Während wir wieder im Auto sitzen, reden wir kein Wort miteinander. Chan hält noch immer meine Hand und das Schweigen nagt so sehr an mir, dass ich es breche.
"Vielleicht sollten wir reden."
"Worüber?", er starrt geradeaus und ich merke, dass auch ihm einige Dinge durch den Kopf gehen.
Ich hebe meine und damit auch seine Hand hoch und schaue ihn eindringlich an.
"Zum Beispiel darüber. Was ist das? Was sind wir?"
"Ich weiß es nicht..." Sein Blick geht an mir vorbei. Er kann mich nicht einmal ansehen. "Ich meine, wir finden uns anziehend. Vielleicht sind da auch irgendwelche Art Gefühle..."
"Aber nichts Ernstes?"
"Egal was ich jetzt sage, es verletzt entweder dich oder mich."
"Oder wir sehen es beide gleich. Auf drei. Auf drei sagen wir gleichzeitig, ob wir Gefühle für einander haben, die mehr sind als nur Schwärmerei."
Chan nickt zustimmend, auch wenn sein Gesichtsausdruck deutlich zeigt, dass er Bedenken hat.
"1, 2, 3..."
"Nein", sagen wir gleichzeitig.
"Na dann. Haben wir das doch geklärt." Ich lasse seine Hand los und schaue aus dem Fenster.
Die Stadt zieht an uns vorbei und ich beobachte die Menschen auf den Straßen. Wir haben beide die gleiche Antwort gegeben. Aber ich komme nicht umhin an den Moment im Proberaum zu denken. Als wir uns fast geküsst haben. Vielleicht haben wir uns gerade auch gegenseitig angelogen, was unsere Gefühle angeht. Keiner wird es wohl erfahren.
"Wie wird es jetzt weitergehen? Wir sind Freunde. Du, ich und die anderen Chaoten. Soll ich einfach so tun, als hätte es die letzten beiden Monate nicht gegeben und wieder nur eure Stylistin sein?"
"Das könnte schwer werden, aber vielleicht ist es besser, wenn wir erstmal etwas Abstand zueinander haben. Zumindest für ein paar Tage, damit sich die Gerüchte legen. Ich versuche in der Zwischenzeit die Sache mit JYP zu klären."
"Ok. Dann sehen wir uns in 4 Tagen zum nächsten Interview?"
Chan nickt nur. Wie sehr ich diese Situation hasse. Alles ist jetzt komisch und das nur wegen ein paar dummen Gerüchten. Aber was habe ich auch anderes erwartet. Jetzt heißt es meinen Job so gut es geht weitermachen und an andere Dinge denken als an Chan.
"Wir sind da", der Fahrer hält vor meinem Apartmentkomplex und ich steige aus.
"Dann bis in ein paar Tagen. Wenn was ist...naja melde dich oder so."
"Tschüss Sarah."
Ich hoffe er sagt nie wieder auf diese Art meine Namen. Enttäuscht und gleichzeitig sehnsüchtig. Es bricht mir das Herz.Drei Tage sind schon rum. Drei Tage in denen ich mir viel zu sehr einen Kopf gemacht habe. Alles habe ich wieder und wieder durchdacht und bin schlussendlich immer zum selben Entschluss gekommen. Ich habe Gefühle für Chan und ich habe ihn im Auto angelogen.
Seit dem Tag bekomme ich immer wieder Nachrichten von den Jungs, die Fragen, ob alles ok ist, es mir gut geht und wann wir uns wiedersehen. Es ist hart ihnen nur knapp zu antworten und sie nicht einfach zu besuchen. Hoffentlich hat Chan ihnen die Situation erklärt und sie sind nicht allzu sauer auf mich. Von ihm habe ich seit der Verabschiedung nichts mehr gehört.
Ich liege auf dem Sofa und scrolle durch meine Fotogalerie. Schon nach kurzer Zeit schließe ich die App wieder, weil mich die Bilder entweder an die Jungs oder Chan erinnern. Verzweifelt starre ich an die Decke und frage mich, mit was ich dieses ganze Chaos eigentlich verdient habe. Wütend mache ich irgendeine Person dafür verantwortlich. Hauptsache ich bin nicht die Schuldige.
Mein Handy vibriert neben mir. Sumis Nummer leuchtet auf dem Display auf und ich hebe ab.
"Hey, na wie geht's?" Es tut gut ihre Stimme zu hören.
"Den Umständen entsprechend."
"Ich habe schon gehört. Kommst du damit klar?"
"Ja klar. Die Gerüchte sind mir egal."
"Aber?"
Kurz überlege ich, ihr die ganze Wahrheit zu sagen. Ihr zu erzählen wie es mir wirklich geht. Genau in diesem Moment merke ich, wie allein ich hier eigentlich bin. Meine Freunde und Familie sind mehrere Flugstunden entfernt und bis auf meine Arbeit habe ich hier in Seoul nichts. Ich beschließe ihr nichts zu sagen.
"Kein Aber. Es ist wirklich alles in Ordnung. Wieso hast du angerufen?"
"Ich wollte dich eigentlich nur auf den neusten Stand wegen morgen bringen."
"Hat sich etwas im Ablaufplan geändert?"
"Nun ja wie man es nimmt. Du wirst morgen nur für das Styling von Felix zuständig sein."
Ich setze mich ruckartig auf. Diese Info schockiert mich.
"Wie bitte?"
"Frag mich bitte nicht wieso. Es war eine Anweisung von ganz oben."
"Aber Chan wird da sein, oder? Ist alles gut bei ihm?"
"Ja er wird da sein. Aber ich glaube sie wollen einfach, dass ihr so gut wie möglich Abstand zueinander haltet. Tut mir leid."
"Kannst du ja nichts für. Danke für die Info."
"Kopf hoch, das wird schon alles. Wir sehen uns morgen. Soll ich dir einen Kaffee mitbringen?"
"Das wäre zu reizend von dir. Danke Sumi, bis morgen."
Sie legt auf und ich versuche zu verarbeiten, was ich da gerade von ihr gehört habe. Hat er von sich aus die Arbeit mit mir beendet oder war das eine weitere Idee seines Managers?Am Tag des Interviews reden Chan und ich kein einziges Wort miteinander. Wir gehen uns geradezu aus dem Weg. Dafür haben sich die anderen umso mehr gefreut mich zu sehen, es gab sogar eine Gruppenumarmung.
Auch bei den Terminen die Tage danach gab es, wenn überhaupt, nur kurzen Augenkontakt zwischen Chan und mir. Gut, dass wir beide das Spiel spielen können. Ich allerdings ein wenig schlechter als er.
"Sarah?"
Ich bin gerade dabei Felix für das Shooting fertig zu machen, als er mich aus meinen Gedanken reißt.
"Was? Sorry, ich habe dir nicht zugehört."
"Ich weiß. Du warst damit beschäftigt Chan anzustarren."
"War ich gar nicht." Sein Blick zeigt, dass er weiß das ich lüge. "Ok. Vielleicht ein wenig."
"Wollt ihr euch nicht mal aussprechen?"
"Da gibt es nichts, über das man sprechen muss."
"Bist du dir da sicher?"
"Felix..."
"Sorry, ich will ja nur das es euch beiden wieder gut geht." Er sieht tatsächlich ein wenig besorgt aus. "Du müsstest mal erleben, wie er zu Hause ist. Meistens bleibt er auf seinem Zimmer und wenn er mal rauskommt redet er kaum mit uns. Er zieht sich richtig zurück. So kennen wir ihn gar nicht."
"Das tut mir leid."
"Und du siehst auch nicht glücklich aus. Wir alle vermissen dich. Und Chan sicher auch."
"Ich vermisse euch ja auch. Aber es ist nun mal eine Anweisung eures Managers. Das hier ist mein Job Felix. Ich kann es mir nicht leisten gefeuert zu werden."
"Verstehen wir ja auch. Aber gibt es denn gar keine Möglichkeit?"
Er bekommt keine wirkliche Antwort von mir, da ich es selber nicht weiß.Nach dem Shooting bin ich gerade dabei meine Utensilien zu verstauen, als ich ein Räuspern hinter mir höre. Als ich aufschaue sehe ich im Spiegel Chan hinter mir stehen. Ein wenig perplex darüber drehe ich mich zu ihm um.
Mit Händen in den Hosentaschen schaut er verlegen auf den Boden.
"Hey..."
"Du weißt also noch, dass ich existiere." Ich sollte nicht so gemein zu ihm sein, aber auch er hat sich seit Tagen keine Mühe gegeben mit mir zu reden.
"Natürlich. Ehm...wie soll ich am besten anfangen..." Chan ringt mit den Worten und es fühlt sich an, als hätten wir noch nie normal miteinander geredet.
"Spuck es einfach aus."
"Heute Abend, Essen, bei dir? Ich koche auch."
Damit habe ich nun gar nicht gerechnet.
"Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?"
"Sehr sicher sogar. Also?"
"Wie kommt es so plötzlich?"
"Ich habe eine Entscheidung getroffen."
"Und die wäre?" Mein Herz rast.
"Keiner sollte mir sagen, mit wem ich meine Zeit zu verbringen habe und mit wem nicht. Sie können mich nicht feuern, also scheiß ich auf die Regeln."
"Und was ist mit mir? Ich kann gefeuert werden." Mit verschränkten Armen lehne ich mich gegen den Schminktisch. Er macht es sich zu einfach mit seiner Entscheidung.
"Kein Journalist oder Fan weiß, wo du wohnst. Dein Haus hat eine Tiefgarage. Niemand wird es mitbekommen, wenn wir uns bei dir treffen."
"Das kommt mir bekannt vor. Und kurze Zeit später waren überall im Internet Bilder von uns."
"Ich kann dir nur das anbieten, Sarah. Also was sagst du?"
Keine einfache Entscheidung. Es kann mich meinen Job kosten, wenn das rauskommt. Auf der anderen Seite will ich endlich wieder Zeit mit Chan verbringen. Seufzend stoße ich mich vom Tisch ab.
"Ok. Dann heute Abend. Du solltest noch einkaufen gehen, wenn du kochen willst."
"Ist 18:30 Uhr ok?"
"Ja das passt mir."
Er grinst über beide Ohren und ich merke, wie sehr ich dieses Grinsen vermisst habe. Wie sehr ich ihn vermisst habe. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich weiß, dass ich nicht so empfinden sollte, aber ich kann nichts dagegen tun. Nicht, wenn er mich so ansieht.
"Dann bis später." Er verabschiedet sich und verlässt mit sichtlich besserer Laune den Raum.
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Red Lights | Bang Chan | SKZ
FanfictionDer Beginn eines neuen Lebens in einer anderen Stadt. Was wird der neue Job an unerwarteten Begegnungen bringen? Und wie soll man sich verhalten, wenn einer der Klienten auf einen so anziehend wirkt? FanFiction Song: i hate to admit - Bang Chan Info...