Kapitel 49

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Adela

Es ist Samstag. Als ich am Morgen aufwache, bin ich weniger explosiv gelaunt. In der Tat freue mich sogar, dass es Samstag ist. Ich darf heute arbeiten gehen. Und ich sehe Charlie wieder. Denn Tony kann heute nicht arbeiten, weswegen sie einspringen muss. Außerdem werde ich nicht in Versuchung geführt, über Jayden zu reden.

Voller Elan mache ich mich auf den Weg in die Küche, wo Mom und Alex bereits auf mich warten. Wie jedes Mal läuft die Musik aus der Anlage und es brutzelt bereits in der Pfanne vor sich hin.

„Morgen.", gebe ich von mir. Die beiden erwidern meine Begrüßung, jedoch etwas perplex über meine gute Laune am Morgen. Ich habe das Gefühl, es wird ein guter Tag. Zuversichtlich setze ich mich neben Mom, woraufhin Alex uns beiden ein Teller mit Rührei hinstellt.

Bis zwei Uhr bleibe ich im Zimmer und versuche, an nichts zu denken. Aber dann wandert mein Blick zur Uhr und unwillkürlich frage ich mich, ob Jayden wohl schon in Charleston ist. Ich seufze.

Bis es Zeit wird, mich für die Arbeit fertig zu machen, habe ich mein Buch beendet. Ich lege es zur Seite und höre einfach auf die Musik, die aus meiner Anlage läuft. Gerade kommt ein Liebeslied. The heart wants what it wants von Selena Gomez. Ich beschließe, es einfach anzuhören und lasse es laufen, aber als es zu Ende ist, kommt ein weiteres Liebeslied, was mich genervt stöhnen lässt. Ich rolle mich herum, sodass ich dieses überspringen kann. Doch anscheinend habe ich nur noch solche Lieder auf meinem Handy.

Mit aller Macht versuche ich, nicht an Jayden zu denken. Nur kann ich nicht verhindern, dass die Erinnerungen an Jayden und mich wie Alpträume überfallen. Und als Cristina Grimmie von einer Liebesbeziehung singt, die anscheinend nur ein Traum war, rollen mir endgültig die Tränen mein Gesicht herunter. Es beschreibt meine Situation gerade perfekt. Aber auch da schalte ich nicht weiter, sondern höre alle Lieder an. Dann wird es Zeit, mich für die Arbeit fertig zu machen.

Also stehe ich auf. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust will nicht verschwinden, aber damit muss ich jetzt wohl leben. Irgendwann wird es nicht mehr so wehtun. Irgendwann werde ich ihn wieder vergessen. Meine Gefühle für ihn. Die Momente mit ihm werden mir so unbedeutend erscheinen. Irgendwann.

Natürlich hat Charlie gemerkt, dass ich nicht auf der Höhe bin heute, hat aber das Thema nicht angesprochen. So, als hätten wir eine Stumme Vereinbarung getroffen, uns heute gegenseitig nicht zu fragen, was los ist, denn sie sieht auch nicht besser aus. Sie wirkt erschöpft und müde. Aber seit dem einen Mal, als ich ihre Handgelenke gesehen habe, sind sie nicht wieder aufgetaucht. Aber sie hat seitdem ihre Ärmel auch nicht hochgekrempelt, also hätte ich eh nichts sehen können.

Es geht ihr emotional nicht gut. Als würde sie etwas bedrücken. Aber ich spreche sie nicht drauf an, genauso wenig, wie sie mit mir über mich redet. Wir finden komischer Weise Themen, die nichts mit dem zu tun haben, mit dem wir uns zurzeit rumschlagen müssen. Wir reden über die Kunden, die Schule, was wir im Springbreak machen wollen.

Aber ohne, dass ich hätte ein Wort sagen brauchen, muntert sie mich auf. Einfach damit, dass sie ist, wie sie ist. Sie versucht mich die ganze Zeit zum Lachen zu bringen, was auch klappt. Wobei ich eher vermute, dass sie sich selber ein wenig ablenken möchte. Doch damit habe ich kein Problem.

Niemand sonst scheint Charlies oder meinen Gemütszustand zu bemerken, außer uns beiden, was uns nur gelegen kommt. Als wir uns begrüßt haben, hat sie zwar wie sonst auch immer strahlend gelächelt, aber etwas hat gefehlt in ihrem Blick. Sofort hat sie mich danach gefragt, ob bei mir alles in Ordnung sei, da ich etwas geplagt aussehe. Ich habe gesagt, ich wolle nicht wirklich darüber reden, was sie verstehend angenommen hat. Und als ich sie dann gefragt habe, ob sie ok ist, hat sie mit demselben Satz geantwortet. Dann haben wir uns beide schweigend an die Arbeit gemacht. Und doch hat uns unsere gegenseitige Anwesenheit beruhigt und aufgemuntert. Sie hat uns beide scheinbar vergessen lassen, was sonst noch so los ist.

Not you. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt