Kapitel 20

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Meine Haare wurden mir vom Wind ins Gesicht geweht und beraubten mich meiner Sicht, doch ich ignorierte dieses Problem. Stattdessen legte ich die Aufmerksamkeit auf die Aliens und das Boot, indem die Soldaten und der Offizier angespannt hockten. Ich fragte mich immer wieder, wieso er sich nicht auf ein normales Gespräch mit den Außerirdischen eingelassen hatte und offensichtlich auch nicht dazu bereit war. Natürlich musste er sie sofort verurteilen, allein durch das aus dem Zusammenhang gerissene Videomaterial. Wahrscheinlich hätte ich aber dasselbe getan. Das lächerlich kleine Schlauchboot versuchte gegen die großen Wellen anzukommen, wo es hilflos hin und her schaukelte. Man sah ihnen an, dass es zwecklos war, doch es schien sie nicht großartig zu stören. Der Wetterumschwung kam zu überraschend. Aber würde er jetzt umkehren, sähe es so aus, als ob er einen Rückzug startete, was er sicher nicht wollte. Also ließ er sich lieber als Idiot dastehen. Wo sollte das noch hinführen?

Es sah von meinem Balkon so aus, als würden die Aliens tatsächlich eine Unterhaltung beginnen, dummerweise konnte ich rein gar nichts verstehen. Da kam mir wieder der Helikopter in den Sinn. Vorausgesetzt es war eine Live-Übertragung, konnte ich es im Fernsehen anschauen. Also schaltete ich durch die Sender, bis ich fand, was ich suchte. Zu meiner Enttäuschung verstand ich auch da nicht mehr als vorher, immerhin konnte ich jetzt das Geschehen besser verfolgen. Das Gefasel des Moderators blendete ich aus und achtete auf jede Bewegung hinter ihm auf dem Meer. Als könnte ich einspringen und irgendetwas dagegen tun.

Der Offizier fuchtelte wild mit den Händen herum, woraufhin sich die Stimmungsfarben in den Aliens änderten.

Plötzlich zuckte von dem Lichtball an der Spitze ein hauchdünner zierlicher Blitz durch die Luft. Er sucht sich sein Ziel unmittelbar vor ihm. Auch der Moderator wurde von seinen Leuten hinter der Kamera darauf hingewiesen, da sie einen besseren Blick auf das Geschehen hatten. Der Mann schaute ungläubig auf einen Punkt außerhalb der Aufnahme und drehte sich dann langsam um. Auch ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, was gerade geschehen war. Es ging so schnell. Wo hatte der Blitz eingeschlagen? In dem Offizier oder dem Schlauchboot? Entsetzt starrten alle Augenpaare zu ihm.

Der Reporter hatte seine Stimme wiedergefunden und berichtete nun endlich. »Wie es scheint, haben die Aliens einen Angriff auf den Offizier in dem Boot gestartet, indem sie einen Blitz auf sie richteten. Wie das möglich sein kann, scheint mir fraglich. Aber die Außerirdischen haben erneut ihre Gewalttätigkeit bewiesen. Niemand weiß, warum sie hier sind und was sie wollen, aber eins lässt sich schlussfolgern: Sie wollen es nicht friedlich angehen und jetzt gerade versuchen sie die Gruppe auf dem Wasser einzuschüchtern.«

Ich sprang auf. »Nein, Nein, Nein, Nein, Nein ...« Doch niemand konnte meine Worte hören. Was denken sich diese Aliens dabei? Sie machen sich gerade ihren größten Feind! Vielleicht hatte ich die ganze Situation unterschätzt. Die Menschen führten schon gegeneinander brutale Kriege, wohin sollte das dann bei Außerirdischen führen. Wir schossen uns noch alle selbst ins Grab. Das musste aufhören! Aber was konnte ich allein schon ausrichten? Ich war so gut wie machtlos. Es nervte mich. Am liebsten wäre ich jetzt rausgerannt und hätte denen mal ordentlich meine Meinung gegeigt - den Menschen und den Aliens. Stattdessen sah ich wie immer hilflos zu und hoffte auf das Beste.

Ich sah, wie sich der Offizier ein Funkgerät vor den Mund hielt und sich seine Lippen bewegten. Doch seine Worte blieben für mich unerreicht. Aber jetzt gaben die drei endlich nach und drehten das Boot Richtung Strand ein, um den Aliens und den wilden Wellen zu entkommen. Erleichtert atmete ich durch. Was auch immer da gerade vorgefallen war, musste sie umgestimmt haben. Die Außerirdischen haben sicherlich nicht grundlos einen Blitz auf sie geschickt. Hoffentlich besannen sich nun beide Seiten eines Besseren und gingen sich künftig aus dem Weg. Leider standen die Fremden gerade mehr als vorher im schlechten Licht. Sie hatten nicht nur einen Menschen umgebracht, sondern auch den Soldaten öffentlich angegriffen, zwar ohne Verletzungen, doch das verbesserte das Denken der Menschheit nicht. Ich musste dringend erfahren, was sie besprochen hatten. Es musste etwas sein, dass die Lichtlebewesen wütend gemacht hatte und das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Ein weiteres Missverständnis, das aufgeklärt werden musste.

In dem Sender wurde das Thema gewechselt und die Szene auf dem Meer und dem Helikopter verschwand. Das verleitete mich dazu, den Bildschirm zu erlöschen und raus, auf den Balkon, zu gehen. Sofort zerrte der Wind an Haaren und Kleidung. Es wurde ziemlich ungemütlich hier draußen. Mittlerweile prasselte ein leichter Nieselregen auf die Erde ein. Ich blinzelte das Wasser aus meinen Augen, auch wenn es keine großartige Wirkung zeigte, da sich weitere Regentropfen auf mich stürzten. Also schirmte ich die Augen mit der Hand ab, was mir das Sehen erleichterte. Die Aliens flogen ebenfalls zurück zu ihren Metallkugeln. Im nächsten Moment öffnete sie sich und verschluckte die Lichter. Neben den tobenden Wellen, der spritzenden Gischt und dem stürmischen Wetter lag das Landschaftsbild so da, als wäre nie etwas geschehen. Nichts mehr deutete darauf hin.

Schließlich zog ich mich auch ins Trockene zurück. Ich verarbeitete das gerade Geschehene und kam zu dem Entschluss, dass die Gefahr erst vorbei war, wenn ich die Menschheit von der Unschuld der Außerirdischen überzeugen konnte. Kurz schwelgte ich mit den Gedanken in der Zukunft, wie es wäre, eine Freundschaft zu ihnen aufzubauen und das Wissen über die Aliens und das Universum auszutauschen. Ich kannte ja bereits ihren Wissensdurst und ein bisschen über ihre Galaxie. Es könnte Fortschritte in der Forschung und für die ganze Welt bedeuten. Aber ich sollte mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Tayla war immer noch verschwunden, doch ich hatte überall nach ihr gesucht, wo ich konnte und die Zeit lief ab. Morgen musste ich schon meine Wohnung verlassen und da kam mir die Frage auf, ob ich Tayla jemals wieder sehen würde. Schließlich könnte ich erst wieder zurückkehren, wenn die Aliens verschwunden waren. Es sei denn, sie war in ihrer Menschengestalt. Das wäre die Lösung! Auch für die anderen Außerirdischen. Hätten sie sich von Anfang an zu einem Menschen verwandelt, wäre vielleicht alles besser gelaufen. Aber was in der Vergangenheit lag, blieb vergangen. Ich musste jetzt in die Zukunft sehen.

Es gab mehrere Missverständnisse aufzuklären. Ohne Tayla konnte ich keinen telefonischen Kontakt zwischen mir und den Aliens herstellen. Wenn ich also Antworten wollte, musste ich selbst zu ihrem Raumschiff gehen. Außerdem müsste ich ihnen dann berichten, dass ich nicht wusste, wo Tayla war. Doch es bestand immer noch die Hoffnung, sie dort zu finden. Es war der letzte Ort, wo ich sie noch vermutete. Allerdings konnte die Aktion genauso gut nach hinten losgehen. Dieses Mal war Tayla nicht da, um mich vor ihren wütenden Begleitern zu schützen. Vor allem, da ich nicht wusste, wie sie aktuell zu den Menschen standen nach dem, was heute passiert war. Wenigstens hatten sich das letzte Mal Taylas Vater und der andere auf meine Seite gestellt, aber eigentlich auch nur dank ihr. Mich trieb wieder mein Wissensdrang an und ich musste mich vergewissern, ob es Tayla gut ging. Selbst, wenn sie nicht dort war, wussten die anderen Aliens vielleicht, wo sie sich momentan aufhielt. Aber schützte mich wieder die Dunkelheit der Nacht? Und kam ich dieses Mal überhaupt zum Watt oder war bereits die Sicherheitslücke gefunden und geschlossen, durch die ich geschlüpft war? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

Alienwar - Ist das der Untergang?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt