, drescht auf die Tatstatur auf seinem Laptop ein, dass sogar ich Angst bekomme, er würde kaputt gehen.

„Logan?" Er zuckt zusammen und dreht seinen Kopf zu mir.

„Wo warst du?", will er mit schiefgelegtem Kopf wissen. Er greift neben sich und holt eine Tasse mit Kaffee hervor. Um viertel vor elf nachts.

„Deine wievielte Tasse ist das schon, Moore?" Ich stelle meine Schuhe im Flur ab und betrete das Wohnzimmer, wobei ich aufpassen muss, nicht über irgendwelche Ordner zu stolpern, auf Zetteln auszurutschen oder auf einen seiner heißgeliebten Stifte zu treten.

„Meine fünfte. Wieso?" Er spricht schnell. Viel zu schnell für seine Verhältnisse. Ich habe Mühe mitzukommen. Als er einen weiteren Schluck machen will, nehme ich ihm die weiße Tasse ab.

„Als guter Mitbewohner und Freund ist die hier fürs erste konfisziert." Demonstrativ schwenke ich leicht mit der fast leeren Tasse in der Hand.

„Aber ich brauche...", will er einwenden, aber ich hebe meinen Zeigefinger.

„Wir alle stecken gerade in den Midterms. Außerdem bist du, glaube ich, inzwischen genug mit Koffein vollgepumpt. Meinst du nicht?" Um freie Hände zu haben, stelle ich die Greenswood – University – Tasse neben mir auf der Kommode ab.

Logan sieht mich an, nickt dann aber brav.

Ich stelle das Geschirr vom Wohnzimmertisch in die Küche, hole meine eigenen Sachen und mache es mir mit einer neuen Tasse Kaffee für mich neben Logan gemütlich, der mich daraufhin nur böse anfunkelt, was ich allerdings nur mit einem Grinsen quittiere.

Unsanft werden wir beide von einem Klingeln am nächsten Morgen geweckt, sodass wir hochschrecken. Als ich Logan ansehe, klebt ein Blatt an seiner Wange, weswegen ich lospruste. Während Logan anscheinend noch gar nicht begreift, was Sache ist, hebe ich alle Bücher, alle Zettel und Ordner der Reihe nach hoch, um mein verflixtes Handy abheben zu können.

Irgendwo zwischen dem Sofa und Kissen fischt Logan es dann letzten Endes raus. Gerade noch rechtzeitig hebe ich ab. „Ja?"

„Greenswood Police Department. Jayden Anderson?" Mir gefriert das Blut in den Adern.

„Ja?", antworte ich. Diesmal zögerlicher, langgezogener. Die schlimmsten Szenarien spielen sich gerade in meinem Kopf ab. Meine Schwester? Mom? Dad?

„Wir haben Informationen wegen dem Video." Ich entspanne mich ein wenig. Niemandem ist was passiert. Also, heute nicht zumindest. Als zu mir durchsickert, weswegen er anruft, versteifen sich meine Schultern jedoch wieder. „Es gab Verzögerungen bei der Lieferung der benötigten Teile." Ich lasse die angehaltene Luft raus. „Das heißt, es wird noch etwas länger dauern, bis wir das technische Problem beseitigen können. Haben Sie bitte weiterhin Geduld. Wir melden uns, wenn die Teile angekommen sind."

Ich nicke, bis mir einfällt, dass sie mich drüben ja nicht sehen können. „Ja.", füge ich deshalb schnell hinzu.

„Wir bleiben in Kontakt." Dann lausche ich dem Tuten, das das Ende unseres Telefonats begleitet.

„Wer war das?", will Logan wissen, nachdem ich mein Handy ausgeschaltet habe. „Du siehst blass aus. Als du abgehoben hast, ist dir die ganze Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ist was passiert?"

Ich schüttele abwesend den Kopf. „Nichts Besonderes. Nur meine Mom.", flunkere ich.

„Schon zwei Mal in einer Woche. Was für eine Ehre.", kommentiert Logan mit einer Grimasse, die mich lächeln lässt. Dann stehe ich auf und als ich es auch geschafft habe, über die ganzen Unterlagen von Logan und mir in den Flur zu gelangen, gehe ich in die Küche, um uns beiden Kaffee zuzubereiten.

Not you. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt