21.Kapitel und 22.Kapitel

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*Leyla's Sicht*

An Roman's BMW angekommen, lasse ich mich auf den super bequemen Beifahrersitz plumpsen.
Dabei fällt mein Blick kurz auf die Rückbank und als mein Gehirn realisiert, was meine Augen gesehen haben, drehe ich mich blitzschnell um.
Auf den Sitzen liegt doch tatsächlich mein prall gefüllter, schwarzer Hartschalenkoffer.
Verwirrt schaue ich das Ding an.
Ro: Los geht's.
Roman startet den Wagen und ich drehe mich wieder um.
Warum zur Hölle liegt mein Koffer dahinten?
Wieder breitet sich dieses Gefühl in mir aus, das mich daran erinnert, was Wichtiges vergessen zu haben.
In meine Erinnerungen vertieft, scanne ich die vorbeirauschenden Häuser ab.
Nach und nach werden es immer weniger, bis wir uns schließlich auf einer Landstraße befinden.
Ro: Wir müssen leider etwas länger fahren.
Le: Kannst du das Radio anmachen?
Wortlos schaltet Roman an verschiedenen Knöpfen rum und Musik erfüllt das Auto.
Der Beat dröhnt aus den im Auto vorhandenen Boxen und wird sofort von meinem Körper übernommen.
Alle Gedanken sind weg und sorgenfrei wippen meine Füße im Takt der Musik.
Bei 'Someone like you' von Adele fange ich an mitzusummen, was sich zu einem Mitsingen entwickelt.
Roman dreht seinen Kopf, mit großen Augen, zu mir.
Fuck..der ist ja auch noch hier.
Erschrocken schlage ich mir die Hand vor den Mund und schaue ihn mit noch größeren Augen an.
Auf seinen Lippen breitet sich ein Lächeln aus und seine Augen funkeln kurz auf, ehe er sich wieder der Fahrbahn zuwendet.


Der Wagen stoppt und verwirrt öffnen sich meine Augen.
Ich muss wohl kurz eingeschlafen sein...
Gespannt mustere ich unsere Umgebung.
Wir stehen in auf einem riesigen Parkplatz, der fast vollständig belegt ist.
Ein Schild am Rand verrät, das man einen Tag kostenlos parken kann und für jeden weiteren 2€ bezahlen muss.
In weiterer Entfernung erkennt man mehrere, längere Fahrbahnen, auf denen MOMENT MAL.
Da landen und starten Flugzeuge...
Le: Was..was machen wir hier?
Ro: Du fliegst doch in die USA, vergessen?
Facepalm!!
Le: Aber..aber Fienchen..Therapie.
Ro: Ach, das passt bestimmt. Dein Flieger kommt gleich, wir sollten uns beeilen.
Ohne eine Reaktion meinerseits abzuwarten steigt er aus und holt meinen Koffer von hinten raus.
Mit meinem Koffer in der einen Hand zieht er mich mit der Anderen aus dem Wagen und schließt diesen ab.
Langsam erwache ich aus meiner Starre.
Le: Ich fliege hier nicht weg ! Du kannst nicht einfach über mich bestimmen! Und...
Ro: Kann ich, steht in deinem Arbeitsvertrag.
Geschockt weiten sich meine Augen.
Stimmt...ich hole Nuss habe vegessen, das er das sehr wohl kann.
Mist!


*Roman's Sicht*

Nachdem ich eine Mitarbeiterin gefunden habe, die Leyla bis zu ihrem Platz begleitet, um sicher zu gehen das sie auch nicht abhaut, verlasse ich die Flughafenhalle wieder und mache mich auf den Weg zum Parkplatz.
Ist schon mies von mir...aber es ist notwendig, für ihre Geburtstagsüberraschung.
Erschöpft lasse ich mich auf den Fahrersitz fallen.
Im Kofferraum liegt mein Koffer.
Ich habe beschlossen, diesen einen Monat nach Köln, in unsere Wohnung zu ziehen.
So bin ich möglichst nah bei Fienchen's Therapie dabei.
Irgendwie hat es mir ihre Vergangenheit angetan.
5 Jahre im Krankenhaus, immer dieselbe Umgebung, immer den eigenen Tod in den Gedanken.
Ihr Tod wäre für Ley der Untergang.
Gedankenversunken starte ich meinen Wagen und starte meinen Weg nach Köln.
Die Zwillinge sind bei Heiko. Er und die beiden Kleinen freuen sich riesig über den gemeinsamen Monat.
Ich vermute sogar, das Heiko und Sophie in der Kinderplanung stecken.

In Köln angekommen hiefe ich meinen Koffer aus dem Auto und schließe die Tür zu unserer Wohnung auf.
Drei Jahre war ich schon nicht mehr hier gewesen.
Alles erinnert mich sofort an Lilly.
Um die aufkommenden Erinnerungen zu unterdrücken, stelle ich mein Gepäck schnell ab und krame meinen Geldbeutel und wichtige Kreditkarten etc. aus meiner Reisetasche.
Sofort mache ich mich auf den Weg zum Krankenhaus.
Im Shop gegenüber des Hospitals kaufe ich noch etwas Süßes, einige Magazine und einen Gameboy.
Mit diesen 'Geschenken' beladen, mache ich mich auf den Weg zu Fienchen's Zimmer.
Nach meinen Klopfen ertönt ein freudiges 'Herein' und ich betrete das Zimmer.
Wir begrüßen uns mit einer kurzen, aber liebevollen Umarmung und einem Lächeln.
Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett fallen.
Ro: Und wie geht's dir?
Fi: Mir geht's wie immer. Die eigentliche Frage ist eher: Wie geht es dir?
Ro: Auch gut.
Fi: Dein Mund lügt, deine Augen sprechen die Wahrheit.
Verwirrt schaue ich sie an. Trotz ihres Alters wirkt sie schon so erwachsen, erfahren und klug.
Ro: Wieso fragst du eigentlich, wenn du die Antwort eh weißt?
Fi: Weil mich der Grund interessiert.Ist es wegen.....Lilly?
Mit aufgerissenen Augen schaue ich sie an.
Lilly...
Ro: Woher..wo..her..
Fi: Damals, als es passiert ist, hatte ich noch Freunde. Tracy war ein richtiger Lochinator und durch sie weiß ich es. Sie hat mir bei jedem Besuch die Ohren vollgeheult.
Meine Lippen formen ein 'Oh' und zurück bleibt eine Frage:
Ro:Weiß es Leyla?
Fi: Nein, ich habe es niemanden erzählt.
Diese Antwort lässt mich erleichtert aufatmen. Ich weiß, sie würde mir keinen unangenehmen Fragen stellen und das aus Erfahrung, aber ich bin einfach noch nicht bereit, es einem 'Außenstehenden' zu erzählen.
Mir ist klar, das sie unbedingt meine Verganhenheit wissen will und bin ihr deshalb mehr als dankbar, das sie einfach nur für mich da ist...ohne Forderungen.
Fi: Sie ist schon ein Engel..
Mein Blick schweift erneut zu ihr.
Ihre Augen wirken bereits gefährlich gläsern und sie starrt die Wand vor ihr ausdruckslos an.
Ro: Wie meinst du das?
Fi: Weißt du Roman...nicht nur du hattest eine schwere Vergangenheit, wir ebenso. Ein Ereignis hat unser perfektes Leben mit einem Schlag zerstört. Ley hatte riesige Schuldgefühle und ist innerlich mehr und mehr zerbrochen.
Mit 17 1/2 Jahren musste sie sich bereits um mich kümmern und schon da lag ich im Krankenhaus.
Ley hat einfach alles für mich aufgegeben. Ihre Freunde, Hobbys, Angewohnheiten, ihre Freizeit...eigentlich ihr Leben.
Ihr neues Leben bestand nur noch aus Arbeit, sich um mich kümmern und die restliche Zeit mit dem sich zusammenstauenden Schmerz zurechtkommen.
Jeder tut es auf seine eigene Art.
Manche ritze sich, andere ertränken den Schmerz mir Alkohol und Drogen.
Sie tat es auf eine andere Art und Weise.
Ley ist längst nicht so stark, wie sie immer vorgibt und trotzdem ist sie für alle da...
Ein Engel, mit gebrochenem Herzen.

DieLochis ~ FF: HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt