Kapitel 44

56 7 0
                                    

Jayden

Ich drehe sie um und lege meine Hände um ihre Taille. Ihr Duft verschlägt mir für einen kurzen Moment den Atem. Sie riecht auch jetzt noch nach Kokos und etwas Blumigem. Ich habe bis heute nicht herausfinden können, was das denn für eine Blüte ist. Und eventuell würde ich das auch nicht mehr.

„Nur noch dieses eine Lied, Dela.", hauche ich ihr ins Ohr, was sie in meinen Armen erzittern lässt. Sie wirft ihren Kopf zurück, sodass ich direkten Blick auf ihren verführerischen Hals habe. „Wir müssen auch nicht reden." Ich kann sehen, dass sich ihr Brustkorb recht schnell hebt und senkt, was mir aus unerfindlichen Gründen Genugtuung verschafft. Vielleicht wird ja doch noch alles gut.

Von ihrer Reaktion beflügelt versuche ich es weiter. „Bitte.", flüstere ich erneut ganz nah an ihrem Hals. Ich brauche nur meinen Kopf ein winziges bisschen zu drehen und meine Lippen landen auf ihrem Hals.

Ich lasse meine Hände an ihren Seiten auf und ab gleiten. Mein Herz pumpt unerbittlich Blut durch meinen Körper. Es hämmert regelrecht gegen meine Brust, sodass ich Angst habe, sie könnte es spüren. So nah stehen wir uns. Ihre Kurven schmiegen sich an meinen Körper, was diesmal mir einen Schauer über den Körper jagt.

Als ich ihr ins Gesicht blicke, sehe ich, wie sie sich auf die Unterlippe beißt. Sie beißt sich verdammt nochmal auf die Unterlippe. Wenn ich dachte, ich müsse mich vorher anstrengen, um sie nicht zu küssen, kämpfe ich geradezu dagegen an, sodass es mir körperlichen Schmerz bereitet. Aber ich zwinge mich, mich zurückzuhalten. Aber das Ziehen in meiner Brust kann ich nicht unterdrücken.

Es ist, als würde sich mein ganzer Körper nach ihr sehnen. Als wären all meine Sinne nur auf Adela ausgeprägt worden. Sie ist zum Mittelpunkt meines Lebens geworden. Eigentlich sollte es mir Angst machen. Ich sollte schon längst über alle Berge sein, nachdem Monica mich betrogen hat, wobei sie gesagt hat, sie wäre noch nicht bereit für eine Beziehung. Es sollte mir Sorgen bereiten, dass ich mich so sehr zu ihr hingezogen fühle. Aber erstaunlicherweise überfluten mich nur Glücksgefühle, wenn ich an uns beide denke. Die Momente, in denen wir zusammen waren. Diese werden für die Ewigkeit in meinem Gedächtnis eingebrannt sein.

Ich kann ihren Herzschlag spüren. Ihr Herz rast ebenfalls. Ich war so sehr in Gedanken, dass ich beinahe nicht bemerkt hätte, wie sie nickt. Diese Bewegung ist so winzig, dass jeder andere hier sie vermutlich übersehen hätte, aber ich spüre sie genau auf der Höhe meines Herzens.

Adelas Augen sind geschlossen, ihre Lippen ein Stückchen geöffnet, vom Alkohol gerötet. Ihre Wimpern berühren ihre Wangen. Sie beginnt, sich im Takt der Musik zu bewegen. Sie legt ihre Hände auf meine. Automatisch passe ich mich ihren Bewegungen an. Ihr Kopf ruht noch immer auf meiner Brust. Meiner lehnt nach wie vor an ihrer Wange, damit ich weiterhin ihren Duft einatmen kann.

Das Gefühl, ihr so nah zu sein und sie doch nicht richtig berühren zu dürfen, killt mich langsam von innen nach außen. Es zerreißt mich. Da bei mir der Gedanke rumspukt, dass das wohl unser letztes Aufeinandertreffen sein könnte, genieße ich das in vollen Zügen. Auch ich lasse mich wie Adela in meinen Armen von der Musik treiben. Solange das Lied noch nicht zu Ende ist, vermeide ich jeden Gedanken an danach. Ich weigere mich zu glauben, dass alles vorbei ist. Aber wie soll ich sie überzeugen, wenn sie mir noch nicht einmal zuhören will? Das ist praktisch unmöglich.

Ich habe das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Nur noch sie und ich existieren in diesem Universum. Der Bass dröhnt unter meinen Sohlen. Hin und wieder streift mein Mund ihre Wange. Zufrieden beobachte ich, wie sich eine Gänsehaut an ihrem zärtlichen Körper ausbreitet.

Plötzlich dreht sie sich langsam um und sieht mich an. Ein Wirbel aus Empfindungen fegt durch ihre Augen. Verzweiflung, die mit Sehnsucht kämpft, Trauer, die zwischen Wut schwankt, Entschlossenheit, die bröckelt und etwas wie Bedauern, welche mir Hoffnung gibt, mich aber auch gleichzeitig umhaut. Sie öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn dann aber wieder. Adela schluckt und öffnet ihn wieder.

Not you. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt