Adela
Pete wurde von Mom noch letzte Nacht rausgeschmissen, da er seine Wohnung noch nicht verkauft hatte. Anscheinend war er gestern auch noch sturzbesoffen.
Die nächsten Tage blutet mein Herz sogar noch mehr als in der vergangenen Woche. Am Sonntag hat Tony mich die ganze Zeit aus Adleraugen gemustert. Als würde er darauf warten, dass ich in Tränen ausbreche. Nein, nicht mit mir. Es ist Zeit, ihn zu vergessen.
Am Montag erledige ich meine Routine vor der Schule, bevor Rick Alex, Mijou und mich zur Schule fährt. Mom wirkt noch immer etwas mitgenommen, aber sie ist Arbeiten gegangen. Genauso wie ich versucht sie, weiterzumachen. Zum Teil erfolgreich. Am Vormittag reicht mir die Zeit nicht, um an Jayden zu denken, da mich der Unterricht voll einspannt. Außerdem geben uns die Lehrer für zu Hause wieder einmal viele Hausaufgaben auf, über die ich mich zum ersten Mal in meiner Schullaufbahn nicht beschwere, da sie mir eine willkommene Ablenkung bieten, die ich freudig begrüße. Also verbringe ich meine Nachmittage mit Hausaufgaben und –arbeiten im Haus.
Am Abend lese ich, bis ich einschlafe, um gegen halb drei jedoch wie jedes verdammte Mal geweckt zu werden. Ich schrecke mit einem Schrei auf. Meine Klamotten sind durchnässt und mein Schädel dröhnt. Mein Atem geht immer noch heftig. Ich presse mir eine Hand vor den Mund, um nicht doch noch anzufangen zu weinen. Ich nehme tiefe Atemzüge, um mich zu beruhigen, was aber nicht so leicht klappen möchte.
Dieses Mal war es anders. Der Anfang war wie jedes Mal, aber was dann geschieht, entspricht nicht mehr der Wirklichkeit. Denn sobald ich draußen auf dem Boden sitze und meinen Vater im Arm habe, spüre ich eine Gestalt hinter mir. Ich drehe mich um und erblicke Jayden dort, der besorgt auf mich herabschaut. In der nächsten Sekunde hat er sich neben mich gekniet und trocknet meine Tränen mit seiner Hand, die sanft über mein Gesicht streichelt. Völlig aufgelöst schmiege ich mich an ihn, woraufhin er mich sofort in den Arm nimmt und mich fest umarmt. Er ist derjenige, der mich hält, meine Tränen trocknet und bei mir ist.
Unbewusst habe ich mein Handy von der Kommode genommen und gehe zu meinen Kontakten. Mein Verstand kommt gar nicht mehr mit, so schnell reagiert mein Körper. Bevor ich alles noch rechtzeitig stoppen kann, drücke ich auf den grünen Hörer.
Es tutet einige Sekunden, bis jemand abhebt. „Dela?"
Mein Herzschlag beschleunigt sich wieder. Er hat tatsächlich abgenommen.
„Dela? Alles in Ordnung?", will Jayden wissen, als ich nicht geantwortet habe.
„Hi, Jayden.", bringe ich leise hervor. Und plötzlich fließen die Tränen. Alles überkommt mich mit einem Mal. Der Alptraum. Der Schmerz, als ich an Dads Tod zurückdenke. Petes Versuche. Jayden, der mich am Samstag gerettet hat. Der bei mir geblieben ist. Der für mich da war, als es niemand sonst war.
Die Tränen kullern mir die Wange runter und landen auf meiner Decke. Aber ich gebe keinen Ton von mir. Keinen einzigen.
Ich weiß selber nicht, wieso ich von allen Personen, die ich hätte anrufen können, ausgerechnet ihn gewählt habe.
„Hey.", fährt er sanft fort, aber ich höre seine Besorgnis raus. „Rede mit mir.", flüstert er in mein Ohr. Und da wird mir bewusst, wieso ich ihn angerufen habe. Ich musste seine Stimme hören. Einfach wissen, dass er doch noch da irgendwo ist. „Adela.", versucht er es erneut, als ich wieder nichts sage. „Alles ok bei dir?"
„Ja?" Meine Stimme klingt nasal. Ich weiß auch nicht, wieso ich ihn angelogen habe. Was mache ich mir eigentlich vor? Er kennt mich inzwischen gut genug. „Eigentlich nein.", korrigiere ich mich. Ich reibe mir übers Gesicht. Und seufze lange. „Weißt du, Jayden?" Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Ich weiß gar nicht, weshalb ich dich angerufen habe. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken. Vergiss, dass es diesen Anruf gab.", blubbere ich drauf los.
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Not you. Please.
Romance》Band 1《 Nach einem Unfall, bei dem Adela ihren Vater verloren hat, befindet sie sich nur noch auf Autopilot. Sie versucht für jeden da zu sein und alle glücklich zu machen. Dabei wacht sie jede Nacht schreiend aus ihren Träumen auf. Eines Tages beg...