Erinnerungen an Sephiroth

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Lunaria wusste in diesem Moment nicht, was er noch denken sollte. Sephiroth hatte gesagt, dass Angeal ihn auch verraten hatte, doch dieser hatte ihn nun beschützt. Auch Zack wollte ihm nie etwas Böses, gleichzeitig konnte der junge Mann ihm aber nicht vergeben, weil er Sephiroth schwer verwundet und ihn schließlich in den Selbstmord getrieben hatte. Ohne noch etwas zu sagen und noch immer geschwächt stand Lunaria nun auf und taumelte zur Tür. Es war ihm nun auch egal, ob Cloud und Zack ihm folgen oder in der Villa bleiben würden. Mit seiner rechten Hand hielt er sich eine Wunde am Bauch. Diese war zwar nicht tief, jedoch schmerzte sie mehr als die anderen. Nachdenklich sahen Cloud und Zack Lunaria hinterher. Zack wollte ihm folgen, doch der Blondhaarige hielt ihn davon ab. "Lass uns zurückgehen. Lunaria braucht noch Zeit für sich." Zack nickte seinem Freund einfach nur zu und ging schließlich mit ihm zurück zu den Anderen.

Für Lunaria wirkte alles wie ein Traum. Die Geräusche in der Umgebung klangen stumpf und auch seine Sicht hatte sich ein wenig verschlechtert. Er wusste nicht, ob es an den Schmerzen oder dem Stress lag. Seit Sephiroth's Tod hatte er auch kaum etwas gegessen. Mittlerweile war es auch schon wieder dunkel geworden, doch noch immer wollte er nicht zurück in die Villa. So setzte er sich schließlich an einen Baum, zog die Beine eng an sich heran, legte die Arme um diese und versteckte sein Gesicht zwischen seinen Knien. Durch diese Position schmerzte seine Wunde noch mehr, doch dies war Lunaria nun auch egal. Einige Minuten verharrte er regungslos unter dem Baum bis er Schritte hörte und dadurch aufschreckte. "Du solltest um diese Zeit nicht alleine hier draußen sein..." Es war Angeal, welcher nun näherkam und Lunaria eine Heilmateria reichte. "Es gibt momentan nicht viele aber du kannst sie nutzen. Ich brauche sie nicht." Zögernd sah Lunaria nun auch zu der grün leuchtenden Kugel. Als er jedoch erneut einen kurzen, stechenden Schmerz im Bauch spürte, nahm er diese schließlich dankend an. Vorsichtig versorgte er nun auch die anderen Wunden bis das Glühen der Materia schließlich erlosch. "Ich danke dir...du hast mir erneut geholfen aber...warum bist du eigentlich hier, Angeal?" Es überraschte den Älteren nicht, dass der Kleinere seinen Namen kannte und so setzte er sich schließlich zu ihm. "Wie du sicherlich weißt, sind einige Menschen vor geraumer Zeit aus dem Lebensstrom entkommen...ich bin einer von ihnen. Derzeit wohne ich in einer kleinen Waldhütte, doch als ich wieder nach Nibelheim wollte, um etwas Nahrung zu besorgen, bin ich an der alten Villa vorbeigekommen. Ich sah die aufgebrachten Menschen davor und wollte nachsehen, was vor sich geht." Nachdenklich blickte Angeal nun zu dem sichelförmigen Mond. "Du warst ein Freund von Sephiroth, nicht wahr?" Lunaria sah nachdenklich zur Seite und beobachtete dabei unbewusst ein paar Käfer, welche sich auf einem Stein tummelten. "Sephiroth war mehr als nur ein Freund für mich. Er hat mir so oft geholfen und war einfach für mich da, wenn ich jemanden brauchte. Ich wünschte...ich hätte mehr für ihn tun können. Nun ist er...wegen mir tot." Lunaria erzählte Angeal nun einiges und dieser hörte ihm aufmerksam zu. "Du hast nichts falsch gemacht, im Gegenteil. Sephiroth war niemand, der etwas von anderen erwartete. Er wollte auch nie irgendwelche Geschenke. Für ihn zählte Loyalität mehr als alles andere und wie mir scheint, warst du ihm gegenüber immer loyal...Ich hätte damals nicht Genesis folgen dürfen, doch auch er war mein Freund. Ich kannte ihn seit meiner Kindheit. Wir waren fast wie Brüder. Als wir neu bei Soldat waren und Sephiroth bereits Rang-1 Soldat war, hat er uns zu dieser Zeit schon stets würdevoll behandelt. Es dauerte nicht lange bis wir uns mit ihm anfreundeten." Noch immer nachdenklich sah Lunaria nun auch zu Angeal auf. "Du musstest dich später zwischen Genesis und Sephiroth entscheiden und hast schließlich Genesis gewählt, weil du ihn länger kanntest..." Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Shinra hat uns gegeneinander ausgespielt, doch selbst als Genesis und ich Shinra den Rücken gekehrt hatten, wollte Sephiroth nicht gegen uns kämpfen, doch es gab kein Zurück mehr." Ein leises Seufzen verließ Lunaria's Lippen. Angeal legte nun seine rechte Hand auf die Schulter des Kleineren und blickte nachdenklich zu ihm. "Wenn du möchtest, können wir Sephiroth morgen ein Grab errichten aber nun solltest du zurück in die Villa gehen. Ich werde in der Nähe bleiben und aufpassen, dass niemand näherkommt" Der Jüngere nickte nur leicht. "Ja, das können wir gerne machen...ich bin bis jetzt nicht dazu gekommen. Wenn du möchtest, kannst du auch in der Villa übernachten. Es gibt einige Schlafzimmer."
Dankend nahm Angeal das Angebot an und so gingen beide zurück in das nun unheimlich wirkende Gebäude. Nachdem Lunaria seinem Begleiter ein Zimmer gezeigt hatte, ging er wieder in sein eigenes zurück, legte sich in sein Bett und deckte sich einmal mehr mit Sephiroth's Flügel zu. Für ihn fühlte es sich dann so an, als wäre sein Freund ganz nah bei ihm und würde ihn vor allem beschützen. So dauerte es auch nicht lange, bis der Brünette einschlief.

Am nächsten Tag wurde Lunaria durch den Duft frischen Kaffee's wach. So stand er schließlich auf und folgte diesem bis in die Küche, in welcher Angeal bereits auf ihn wartete. Auf dem Tisch standen auch schon ein paar Brötchen und etwas zum Belegen. "Guten Morgen.", begrüßte Angeal nun den Kleineren, welcher sich nachdenklich an den Tisch setzte und seinen Gast ebenfalls begrüßte. Lunaria hatte keinen Hunger, doch er wollte nicht unhöflich sein und so nahm er sich schließlich das kleinste Brötchen und aß zumindest dieses. Noch immer fühlte es sich falsch an. Angeal bemerkte es, doch er war froh, dass Lunaria wenigstens ein wenig zu sich nahm. Auch wenn er den jungen Mann kaum kannte, wollte er nun für ihn da sein. Der Schwarzhaarige wusste auch, dass Sephiroth es so gewollt hätte. Lunaria schwieg während des Frühstücks, doch innerlich war er froh, dass nun ausgerechnet Angeal bei ihm war. Dieser war sich bewusst, was Sephiroth getan hatte und sprach dennoch respektvoll über diesen. Anders als Zack und den anderen Avalanche-Mitgliedern schien er ihn besser zu verstehen, gerade weil er Sephiroth mit am Längsten kannte. Nach dem Essen wusch Lunaria das Geschirr und Besteck ab, doch auch dabei half ihm Angeal ein wenig. Nachdem sie schließlich damit fertig waren, brach der Schwarzhaarige sein Schweigen. "Hast du dir schon einen Ort für das Grab überlegt?" Lunaria sah mit traurigen Augen zur Seite und nickte ein wenig. "Zunächst dachte ich an Costa del Sol aber...das ist zu weit weg von hier. Ich möchte so oft es geht zu dem Grab. Der Ort an welchem wir gestern Abend waren war eigentlich ganz schön und ganz in der Nähe, gleichzeitig aber auch ein wenig versteckt, sodass die Dorfbewohner das Grab nicht gleich finden." Angeal nickte Lunaria zu. "Das klingt gut. Um den Grabstein werde ich mich kümmern." Der Jüngere spürte, wie ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Mittlerweile hatte er die Hoffnung, dass Sephiroth zurückkehren würde, fast ganz aufgegeben. Ein leises "Danke", kam zitternd über seine Lippen, bevor er schließlich loslief. Lunaria holte noch Masamune und ging schließlich zu dem alten Baum. Dort angekommen, hockte er sich wieder hin und wartete einfach nur, bis Angeal nach einigen Stunden zu ihm kam. Dieser hatte einen größeren, schwarzen Grabstein bei sich und Lunaria lief ihm nun entgegen um ihn beim Tragen zu helfen. Gemeinsam stellten sie diesen nun vor dem Baum auf und Lunaria betrachtete ihn genauer. "In ewiger Erinnerung an einen treuen Freund." stand in silberner Gravur auf dem pechschwarzen Marmor. Ein Flügel und ein paar Federn waren ebenfalls silbern als Zierde eingraviert. Mit Tränen in den Augen dankte Lunaria einmal mehr Angeal, welcher sich nun vor das Grab hockte. Zwar hätte Lunaria dem Schwarzhaarigen gerne geholfen, doch er fühlte sich in dieser Zeit schwächer als je zuvor. Wie in Trance stellte er nun auch Masamune an das Grab. Vor dem Angriff durch die Dorfbewohner hatte er noch ein paar Blumen in einigen Vasen gehabt, doch so hatte er nicht einmal diese mehr. Lunaria konnte natürlich auch nicht mehr nach Nibelheim und so fragte er Angeal, ob dieser ihm noch einmal helfen könnte. Dieser nickte dem Jüngeren wie selbstverständlich zu. "Den Grabstein habe ich in Nord-Corell anfertigen lassen. Wenn du möchtest, kann ich dich dorthin bringen, damit du dir dort ein paar Blumen aussuchen kannst." Einmal mehr wischte sich Lunaria seine Tränen weg und nickte ihm zu. "Ich danke dir...du tust so viel für mich, auch wenn wir uns kaum kennen..." Angeal lächelte nur ein wenig und wartete noch kurz, bis Lunaria Geld aus der Villa geholt hatte und schließlich zurückkam. Er hatte einige Gil von getöteten Gegnern genommen, sodass er nun einiges zum Leben hatte. Nun nahm Angeal den Kleineren und flog mit diesem in die kleinere, eher wüst wirkende Stadt. Dort angekommen, landete er und zeigte Lunaria einen kleinen Blumenladen. Der Jüngere schaute sich einige Zeit um bis er sich schließlich für ein paar weiße Lilien und violette Rosen entschied. Dazu kaufte er auch noch eine wunderschöne schwarze Vase mit violetter Gravur. Nachdem er alles besorgt hatte, brachte ihn Angeal auch zurück nach Nibelheim und somit auch zu dem Grab. Vorsichtig platzierte Lunaria die Vase mit den Blumen vor diesem und hielt noch ein wenig inne. Angeal beobachtete ihn nur stumm. Auf eine gewisse Art war der Ältere froh, dass Sephiroth am Ende doch jemanden hatte, dem er wieder vertrauen konnte. Erst am Abend, als es bereits ein wenig zu regnen anfing, gingen beide zurück in die Villa. Stunden des Schweigens und Gedenkens waren vergangen und so wollte Angeal Lunaria wenigstens ein wenig ablenken, in dem er etwas für ihn kochte. Der Jüngere hatte nicht wirklich Hunger, doch erneut nahm er wenigstens etwas zu sich. Schließlich war es Angeal, welcher den Brünetten etwas fragte. "Möchtest du wirklich hierbleiben? Immerhin sucht Shinra bereits nach dir und die Dorfbewohner wissen, dass du hier bist. Sie könnten dich jederzeit ausliefern." Lunaria setzte nur ein müdes Lächeln auf. "Shinra weiß längst wo ich bin und sie wussten natürlich auch, dass ich die Frau von damals bin. Immerhin haben sie mir das angetan. Selbst wenn ich an einen abgelegenen Ort gehen würde, wäre ich nicht sicher. Das hier ist der einzige Ort, welchen ich als "zuhause" sehe. Der Ort, an welchem mich Sephiroth damals aufgenommen hatte, obwohl wir uns nicht einmal kannten. Er ist damals dem Lebensstrom entkommen und vielleicht schafft er es erneut. Ich werde hier auf seine Rückkehr warten." Eine Träne viel nun auf dem Teller mit der Pilzsuppe, welche Angeal zubereitet hatte, doch Lunaria aß erneut von dieser. "Vielleicht hast du Recht.", kam es nun seitens Angeals, welcher den Kleineren genauer musterte. "Ich weiß nicht wie er es schaffen konnte aber vielleicht schafft er es erneut. Ich war eine lange Zeit im Lebensstrom und habe auch gesehen, was er alles getan hat. Dinge, welche unverzeihlich sind, doch Sephiroth kann sich durch dich ändern." Lunaria sah nun zur Seite. "Ich will ihn nicht verändern. Ja, anfangs taten mir die Menschen in Nibelheim leid aber...auch sie sahen uns immer nur als Monster. Angeal, wir sind nicht wie sie und wir werden nie wie diese Menschen sein. Du hast mit eigenen Augen gesehen, was sie mir antun wollten. Ja, ich hatte zusammen mit Sephiroth Nibelheim angegriffen aber...in diesem Moment wollte ich nur allein sein. Ohne dich hätten sie mich umgebracht und es war ihnen egal, ob ich in diesem Moment alleine war oder nicht. Sie wollten mich Shinra ausliefern."

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