Red Lights | Bang Chan | SKZ

6.1 - Der vorletzte Tag

Es ist viel zu früh. Mein Wecker schrillt immer noch vor sich hin. Irgendwo am anderen Ende des Zimmers.
Es läuft irgendein nerviger Song von Pitbull. Den Klingelton hatte ich vor Jahren mal ausgewählt, damit ich gleich aufstehe und den furchtbaren Song ausmache. So hatte ich nie die Möglichkeit nochmal einzuschlafen. Aber jetzt, Jahre später, habe ich mich so an den Song gewöhnt, dass ich ihn im Halbschlaf mitsumme. Verdammter Pitbull, wieso machst du auch solche Ohrwurmsongs!
Während ich geistesabwesend den Song weiter vor mich hinsinge gehe ich duschen, putz mir die Zähne (und gebe unverständlich gemurmelte Songparts zum Besten) und mache mir ein schnelles Frühstück.
Als ich wieder auf mein Handy schaue ist es erst 6 Uhr. Definitiv zu früh für meinen Geschmack.
Heute ist der letzte Tag vor dem Konzert und damit auch der Tag der letzten Proben. Das heißt nicht nur Tanz- und Gesangsproben für die Band, sondern auch Klamottenanprobe und Make-Up-Probe für mich.
Ich greife nach meiner Tasche, schließe die Tür hinter mir ab und gehe zur Bushaltestelle.
Während die Stadt an mir und dem Bus vorbeizieht, stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und öffne Spotify. Unschlüssig, was ich hören soll, mache ich tatsächlich einen Song von Stray Kids an. "Miroh" macht mich auf jeden Fall wacher.

Nach einer halben Stunde fahrt quer durch die Stadt bin ich dann auch halbwegs wach bei der Konzerthalle. Ich schicke der Person, die um die Zeit schon Kaffee für alle besorgt hat, in Gedanken einen Riesendank zu. Genau das, was ich brauche.
"Nicht viel Schlaf bekommen, was?" Minho steht hinter mir, ebenfalls einen Kaffeebecher in der Hand.
"Ihr seid der Grund dafür!", ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und lächle ihn dann an.
"Ist das nicht dein Job?" Auf typische Minho-Weise verzieht er dabei keine Miene. Ich weiß nie, ob er es wirklich böse meint oder mich nur aufzieht.
Ich seufze nur und mach mich auf die Suche nach Felix und Chan. Schließlich muss ich mich um ihr Make-Up kümmern.
Felix finde ich, schon fertig umgezogen, an der Garderobe.
"Wie könnt ihr nur schon so motiviert sein?", dabei gähne ich.
"Dank dieses Wundermittels", er hält seinen Kaffeebecher hoch. Er ist schon so gut wie leer.
"Ihr seid doch alle verrückt." Zum wiederholten Mal nippe ich an meinem Kaffee und hoffe, dass er auch bei mir bald seine Wirkung zeigt. "Wo ist Chan?"
"Der zieht sich noch um. Vielleicht ist er auch in der Garderobe eingeschlafen. Man weiß nie." Felix fängt an zu Lachen.
"Ok. Dann habe ich ja genug Zeit, um mich um dein Make-Up zu kümmern."
Wir gehen beide zu meiner Make-Up Station und ich mache mich daran, den ersten Look für das Konzert zu schminken. Es ist zum Glück der einzig aufwendige.

"Wow Felix, das steht dir echt gut!"
Gerade bin ich dabei meine benutzten Pinsel zu verstauen und neue zurechtzulegen, als ich aufschaue und im Spiegel Chan hinter mir stehen sehe.
Mir fallen fast die Augen raus. Mit offenstehendem Mund drehe ich mich zu ihm.
"Sumi hatte wohl recht mit deiner Garderobe."
Vor mir steht Chan. In einem Oberteil, dessen linke Hälfte nur halb so lang ist, wie die Rechte. Und dabei freien Blick auf seinen nackten Bauch bietet. Und auf seine Muskeln.
Ich merke, wie ich ihn anstarre und schaue schnell wieder auf meinen Arbeitsplatz. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich vor Schamesröte explodieren.
Hinter mir wird Gelächter laut.
"Mach dir nichts draus. Chan hats nicht so mit Klamotten", Jeongin steht neben mir und lächelt mir aufmunternd zu.
"Ach ist das so?", ich schaue wieder auf und versuche dabei nicht Chan anzustarren. "Und wie läuft er bei euch zu Hause so rum?"
Tatsächlich war das eine rein hypothetische Frage von mir. Aber ich bekomme trotzdem eine Antwort.
"Wie Adam und Eva." Minho ruft das quer durch den Raum, sodass alle es hören.
"Hey!" Chan schaut ihn böse an.
"Ich habe alles gesehen. Wirklich alles!" Minho kann einfach nicht den Mund halten.
Alle Blicke sind nun auf mich gerichtet und ich muss mittlerweile aussehen, wie eine reife Tomate.
"Leute. Das ist nicht cool." Chan, dem anzusehen ist, dass auch er sich etwas unwohl fühlt, kommt ein paar Schritte auf mich zu.
Nicht auf seinen Bauch starren Sarah. Schau ihm ins Gesicht! Meine Gedanken überschlagen sich.
"Ignorieren wir einfach mal die Tatsache, dass Minho nicht weiß, was Privatsphäre ist", er schaut Besagten noch einmal böse über die Schulter hinweg an. "Ich habe da noch was für dich. Besser gesagt wir. Weil es doch dein vorletzter Tag ist."
Er überreicht mir einen Briefumschlag, welchen ich mit leicht zitternden Händen entgegennehme. Ich reiße den Umschlag auf und lese mir den Brief durch.
"Ist das...ist das euer Ernst?", ungläubig schaue ich in die Runde.

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Sehr geehrte Miss Hayes,

wir bieten Ihnen hiermit eine Vertragsverlängerung an.
Sollten Sie sich entscheiden weiter für Stray Kids und JYP als Stylistin tätig sein zu wollen, dann kommen Sie bitte in das Firmenbüro, um den neu aufgesetzten Vertrag zu unterzeichnen.

i.A.
Das Büro von JYP Entertainment

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"Ihr wollt mich doch verarschen!" Noch immer weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll.
"Nur, wenn du auch weiter für uns arbeiten willst." Felix, der sich nun ebenfalls neben mich gestellt hat, wartet ungeduldig auf eine Antwort.
"Das würde vor allem Pressetermine, Auftritte und sowas betreffen. Du wärst quasi unsere Stylisten für Alles." Auch Chan wartet drauf, dass ich etwas sage.
Aber ich sage nichts. Ich wüsste auch nicht was. Dafür bin ich viel zu überwältigt.
Voller Freude umarme ich Chan. Er erwidert meine Umarmung sofort und ihm ist anzumerken, dass er erleichtert ist. Immerhin kommt dies einer Zusage gleich.
Kurz darauf wird mir bewusst, dass er immer noch "halbnackt" ist, und ich lasse ihn los. Sofort spüre ich die Hitze auf meinen Wangen.
Noch ehe ich mich bedanken kann, umschlingen Chan und mich Arme und drücken uns wieder aneinander. Alle Mitglieder sind nun bei uns und es gibt eine riesige Gruppenumarmung.
Ich bin unfassbar froh weiter für diese chaotische Truppe arbeiten zu können. Sie sind mir alle so schnell ans Herz gewachsen. Gerade weil sie so authentisch sind und nicht das perfekte Idol-Image pflegen.