Gewissensbisse

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Nachdem sie eine Weile geflogen waren, konnten Sephiroth und Lunaria bereits die ersten Hubschrauber Shinra's in der Ferne sehen. Für gewöhnlich hätten sie diese angegriffen, doch da Angeal noch immer geschwächt war, landeten sie stattdessen und versteckten sich in einem nahegelegenen Wald. Tatsächlich wurden sie nicht bemerkt, als die Hubschrauber über ihnen vorbeiflogen. Trotzdem warteten sie noch etwas ab. Sephiroth legte Angeal nun auch vorsichtig auf den Boden und sah nachdenklich zu ihm. "Professor Hojo hatte mir damals eine Substanz in die Augen gespritzt, wodurch ich wieder sehen konnte. Ich hoffe, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, um ihn zu heilen." Lunaria nickte traurig und sah dabei auch zu Angeal, welcher langsam zu sich kam. Er schien zwar keine Schmerzen mehr zu haben, doch noch immer konnte er nichts sehen. Da er sowohl Sephiroth als auch Lunaria gehört hatte, drehte er nun seinen Kopf zu ihnen. "Sephiroth...Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte den Hinterhalt verhindern können." Nachdenklich sah der Silberhaarige zu seinem Freund. "Uns ist nichts zugestoßen. Ich hätte es mir nicht verziehen, wenn sie dich getötet hätten. Nun ist es vorbei. Die meisten Wutai-Krieger sollten nun tot sein. Shinra muss irgendwie von dem Angriff erfahren haben, weshalb sie Truppen nach Wutai geschickt haben, um nachzusehen, wer hinter diesem Angriff stecken könnte." Nun lächelte Sephiroth finster und hielt sich seine Hand an den Kopf. "Als wüssten sie es nicht längst. Außer mir wäre niemand zu einem derartigen Angriff in der Lage. Sollen sie ruhig nach mir Suchen. Ich werde jeden vernichten, der es wagt, sich gegen mich zu stellen." Lunaria seufzte daraufhin leise und senkte seinen Blick. In Momenten wie diesem bekam er beinahe Angst vor Sephiroth und dass, obwohl dieser ihm nie etwas angetan hat. Aus den Büchern in der alten Villa wusste Lunaria, dass Sephiroth erst durch den Sieg über Wutai zum Kriegshelden Shinra's ernannt worden war. Er hätte jedoch nicht gedacht, dass Sephiroth noch einmal gegen Wutai-Krieger kämpfen müsste. Auch, wenn Lunaria wusste, wie stark sein Freund war, hatte er Angst, als dieser gleich gegen eine ganze Armee von Wutai-Kriegern kämpfen musste. "Ich...bin müde...", kam es kaum hörbar von Lunaria. Sephiroth finsteres Lächeln verschwand und er sah nachdenklich zu dem Kleineren. Nun wirkte er wieder wie eine ganz andere Person. Mitfühlend und behutsam. "Ruh dich aus. Ich werde Wache halten.", versprach Sephiroth, welcher einmal mehr seinen Mantel um den Kleineren legte, bevor dieser einschlief. Angeal, welchem es mittlerweile etwas besser ging, richtete sich ein wenig auf und lehnte sich an einen Baum. "Ist es das, was du willst?" Sephiroth sah fragend zu seinem Freund und fragte diesen, was genau er damit meint. "Ich kann nichts mehr sehen, aber ich habe die Traurigkeit in Lunaria's Stimme gehört. Denkst du, er möchte wirklich, dass du alles und jeden tötest? Lunaria ist dir gegenüber loyal und dir zuliebe versucht er seine wahren Gefühle zu verstecken. Sephiroth, du hast trotz all dem was du getan hast, noch sehr viele Fans. Menschen, welche dich bewundern, fast schon vergöttern, aber Lunaria ist einer der Wenigen, welche DEIN wahres Ich kennen und schätzen. Nicht den starken Helden oder den dunklen Jenova-Engel, sondern den Sephiroth, welcher für ihn da war, als er niemanden hatte. Weißt du, was Lunaria's größter Wunsch ist?" Nachdenklich sah der junge Exsoldat zu Lunaria, doch er schwieg, denn er wusste keine Antwort auf diese Frage und so fuhr Angeal fort. "Denkst du, dass es sein größter Wunsch ist, diese Welt von allen Menschen zu befreien oder einen neuen Planeten zu finden? Das sind deine Wünsche. Er hingegen, will ein einfaches, glückliches Leben mit dir zusammen, Sephiroth. Er will sich nicht ständig verstecken oder kämpfen müssen. Lunaria will auch kein Geld und er will dich nicht nur wegen deinem Aussehen. Möchtest du, dass er irgendwann sogar Angst vor dir hat oder mit ansehen muss, wie du Zack tötest?" Sephiroth sah nun zwischen Angeal und lunaria hin und her. Noch immer schlief der junge Mann, welcher anscheinend nichts von dem Gespräch mitbekommen hatte. In diesem Moment begann Sephiroth zu zweifeln. Sollte er all das, worauf er jahrelang hingearbeitet hatte, aufgeben? Angeal hatte Recht, Lunaria hatte ihn nie vor irgendeine Wahl gestellt. Er hatte mit ihm zusammen Nibelheim angegriffen, hatte Jenova mit Ehrfurcht gegenübergestanden und ihn nie verraten. Sephiroth verbot ihn auch nie, Kontakt zu Zack und den Anderen zu haben, da er Lunaria vertrauen konnte. Immer wenn beide Seiten aufeinandertrafen, war Lunaria auf seiner Seite und griff auch die Anderen an. Doch was ging wirklich in seinem Freund vor? Sephiroth wusste, dass Lunaria vor ihrem Angriff auf Nibelheim gezögert hatte. Vor einiger Zeit hatte Lunaria Angeal gesagt, dass er Sephiroth nie verändern wollen würde, doch bereits damals hatte der Exsoldat gespürt, dass Lunaria damit wahrscheinlich eher den verständnisvollen und fürsorglichen Sephiroth meinte, auch wenn er es in diesem Moment nicht sagte. Angeal wusste allerdings nicht, inwiefern es auch Sephiroth so ging. Ähnlich wie Lunaria wollte er alles tun, um Jenova's Willen durchsetzen zu können.
"Ich brauche etwas Zeit für mich...", sagte Sephiroth nachdenklich, bevor er etwas Abstand zu den Beiden nahm. Weit genug weg, sodass er seine Ruhe hatte, jedoch immer noch nahe genug, um sowohl Angeal, als auch Lunaria beschützen zu können, falls es in der Nacht zu einem Angriff kommen sollte. So lehnte er sich an einen Baum, verschränkte seine Arme und senkte seinen Blick, wie er es immer dann tat, wenn er über etwas nachdachte. Einige Fragen kamen ungewollt in seiner Gedankenwelt auf. War er ein schlechter Freund, weil er nie bemerkt hatte, was wirklich in Lunaria vor sich ging? Zwang er dem jungen Mann wirklich seinen eignen Willen auf und wie hätte er reagiert, wenn sich Lunaria widersetzt hätte? Selbst wenn, hätte er ihm nie etwas angetan, doch was war mit Jenova? Was wäre gewesen, wenn sie ihn nicht an seiner Seite akzeptiert hätte? Langsam blickte der junge Exsoldat auf und sah dabei einmal mehr zu Lunaria. Er wollte mit ihm über all das Reden, doch er wollte ihn nicht deswegen wecken und so entschied sich Sephiroth, geduldig zu warten, bis der Jüngere aufwachen würde.

Auch Sephiroth war schließlich irgendwann eingeschlafen, doch irgendwann vernahm er ein Leuchten, welches näher zu kommen schien. Als er daraufhin aufwachte sah er, wie ein kleines Grünes Wesen langsam auf den noch immer schlafenden Lunaria zuging. Ohne zu zögern, eilte Sephiroth nun los und griff diese Kreatur an. Lunaria wurde dadurch wach und erschrak, als er dieses Wesen, welches einer panzerlosen Schildkröte mit einer Laterne ähnelte, in seiner Nähe sah. "Tomberry" sind bekannt dafür, unschuldig auszusehen, doch in Wahrheit gehören diese eher stillen Wesen zu den Gefährlichsten Kreaturen, da sie in der Lage sind, Gegner mit einem einzigen Angriff außer Gefecht zu setzen. Natürlich wollte auch Lunaria helfen, doch Sephiroth schaffte es mühelos, dieses Wesen zu töten. Nun dankte der Jüngere auch seinem Freund, doch noch immer raste sein Herz. Durch den Kampf war auch Angeal wieder wach geworden und fragte nun, was denn los sei. "Ein Tomberry hatte sich in unsere Nähe geschlichen, doch ich konnte es ausschalten, bevor es Lunaria zu nahe kommen konnte..." Angeal war sichtlich erleichtert. "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir abwechselnd Wache halten sollten aber..." Sephiroth sah verständnisvoll zu seinem Freund und sagte ihm, dass er sich keine Gedanken machen solle. "Ich werde nun ein paar Stunden wach bleiben. Immerhin habe ich mit am Längsten geschlafen.", kam es entschlossen von Lunaria. Nachdenklich sah Sephiroth daraufhin zu ihm. "Lunaria, du musst das nicht tun. Ich möchte morgen mit dir über etwas sprechen." Lunaria sah verwundert zu seinem Freund auf. "Hey, das ist kein Problem. Ich mache das wirklich gerne. Ihr braucht auch mal Schlaf...aber worüber möchtest du eigentlich mit mir sprechen?" Noch immer in Gedanken versunken schüttelte Sephiroth ruhig seinen Kopf und meinte nur, dass es nicht so wichtig sei und er bis morgen warten könne. Nun überließ er es auch dem Jüngeren, ob dieser Wache halten würde. Er selbst wollte auch noch etwas wach bleiben. Dieses Mal jedoch in der Nähe der Anderen und so hockte er sich mit dem Rücken an Lunaria's Rücken.

Den Rest der Nacht blieb es ruhig und auch, wenn es Lunaria nicht wollte, war auch er am nächsten Tag eingeschlafen. Sephiroth, welcher sich in den letzten Stunden ein wenig ausgeruht hatte, stand nun auch auf und sah nachdenklich zu dem Kleineren. Erst nach ein paar Stunden wachte dieser schließlich wieder auf und begrüßte verschlafen Sephiroth und Angeal. Nun wollte Sephiroth auch das Gespräch nicht länger herauszögern und so ging er mit Lunaria etwas von Angeal weg. "Lunaria, ich möchte, dass du nun ehrlich zu mir bist. Fühlst du dich durch mich in irgendeiner Form bedrängt? Du weißt, dass es mein Ziel ist, möglichst viele Wesen zu töten, um die Macht des Lebensstroms zu absorbieren. Jedoch will ich nicht, dass du etwas gegen deinen Willen tust, nur um mir zu imponieren. Durch mich warst du bereits oft in Gefahr gewesen und wenn du mit Angeal zusammen ein friedliches Leben führen möchtest, würde ich es akzeptieren." Lunaria sah ungläubig zu seinem Freund auf und schüttelte kurz darauf hastig seinen Kopf. "Wie kommst du denn jetzt da drauf? Es ist wahr, ich wünsche mir oft ein einfaches Leben aber...ich möchte es mit dir zusammen. Ich weiß, dass es nicht möglich ist, da sowohl Shinra als auch Avalanche immer unsere Feinde sein werden. Ja, ich weiß auch nicht, was ich wirklich von Zack halten soll, da er mir auch geholfen hat, obwohl wir Feinde sind. Manchmal habe auch ich Zweifel, aber ich würde alles tun, damit du dein Ziel erreichst und glücklich bist. Du hast mich nie bedrängt und du warst stets für mich da. Ich kämpfe lieber mit dir an meiner Seite als ein ruhigeres Leben ohne dich zu haben und...vielleicht können wir wirklich irgendwann ein etwas ruhigeres Leben zusammen haben. Nur du, Jenova, Angeal und ich. Ohne Shinra, ohne Avalanche. Ich werde auch immer stärker, auch wenn es mir noch immer unheimlich erscheint. Das im Kampf, das bin nicht ich. Es ist, als würde mich Jenova führen. Auch ihr bin ich dankbar aber wie gesagt, es ist noch neu und ungewohnt." Für einen Moment schwieg Sephiroth einfach nur, während er seinen Kopf gesenkt hatte. Schließlich reichte ihm der Jüngere die Hand. "Gemeinsam gegen das Schicksal und gegen all jene, welche sich uns widersetzen." Nun musste Sephiroth tatsächlich ein wenig schmunzeln und so nahm er auch die Hand des Jüngeren und nickte diesem zu. Lunaria lächelte ebenfalls und nahm Sephiroth daraufhin einfach in seine Arme. "Ich will dich nie wieder verlieren." Sephiroth, welcher die Umarmung erwiderte, versprach Lunaria nun auch, dass er ihn nie wieder allein lassen würde.

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