Kapitel 34

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Jayden

Im Wohnzimmer, welches wir für das Essen heute in Beschlag genommen haben, sitzen schon die meisten. Fehlen abgesehen von uns nur noch Jazmin und Chris. Ich führe Adela zu freien Plätzen und ziehe ihr den Stuhl zurecht, damit sie sich setzen kann. Ich tue es ihr gleich. Das Bild von vorhin, wie sie Riley die Haare gemacht hat, blitzt wieder vor meinem inneren Auge auf und ich lächele. Während ich Adela aus dem Augenwinkel immer noch mustere, bekommt sie einen Haufen Komplimente, wie schön sie doch heute aussähe. Da stimme ich ihnen vollkommen zu. Sie sieht hinreißend aus. Als sie vorhin aus dem Bad gekommen ist, dachte ich ein Engel steht vor mir. Es hat mir die Sprache verschlagen und ich hätte mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckt.

Adela hat den Kopf gesenkt und errötet leicht, weil sie nicht so gut mit Komplimenten umgehen kann, was ich echt schade finde, denn sie sollte sich eingestehen, dass sie wunderschön ist. Wer hat ihr Selbstbewusstsein so zerstört? Sie dankt jedem einzelnen schüchtern und ich erlöse sie aus dem Scheinwerferlicht, als ich frage, was es denn zum Essen geben würde.

In genau diesem Moment kommen Jazzy und Chris ins Wohnzimmer. Sie hat eine enge helle Jeans an und eine weiße Bluse mit einer schwarzen dünnen Schleife am Kragen, welche bis zur Hälfte ihres Oberkörpers geht. Chris ist auch so ähnlich angezogen. Weißes Hemd und dunklere Jeans, die Ente und Kartoffeln in der Hand. Auf dem Tisch stehen bereits viele Salate und weitere Beilagen, von denen wir uns alle etwas rauflegen.

Während des Essens reden alle durcheinander. Jeder mit jedem. Die einzige, die sich aber nicht in die Gespräche mit einklinkt, ist Adela. Sie schaut stumm auf ihren Teller, auf dem nur ein paar Kartoffeln liegen und ein kleines Stückchen Fleisch.

„Hey. Dela.", wispere ich, was sie zu mir schauen lässt. „Bei dir alles in Ordnung?" Ich streiche mit meiner Hand über ihr Bein und berühre den Streifen nackte Haut.

„Ja." Sie sieht wieder in ihren Teller und stochert darin herum. Jeden andere hätte sie mit dem Lächeln, das sie mir zugeworfen hat, täuschen können, aber ich weiß es besser. Es hat ihre Augen nämlich nicht erreicht, wirkte gezwungen. Ohne, dass ich hätte weiter etwa sagen müssen, legt sie ihre Gabel und das Messer wieder ab. Sie sieht mich kopfschüttelnd an. „Nein." Sie atmet aus. „Aber es wird schon." Wen versucht sie zu überzeugen? Sich selbst oder mich?

„Wenn du weg willst, sag Bescheid. Ich erfinde was."

„Danke, Babe." Sie lächelt mir erneut zu. Diesmal echter, weshalb ich mich entspannt wieder meinem Essen widme.

Ich werde über mein Studium ausgefragt, wobei sich meine Hand unbewusst um meine Gabel krampft. Natürlich würde ausgerechnet Mom diese Frage stellen. Sie ist schließlich diejenige, die nicht will, dass ich das studiere, was ich zurzeit studiere. Ich antworte, dass ich nur Bestnoten schreibe, was auch stimmt. Die Punkteliste führe ich fast jedes Mal an. Gelegentlich bin ich auch unter den Top fünf. Aber hey, was soll's. Nur Dad scheint aufrichtig an dem interessiert, was ich über das College und Fotographie erzähle.

Wie Adela und ich uns denn eigentlich kennengelernt haben war auch noch so ein großes Thema auf Moms Liste, die sie ihren Sohn unbedingt fragen will. Und Cameron wäre nicht Cameron, wenn er nicht hier seinen Senf dazu gegeben hätte. Er behauptet, dass wir uns nur durch ihn getroffen haben, was Adela und ich beide jedoch nicht abstreiten können. Dieses Thema aber bringt einen neuen Punkt auf die Liste der Fragen, die die anderen uns stellen wollen. Jetzt wird Cam gerade über seine Freundin ausgefragt, Mijou, was wiederrum Adela und mich aus dem Schussfeuer befördert.

„Schatz. Du hast ja fast gar nichts angerührt.", stellt Allen fest, woraufhin Adela sich neben mir versteift.

„Bin wahrscheinlich noch satt wegen den ganzen Gerüchen in der Küche während des Kochens. Du weißt, dass das bei mir öfters vorkommen kann, Mom." Entschuldigend lächelt sie ihre Mutter an, die verstehend nickt. Damit scheint das Thema fürs erste gegessen zu sein. Adela ist dennoch weiterhin in Gedanken. Mal lächelt sie leicht, was aber kurz darauf wieder verschwindet. Ich muss ihre Gedanken nicht lesen können, um zu wissen, woran sie denkt. Ihren Dad. Auch das zweite Weihnachten ohne ihn muss bestimmt hart sein. Da frage ich mich allerdings schon, wie Allen jetzt so glücklich sein kann, wo doch ihre beiden Kinder noch nicht ganz damit abgeschlossen haben. Alex hat den ganzen Abend nämlich auch schon dieses falsche Lächeln aufgesetzt, wie ich es früher auch machen musste, wenn wir für ein gemeinsames Bild für die Presse posieren mussten. Seine sonst so lebensfröhliche Ausstrahlung ist aus seinen Augen verschwunden, ebenso wie ich bei Adela diese goldenen Sprenkel nicht mehr sehen kann, die immer dann auftauchen, wenn sie glücklich ist. Und ich würde vieles dafür geben und tun, damit diese wieder auftauchen.

Not you. Please.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt