Jayden
Ich stehe im Flur meiner Wohnung und starre ihr hinterher. Ich habe es aufgegeben, sie zu rufen. Sie würde nicht kommen. Ich habe ihr dabei zugesehen, wie sie diese Wohnung verlässt. Ich habe gehört, wie die Türe unten ins Schloss gefallen ist, als sie das Gebäude verlassen hat. Die Türe hat sich mit einem lauten Knall geschlossen und ich habe das Gefühl, das stand auch für Adelas Tür. Sie hat mich ausgeschlossen. Ein für alle Mal. Wieso auch nicht. Ich habe nichts Geringeres verdient.
Damit, dass sie hier sein würde, wenn ich nach Hause komme, habe ich überhaupt nicht gerechnet. Erst recht nicht damit, dass mich die Polizei anruft und mir mitteilt, dass das Video funktioniert und man alles genau so sehen kann, wie ich es vor einem Jahr beschrieben habe. Sie haben mir mitgeteilt, dass ich unschuldig wäre. Dass sie den Typen, der dafür verantwortlich war, schnappen würden, es gäbe neue Hinweise. Anscheinend kein einmaliger Täter.
Mitten auf dem Parkplatz kam der Anruf, sodass ich einfach abgehoben habe, ohne mich mental darauf vorzubereiten. Ich wollte nur so schnell wie möglich nach Hause und hätte zu allem Ja und Amen gesagt, da ich einen langen Tag hatte. Obwohl ich mir nämlich vorgenommen hatte, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, wie die Uni, hat mich die Nacht mit Adela nach wie vor verfolgt.
So sehr war ich von allem um mich herum abgelenkt, dass ich zusammengezuckt bin, als mein Professor in Fotografie hinter mich getreten ist und mich auf das Bild auf dem Bildschirm meines Laptops angesprochen hat. Ob ich eine neue Reihe angefangen hätte. Auf dem Bildschirm war Adela drauf. Wie sie am See in Jacksonville stand und zufrieden lächelte. Ihre Haare offen, die Augen geschlossen. Es war einfach perfekt. Sie ist perfekt.
Nach dem Anruf wollte ich nur noch mit Cameron darüber reden, weil er selber dabei war. Er ist sofort losgefahren, sodass wir gleichzeitig auf dem Parkplatz vor meiner Wohnung angekommen sind. Ich habe ihm alles erzählt. Von Anfang des Anrufs, bis zum Schluss. Die kleine Tatsache, dass Adela durch den Unfall ihren Dad verloren hat, habe ich dabei bewusst ausgelassen.
Aber als ich mich nicht mehr beherrschen konnte und alles rausgeschrien habe, was mich eigentlich beschäftigt, wusste ich nicht, dass Adela im Nebenzimmer steht. Nie im Leben hätte ich dann so die Beherrschung verloren. Und nie im Leben werde ich ihren entsetzten Gesichtsausdruck vergessen. Sie war total blass. Ihre Augen vor Schock geweitet. Als sie mich davon abgehalten hat, sie zu berühren, hätte sie mir genauso gut ein Messer ins Herz rammen können. Ich schätze, genau das habe ich bei ihr gemacht. Ich habe sie noch nie so wütend gesehen. Sie ist immer blasser und lauter geworden, hat mich mit so einer Emotionslosigkeit angesehen, dass es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen ist. Als sie gedroht hat, umzukippen, habe ich instinktiv reagiert und sie berührt. Dabei weiß ich, dass ich das nicht sollte. Sie will nicht von mir berührt werden. Ich konnte aber auch schlecht zulassen, dass sie mir auf den Boden fällt und sich womöglich noch was aufschlägt. Aber da hat sie sich bereits an der Kommode an der Wand abgestützt. Kurz darauf ist sie aus der Wohnung gestürmt. Sie hat mich nicht einmal ausreden lassen. Hat mich nichts erklären lassen. Sie ist einfach aus der Wohnung gestürmt. Und weg war sie.
Ich raufe mir die Haare, reibe mir übers Gesicht, schnaube verächtlich auf, dann fege ich alles, was auf der Kommode neben mir steht, herunter. Die Sachen landen auf dem Boden. Ordner von Logan. Bücher von mir. Mein Thermosbecher. Die Schüssel für die Schlüssel, welche scheppernd auf dem Holzboden zerbricht. Logan und Cameron haben sich in der Zweit irgendwo hin verzogen, wo wir ungestört waren. Das rechne ich meinem Mitbewohner hoch an. Jeder andere wäre stehen geblieben und hätte alles genau mitverfolgt. Womöglich noch mit einer Schüssel Popcorn in der Hand. Doch nicht Logan. Er respektiert das Wort Privatsphäre. Und er achtet auch auf diese.
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Not you. Please.
Romance》Band 1《 Nach einem Unfall, bei dem Adela ihren Vater verloren hat, befindet sie sich nur noch auf Autopilot. Sie versucht für jeden da zu sein und alle glücklich zu machen. Dabei wacht sie jede Nacht schreiend aus ihren Träumen auf. Eines Tages beg...