Im Schlafsaal der Prinzessin war es dunkel. Die Kerze auf dem Nachttisch war im Laufe der Nacht ausgebrannt. Der schwere Körper neben ihr im Bett war glühendwarm. Noch ein Grund, weshalb Saga den Soldaten gerne bei sich schlafen ließ.
Keuchend rollte Apollinaris von ihr runter und spähte zum Fenster hinaus. Das Morgengrauen ergoss ihren blauen Glanz auf den Parkettboden und die umstehenden Möbel und warf silbernes Licht auf die beiden Körper im Bett.
„Wir sollten aufstehen, die Sonne geht bald auf." Murmelte er nach Atem schöpfend.
„Die Sonne kann auch ohne mich scheinen. Sie ist alt genug, sie weiss, wie das geht." Brummte Saga nur und fingerte unter der Decke das kräutergetränkte Schwämmchen aus sich heraus, dass sie vor einer Schwangerschaft schützte.
Der Hauptmann lachte leise. Er beugte sich über sie und bedeckte ihre entblößten Brüste mit zarten Küssen.
„Weisst du", seine Zähne streiften ihre Brustwarzen, „ich finde du benimmst dich unmöglich."Saga horchte auf. „Ach?"
„So ist es. Da hat dein künftiger Gatte diese lange Reise auf sich genommen, um sich dir vorzustellen und du hast nichts Besseres gewusst als ihn vor dem ganzen Hofstaat anzukeifen, stehen zu lassen und mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen."
Seine feuchte Spur von Küssen nahm Saga nicht mehr wahr. Seine Worte hallten von den Wänden wider und trafen sie direkt ins Herz. „Seine Überlegenheit hat mir Angst gemacht", gestand sie tonlos, starrte hoch zum Baldachin und dachte an gestern Abend zurück. Diese glühenden, raubtierähnlichen Augen, die pulsierende Magie, die ihn umgab wie ein Nebel. „Diese Wesen gehören nicht an die Seite von Menschen", hauchte sie, „seit Anbeginn der Zeit haben sie uns wie Vieh gehalten. Haben uns gejagt und sich von uns ernährt... und nun soll ich – mit all meinen Makeln und meiner kränklichen körperlichen Beschaffenheit – einen dieser Götter ehelichen? Wie um Himmels willen soll das gehen?"
Apollinaris hielt mit seinen Liebkosungen inne. „Die Zeiten haben sich geändert, Saga. Die Götter haben sich über Jahrhunderte hinweg gegenseitig abgeschlachtet und diejenigen die noch übrig sind, sind auf unsere Hilfe angewiesen."
„Das sagt man sich als Mensch immer", seufzte sie, „aber ist es auch wirklich so? Besagt die Kirche nicht, dass ein einzelner Gott ausreicht, um ganze Welten zu zerstören?"
Apollinaris lachte trocken. „Wäre es dann nicht besser diese Götter mit den Banden der Ehe zu unterwerfen, als sich vor ihnen zu fürchten? Hat nicht selbst Saga die Erste für einträchtige Beziehungen zwischen ihresgleichen und uns Menschen appelliert?"
„Das hat sie. Aber Saga die Große war stark und mutig... und ich... ich fühle mich oft so klein und machtlos." Gestand sie leise. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. „Ich habe den leichten Weg genommen... habe unbedeutenden Sex meinem baldigen Mann vorgezogen und das nur, weil ich meine Zweifel betäuben wollte. Was sagt das über mich aus, Apollinaris?"
Dieser dachte eine Weile nach. Dann raunte er ihr ins Ohr: „Das weiss ich nicht. Aber ich weiss, dass du Großes erreichen wirst. Jetzt rufe deine Kammerdienerin, lass dich herrichten und begrüße deinen Gott gebührend. Er befindet sich im Jagdschloss und wartet bestimmt schon auf dich."
Der Hauptmann schlüpfte aus dem Bett, klaubte seine Kleider auf und verschwand aus einer schmalen Tür, die von der Wand nicht zu unterscheiden war.
DU LIEST GERADE
Der Vampir der Herzogin
Fantasy...Die Vereinigung von Mann und Frau sei das Natürlichste der Welt, so die Gewissheit in Blava. Wie aber verhielt es sich, wenn eine der Parteien ein unsterblicher Gott war?... Schwere Zeiten brechen für das Herzogtum Blava an. Von allen Seiten rück...