Part 21. | Angst

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P.O.V Harry

Louis sah mich mit großen, rot aufgequollenen Augen an und schluckte schwer als ich einen Schritt in seine Richtung setzte.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und beobachtete ihn. Er sah so verdammt verängstigt und zerbrechlich aus.

Hatte er Angst vor mir?

Wieso interessierte es mich überhaupt?

„Ich würde dich niemals absichtlich verletzen, Louis. Das im Club, ich habe nicht gemerkt das ich dich verletzt habe. Ich war so sehr auf den verdammten Typen konzentriert, der uns beleidigt hat, dass ich-„
Ich hielt inne als sich der kleine vor mir in meine Arme warf, sich fest an mich klammerte, sein Gesicht in meine Brust drückte und auf einmal anfing laut zu schluchzen.

Ich legte vorsichtig meine Arme um ihn. Mein Kinn lag mittlerweile behutsam auf seinem Kopf, während ich ihm mit sanften und leichten Bewegungen über seinen Rücken strich. Ich merkte wie Louis sich leicht entspannte, seine Schluchzer blieben jedoch unverändert.

„H-Harry..", flüsterte er leise, stoppte dann jedoch mitten im Satz. Ich konnte ihn nur schwer verstehen, da mein Pullover den ich mir übergezogen hatte sein Geflüster noch weiter abdämpfte. „Was ist los? Erzähl es mir.", sagte ich ruhig und entfernte mich leicht von Louis, um ihm in die Augen schauen zu können. Er traute sich nach einiger Zeit hoch in meine Augen zu gucken.

Seine blauen Augen waren mit Tränen gefüllt, weswegen sich meine Augenbrauen zusammenschoben. Ich strich Louis behutsam eine Träne weg, die erneut über seine Wange kullerte und ließ meine Hand an der Stelle ruhen.

„W... Würdest du- Würdest du Dinge mit mir tun, die ich nicht will? Also- Würdest du mich... ausnutzen?", flüsterte er ängstlich und mit zitternder Stimme, während er unruhig mit seinen Händen spielte.

Wie kam er auf solche Gedanken? Egal wie weit es gehen würde, ich würde niemals irgendwen zwingen Dinge zu tun, die er nicht tun wollte. Auch wenn ich keine Beziehung mit Louis eingehen würde, denke ich nicht das ich ihn dadurch ausnutze. Immerhin mache ich mir Gedanken um ihn und das was er will oder was ihm am besten tut.

Wieso dachte er so von mir?

„Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?", fuhr ich ihn leicht an und sah, wie er leicht zusammenzuckte. „Äh- I- Ich.. Also-" „Hört auf zu stottern verdammt. Ich verstehe kein Wort" Meine Stimme war genervt und verzweifelt.

Habe ich ihn gezwungen etwas zu tun was er nicht mochte? Ich fragte immer ob ihm es gefiel wie ich ihn berührte bevor ich weitermachte und jedes mal bejahte er es. Bereute er unser Bad zusammen?

„Es- Es tut mir leid" Und erneut weinte der jüngere vor mir, legte seine Hände über seine Augen und ließ seinem Mund laute Geräusche entkommen.

Ich war frustriert. Anstatt jetzt weinend im Badezimmer zu stehen könnte er zusammen mit mir im Bett liegen- verdammt es war doch spät genug? Bevor ich ins Bad kam zeigte die Uhr 03:38 Uhr an. Bis wir schliefen war es bestimmt halb 5.

Ich fuhr mir frustriert durch meine Haare und atmete laut aus.
Ich konnte noch nie gut mit Menschen umgehen die weinten. Ich wusste nicht wie ich sie trösten sollte und offensichtlich war ich überhaupt erst der Grund, weshalb Louis in Tränen ausbrach.

„Louis bitte.. es tut mir leid, ich verstehe einfach nicht wieso du so von mir denken würdest. Ich bin jedes mal bedacht mich zu vergewissern ob dir die Dinge gefallen die wir tun", sagte ich seufzend und fuhr über meine Augen, die so langsam schwer wurden. Ich war wirklich müde und abgenervt von der ganzen Situation.
Wie oft sollte ich mich noch entschuldigen und sagen, dass es nicht meine Absicht war?

„I-Ich geh schlafen...", flüsterte der kleinere vor mir und huschte schnell an mir vorbei aus dem Badezimmer, ohne dass ich ihn aufhalten konnte.

Es war wahrscheinlich besser so, vielleicht sah die Welt für ihn morgen schon ganz anders aus.

...

Und das tat es natürlich nicht. Die gesamten beiden Tage, die wir noch in Amsterdam verbrachten hielt Louis sich von mir fern. Er war zwar nicht mehr verängstigt oder hat geweint, nahm jedoch trotzdem immer Abstand sobald ich ihm auch nur ein bisschen näher kam.
Wenn wir zusammen im Bett lagen rückte er weit an sein Bettende, sodass ich nichtmal daran denken konnte ihm näher zu kommen.

Es nervte mich.

Nicht, dass ich nicht das bekam was ich wollte, sondern das er nicht mit mir redete, das tat er nämlich auch nur spärlich. Ich hatte keine Ahnung was im Kopf von Louis passiert war, warm er mich abblockte und sich so verdammt nervig verhielt.

Meine Gedanken lagen die ganze Zeit nur bei ihm, ich kann es mir selbst nicht erklären. Ich war genervt von Jennifer, wenn diese versucht hatte mich Abends noch auf ihr Zimmer einzuladen oder überhaupt mit mir redete. Beim Frühstück galten meine Augen nur dem schüchternen Jungen vor mir, der auf seinen Teller starrte und stumm aß während Jennifer mir weitere ihrer Lebensgeschichten erzählte, denen ich nichtmal annähernd meine Aufmerksamkeit schenkte.

Und so vergingen die letzten beiden Tage in Amsterdam. Wenn Jennifer arbeiten musste bin ich mit Louis in die Stadt gegangen, jedoch redete er nichtmal dann wirklich mit mir. Er schaute sich alles alleine an, machte Bilder, war am Handy und schenkte mir keinen einzigen Blick.
Wenn wir zusammen essen gingen waren die Gespräche stumpf und knapp. Jedes mal wenn ich wieder darüber reden wollte was mit ihm los war blockte er lediglich ab und konzentrierte sich auf andere Dinge.

Im Flugzeug zurück saßen wir nichtmal nebeneinander. Dieses mal hatte er sich an das Fenster gesetzt, ich saß am Gang. Ich wusste, dass er es mit Absicht getan hatte was mich umso wütender machte.

Wieso suchte er dem Abstand zu mir?

Jennifer reizte meine Nerven mich ganzen Stunden die wir in der Luft waren noch mehr, schlief auch noch an meiner verdammten Schulter ein.

Um alles zusammenzufassen, ich war abgefuckt von der ganzen Situation. Sehr abgefuckt. Ich hatte mir weitaus mehr unter Amsterdam vorgestellt, konnte den Aufenthalt in der Stadt nichtmal annähernd genießen und war sogar froh, als wir auf dem Weg zurück ins Camp waren.

Und all das nur weil ein kleiner, blauäugiger Junge mir meinen Kopf verdrehte.

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All the Love T.

Fucking Feriencamp || L.S ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt