Kapitel 9

99 7 0
                                    

Adela

Am Morgen werde ich ziemlich unsanft aus meinem Bett gerissen. Nachdem ich schon einmal geweckt wurde, wohlgemerkt. Ich kann keine einzige Nacht ohne die Alpträume verbringen, scheint es. Ich schalte das nervtötende Geräusch ab und schiebe meine Beine Richtung Badezimmer. Dort versuche ich erstmal meine verwuschelten Haare zu bändigen, was mit einem Messy-Bun schlussendlich auch klappt. Dann erledige ich noch den Rest meiner Routine und gehe runter.

Bevor ich in die Küche gehe, halte ich die Luft an. Pete hat gesagt, dass er gestern Abend noch kommen sollte. Da ich ihn aber gestern nicht gesehen habe, befürchte ich, er ist am Morgen zu uns gekommen. Langsam lege ich die Hand auf den Türgriff und drücke diesen runter.

„Morgen, Schatz. Setz dich.", begrüßt Mom mich. Sie strahlt mich an. Ihre blonden Haare zu einem strengen Dutt hinter gebunden. Sie hat eine Tasse Kaffee in der Hand und liest die Zeitung. Wie kann man um diese Uhrzeit denn schon wach sein und dann noch mit so viel Energie? Ja, ich bin zwar kein Morgenmuffel, aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch wirklich ansprechbar um halb sechs in der Früh bin. Das ist auch der Grund, wieso sie von mir nur ein Brummen bekommt, was ein „Morgen" hätte sein sollen.

Während ich mir mein morgendliches Glas Wasser einschenke, frage ich Mom, wo Pete sei. „Bei sich zu Hause, Schatz. Wieso?" Erleichterung durchflutet meinen Körper und meine gestraften Schultern entspannen sich.

„Nein. Nur so." Ein Nicken meiner Mutter.

Mit dem Nutella und Wasserglas bewaffnet begebe ich mich an den Tisch. Gerade beiße ich in meine Köstlichkeit, auch Nutellatoast genannt, als die Tür aufgeht. „Hey, ihr Hübschen." Auch Alex hat diese gute Laune am Morgen. Wieso ich nicht? Das ist voll unfair. Aber ok. In der Hinsicht komme ich wohl oder übel mehr nach Papa.

Mom und ich lächeln Alex an und begrüßen ihn ebenfalls. Dann kommt er auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Backe, Mom einen auf die Stirn, bevor er sich nun auch niederlässt.

Wir drei essen genüsslich auf und Alex und ich verkrümeln uns in unsere Zimmer, um uns anzuziehen.

Fertig angezogen stehe ich im Flur vor dem Zimmer meines Bruders. Ich klopfe an. Als er mir den Eintritt gewährt, trete ich ein. „Wo ist deine Schultasche?", frage ich, woraufhin er in eine Ecke neben den Schreibtisch zeigt. Ohne weitere Worte gehe ich dort hin und nehme diese an mich, damit er es nicht tragen muss. Es ist wahrscheinlich ziemlich schwer mit Krücken auch noch einen Rucksack zu tragen, der die Hälfte deines Gewichts beträgt.

„Rick steht unten. Komm.", informiert er mich und legt sein Handy auf den Tisch, um sich den Pulli über das Shirt zu ziehen.

Als auch er fertig ist, humpelt er die Treppen hinter mir runter. „Wir sind weg. Bye.", rufen wir beide im Chor, was uns zum Schmunzeln bringt.

Draußen sieht Rick uns und steigt sofort aus, um mir Alex' Tasche abzunehmen und sie mit meiner zu seiner in den Kofferraum zu verfrachten. Dort finde ich außerdem Ricks Lacrosse-Ausrüstung. Normalerweise würde Alex ebenfalls zum Training gehen, doch wegen seiner Verletzung kann er das für eine Weile vergessen.

Während Alex hinten Platz nimmt, setze ich mich neben Rick auf den Beifahrersitz. Es ist ruhig im Auto, da es Montag ist und noch niemand von uns wirklich wach. Aber plötzlich kommt das Lied Ride it von Regard. Eines von unseren Lieblingsliedern, weswegen wir alle einen Blick tauschen und aus vollem Halse anfangen zu singen. Von einer Sekunde auf die nächste sind wir hellwach.

Auf dem Weg zur Schule singen und lachen wir noch so viel, dass mir am Ende meine Wangen schmerzen. Rick übernimmt das Tragen von Alex' Schultasche, da er eh die meisten Kurse mit ihm zusammen hat.

Not you. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt