Red Lights | Bang Chan | SKZ

10.2 - Filmabend

Auf dem Sofa ist noch ein Platz frei, welchen ich mir schnell unter den Nagel reiße. Ich setze mich im Schneidersitz hin und warte darauf, dass die anderen sich endlich für einen Film entscheiden. Das Sofa ist zwar groß, aber neun Leute haben darauf keinen Platz. Das erklärt dann auch die Kissen auf dem Boden davor.
Letztendlich schaffen sie es auch und die Wahl ist auf einen Horrorfilm gefallen, der tatsächlich vielversprechend aussieht.
"Warum muss es denn unbedingt ein Horrorfilm sein?" Hyunjin hat sich einige der Decken geschnappt und sich darin versteckt. Ich würde einfach mal behaupten, dass er kein großer Fan von gruseligen Sachen ist.
"Hab dich mal nicht so. Das ist doch alles nicht echt." Chan setzt sich auf den Boden vor mich und greift nach einer der Snackschüsseln.
"Bereit, wenn ihr es seid." Changbin knipst das Licht aus und setzt sich neben Chan, der den Film startet.
Nicht mal 5 Minuten nach Start hat sich Hyunjin schon die Decke über den Kopf gezogen.
"Ach komm, so schlimm ist es nun auch nicht." Lachend greife ich an Chan vorbei in die Snackschüssel, welche er mir entgegenhält.
"Ihr habt gut reden", murmelt der Deckenhaufen vor sich hin.

Der Film ist in vollem Gange und ich merke, wie Chan seinen Kopf an mein Knie lehnt. Zum Glück ist es dunkel, sonst hätte man mir sofort angesehen, wie rot ich werde.
Froh, dass zwischen uns anscheinend wieder alles gut ist, grinse ich vor mich hin.
Ohne drüber nachzudenken, fange ich nach einer Weile an Chan durch seine Haare zu gehen, während ich gebannt dem Massaker auf dem Fernseher folge.
Erst als er den Kopf leicht nach hinten lehnt, um mich anzusehen, wird mir bewusst, was ich da gerade mache. Da er mich mit dem breitesten Lächeln was er zu bieten hat anschaut denke ich das es ok für ihn ist. Weshalb ich weitermache, als er seinen Kopf wieder gegen mein Knie lehnt.
Ich schaue auf, um zu sehen, wie es Hyunjin geht und blicke in das grinsende Gesicht von Minho. Anscheinend bereitet es ihm Freude uns zu beobachten.
Mit hochgezogener Augenbraue neige ich meinen Kopf zu Seite und frage ihn damit stumm, ob was ist.
Er grinst einfach weiter als sein Blick sich wieder auf den Fernseher richtet. Aus ihm werde ich nie schlau werden. Aber genau dafür mag ich ihn so sehr.

Endlich ist der Film zu Ende und Hyunjin schält sich langsam aus seinem Deckenhaufen. Erleichtert greift er nach seinem Glas und trinkt es in einem Zug aus.
"Bitte sagt mir, dass wir als nächstes nicht noch einen Horrorfilm schauen!"
"Keine Sorge. Wir haben noch andere Filme."
Der Platz neben mir wird frei, als Seungmin ins Bad verschwindet. Sofort springt Chan auf und macht es sich neben mir auf dem Sofa gemütlich.
Wieso ist mir vorher nie aufgefallen, dass er von Natur aus lockige Haare hat? Es steht ihm und meiner Meinung nach sollte er sie öfter so tragen.
Nachdem Seungmin wieder zu uns gestoßen ist, wobei er Chan böse angeschaut hat wegen des geklauten Platzes, fangen wir den nächsten Film an. Diesmal eine Komödie, zu Hyunjin's Erleichterung.
Chan klaut ihm eine seiner Decken, legt sie auf seinen Schoß und deckt auch mich damit zu.
"Dankeschön...", verlegen knete ich meine Finger durch.
Das merkt auch Chan, woraufhin er meine Hand ergreift und sie drückt.
Was passiert hier gerade?
Mein Herz schlägt wie wild und meine Wangen glühen vor Scham. Ich hoffe, dass keiner der anderen es merkt und als ich mich nach ihnen umschaue stelle ich erleichtert fest, dass alle gebannt dem Film folgen.
Gefühlt springt mein Herz gleich aus der Brust und ich entziehe meine Hand schnell Chan's und gebe vor mir eine der Snackschüsseln nehmen zu wollen. Dabei habe ich gar keinen Hunger.
Gedankenverloren knabbere ich an einer Salzstange und versuche meinen Puls wieder zu beruhigen.

Eine Stunde später ist der Film zu Ende. Ich konnte mich nicht eine Minute darauf konzentrieren. Chan saß so nah neben mir, dass sich unsere Schultern die ganze Zeit berührten und ich an nichts anderes Denken konnte als meine Hand in seiner.
"Also noch einen Film schaffe ich nicht mehr...", Felix gähnt vor sich hin.
"Ich auch nicht. Vielleicht ist es besser, wenn ich nach Hause gehe."
Ich decke mich auf und gehe zu meiner Tasche.
"Du willst jetzt alleine nach Hause?" Changbin schaut auf die Uhr. Tatsächlich war es schon recht spät und es würde auch kein Bus mehr fahren.
"Irgendwie muss ich ja nach Hause kommen."
"Ich bring dich", Han ist vom Sofa aufgesprungen und schon auf dem Weg zu seinen Schuhen.
"Das musst du nicht..."
Ich will niemandem zur Last fallen und es wäre nicht das erste Mal, dass ich so spät alleine nach Hause laufe.
Aber Han lässt sich nicht umstimmen und deshalb ziehe ich mir auch meine Schuhe an und verabschiede mich von den anderen.
"Wartet mal. Ich komm auch mit", Changbin kommt mit zur Tür.
Bevor er mit uns rausgeht, dreht er sich noch zu Chan um und ruft ihm halblaut zu, dass er auf mich aufpassen wird. Ob er das allgemein meint, oder wegen Han weiß ich nicht.

Der Weg zu meinem Apartment ist zum Glück nicht lang, da ich in der Nähe wohne.
Die Straßen sind menschenleer. Bis auf eine Katze, die miauend an uns vorbeirennt, hört man nichts.
Bis Han sich entscheidet einen Arm um mich zu legen und laut irgendeinen Song vor sich hinsingt.
"Wie kannst du nur immer so viel Energie haben?" Ich lache über den Text, den er sich anscheinend gerade ausgedacht hat.
"Der Typ ist die reinste Energiefabrik. Ich glaub ich habe ihn noch nie länger als 10 Minuten schweigen sehen." Auch Changbin fängt an zu lachen.
"Ihr hättet mich wirklich nicht begleiten müssen. So weit ist es nicht."
"Nicht der Rede wert. Dann wissen wir immerhin, wo du wohnst. Falls ich dich mal wieder nach Hause tragen muss." Changbin stupst mich an und zwinkert mir zu.
"Dem Alkohol habe ich erstmal abgeschworen. Also kein nach Hause tragen für dich!"

Wir kommen bei meinem Apartment an und ich will mich gerade von den beiden verabschieden, als Han durch die offene Tür in meine Wohnung spaziert.
"Hey. Das ist nicht die höfliche Art", Changbin rennt ihm hinterher.
Jetzt stehen beide in meinem Wohnzimmer und schauen sich um.
"Schick, schick."
"Das ist ein möbliertes Apartment. Nichts davon stammt von mir."
"Wow du hast die neuste Playstation?"
Han schnappt sich einen der Controller, setzt sich aufs Sofa und schaltet die Konsole ein.
"Ebenfalls nicht meine. Dafür musste ich extra zahlen."
"Können wir eine Runde spielen?" Er zeigt auf den Bildschirm und ich nicke nur.
Tatsächlich war ich müde und wäre zu gerne schlafen gegangen, aber Hans Begeisterung hat mich umgestimmt.
Ich setze mich zu den beiden und schaue ihnen beim Spielen zu, bis mein Handy vibriert.
Chan schreibt mir und fragt, ob ich gut angekommen bin und wo die Jungs bleiben.
Schnell mache ich ein Bild von Han und Changbin und schicke es ihm.
"Jungs, ihr werdet vermisst. Vielleicht solltet ihr nach Hause."
"Aber...", Changbin unterbricht Han und nimmt ihm den Controller aus der Hand.
"Sarah ist sicher müde."
"Können wir denn mal wieder vorbei kommen zum Zocken?"
"Natürlich Han. Als könnte ich zu euch nein sagen."
Ich lasse die beiden raus und falle komplett fertig in mein Bett.
Wie kann es möglich sein, dass ich diese chaotische Gruppe nach so kurzer Zeit schon so sehr ins Herz geschlossen habe? Und wieso macht Chans Anwesenheit mich von Tag zu Tag nervöser?