20 - Konsequenzen

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Ich verlasse das Bürogebäude von JYP. Ungläubig darüber, was gerade passiert ist, stehe ich auf dem Parkplatz und weiß nicht wohin. Mir wurde gerade gekündigt. Ich habe keinen Job mehr.
Bei dem Gespräch kam raus, dass sich die Gerüchte um Chan und mich noch immer nicht gelegt hatten und auf Social Media immer mehr die Runde machten. Das gefiel dem Manager natürlich gar nicht. Ich bin ihm weiterhin ein Dorn im Auge und er hat die Konsequenzen daraus gezogen. Obwohl Chan meinte, er habe mit ihm geredet, schien der Manager immer noch Groll gegen meine reine Anwesenheit zu hegen.
Jetzt stehe ich hier, weiß nicht was ich tun soll und würde am liebsten weinen. Sonntag wird mein offiziell letzter Tag als Stylistin bei JYP sein. Noch 6 Tage, ehe ich arbeitslos bin. Wie soll ich das den Jungs beibringen? Und vor allem Chan?
Bevor ich eine Entscheidung treffe, wie es weitergehen wird, fahre ich nach Hause und verkrieche mich in meinem Bett. Mein Handy vibriert mehrere Male, aber ich reagiere auf keine Nachricht. Wahrscheinlich fragen mich die Jungs, wie das Gespräch lief und was der Manager wollte. Wie soll ich ihnen nur erklären, dass ich bald nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten werde? Ich kann es einfach nicht übers Herz bringen.
Nachdem ich für ein paar Stunden eingeschlafen war sitze ich nun auf meinem Sofa und überlege mir einen Plan für die Zukunft. Ich könnte mir eine neue Anstellung hier suchen. Es werden sicher irgendwo Stylisten in Seoul gesucht. Die Frage ist nur, ob ich irgendwo eine Chance habe, nachdem ich bei JYP rausgeflogen bin. Wie weit reichen die Kontakte der Firma? Würde ich überhaupt irgendwo Zusagen erhalten?
Mit einem unguten Gefühl im Magen wird mir bewusst, dass mir vorerst nur eine einzige Möglichkeit bleibt. Zurück nach Miami, dort wieder arbeiten und vielleicht irgendwann wieder zurückkommen. Aber was, wenn es länger dauert und ich hier vergessen werde? Schnell schüttel ich diesen Gedanken ab. Sie würden mich nie vergessen. Oder doch?
Die schwierigste Sache stand mir allerdings noch bevor. Ich musste es den anderen sagen. Aber nicht heute. Vielleicht auch noch nicht morgen.

Es vergehen zwei Tage in denen ich so tu, als wäre alles ok. Zwei Tage braucht es, bis ich den Mut finde es ihnen zu sagen. Ich greife nach meinem Handy und frage, ob ich bei ihnen vorbei kommen könnte. Sofort erhalte ich eine Antwort und ich mache mich auf den Weg.
"Alles gut bei dir? Du hast kaum auf Nachrichten reagiert?" Hyunjin öffnet mir mit besorgter Miene die Tür.
"Ehm ja. Sind die anderen auch da?"
"Klar. Sie sind im Wohnzimmer."
"Super. Ich hab da nämlich was mit euch zu besprechen."
"Sarah, ist wirklich alles in Ordnung?" Er merkt eindeutig, dass etwas nicht stimmt.
Gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer und ich werde schon erwartet. Chan springt sofort vom Sofa auf und kommt auf mich zu, als er mich sieht.
"Was ist los?"
"Können wir uns setzen?" Ich kann ihn nicht anschauen. Seinen besorgten Blick halte ich nicht aus.
"Also...die Sache ist die...", ich finde einfach nicht die richtigen Worte und das mich alle dabei anschauen hilft auch nicht sonderlich. "Ich bin gefeuert worden."
Meine Hände zittern wie verrückt und ich schaue in acht entsetzte Gesichter.
"Wie bitte?", sagen Chan und Felix gleichzeitig.
"Ab Sonntag werde ich nicht mehr eure Stylistin sein."
"Ich werde das sofort klären!" Chan will gerade aufstehen, als ich ihn zurückhalte.
"Das hat keinen Sinn. Der Manager war sich seiner Entscheidung sehr sicher. Glaub mir."
"Und was bedeutet das jetzt? Also für die Zukunft?" Han's hoffnungsvoller Blick treibt mir die Tränen in die Augen.
"Aber das ist doch dann gut. Dann können wir endlich wieder Sachen unternehmen." Ich weiß, dass Jeongin mich damit aufheitern will, aber es verursacht eher das Gegenteil.
Tränen laufen mir über die Wange, denn sie wissen noch nicht, wie ich mich entschieden habe.
"Ich werde zurück nach Miami ziehen."
Stille. Keiner macht auch nur ein Geräusch und alle starren mich schockiert an.
"Das ist nicht dein Ernst!" Chan ist außer sich.
"Nicht für immer. Aber erstmal. Vielleicht komme ich wieder zurück und dann..."
"Nichts da!" Chan schüttelt den Kopf und protestiert weiter gegen meine Entscheidung. "Das ist doch bescheuert. Du kannst hier arbeiten!"
"Meine Entscheidung Chan. Glaub mir, sie war auch für mich nicht einfach!"
"Das heißt in vier Tagen bist du nicht mehr in Seoul?" Changbin ist ebenfalls nicht begeistert.
"Mein Apartment ist schon gekündigt. Kein Zurück mehr."
Chan springt vom Sofa auf und geht die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Ich zucke zusammen, als seine Tür laut zuknallt.
"Es tut mir so leid...", flüstere ich unter Tränen.
"Da kannst du doch nichts für." Hyunjin setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm.
"Versprecht ihr, dass ihr mich nicht vergessen werdet?"
"Versprochen!", sagen alle gleichzeitig und schließen sich Hyunjin's Umarmung an.
"Gib Chan ein wenig Zeit. Er wird sich wieder einkriegen." Changbin bringt mich zur Tür und umarmt mich zum Abschied.
"Er hat jedes Recht darauf sauer auf mich zu sein."
"Hyunjin hat Recht, es ist nicht deine Schuld. Wann fliegst du?"
"Montag früh."
"Wir bringen dich alle zum Flughafen."
"Seid ihr euch da sicher? Erregt das nicht Aufmerksamkeit?"
"Ich glaube das ist uns allen egal. Wir wollen uns ordentlich verabschieden!"
"Danke Binnie..." Noch einmal drücke ich ihn fest und mache mich auf den Weg nach Hause.

Es ist Sonntag. Mein letzter Tag in Seoul. Die Jungs wollen unbedingt noch mit mir Essen und einen letzten Filmabend machen. Alle sitzen im Wohnzimmer, nur Chan fehlt.
Wir haben die letzten Tage zwar miteinander geschrieben und uns auch ein paar Mal gesehen, aber jetzt fehlt er.
"Er ist auf seinem Zimmer. So wie die letzten Tage auch." Felix zeigt die Treppe hoch und sieht mich besorgt an.
"Ich werde mit ihm reden."
Aufgeregt steige ich die Treppe hoch und klopfe an seine Tür.
"Ja?"
"Hey, wir warten alle auf dich." Ich schließe die Tür hinter mir und sehe Chan auf dem Bett liegen und an die Decke starren.
"Ich kann das nicht Sarah..."
"Was meinst du?"
"Da unten sitzen, mit den anderen und dir und so tun, als wäre alles normal. Als würdest du uns nicht morgen verlassen. Mich verlassen..."
"Es ist nicht für immer Chan."
"Woher willst du das wissen?", er setzt sich auf und schaut mich emotionslos an. "Vielleicht wirst du ja richtig glücklich in Miami und vergisst uns!"
"Das ist unfair und das weißt du!" Warum macht er mir den Abschied so schwer? Ich will doch auch nicht gehen!
Chan steht auf und kommt auf mich zu. Nur wenige Zentimeter vor mir bleibt er stehen.
"Flieg nicht", fleht er.
"Das ist nicht so einfach..."
"Doch, das ist es. Nimm den Flug morgen einfach nicht und bleibe hier. Bei mir..." Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Seine Hand ruht an meiner Wange.
"Chan, ich werde morgen zurück nach Miami fliegen. Und du kannst entscheiden, ob du morgen früh beim Abschied dabei sein willst oder nicht." Ich bin traurig. Und verletzt.
"Ich kann dich nicht umstimmen, oder?" Langsam senkt er seine Hand und ich sehe in seinen Augen, wie etwas zwischen uns zerbricht.
"Chan..."
"Dann flieg. Aber ich verspreche dir, du wirst uns vergessen." Er geht zurück zu seinem Bett und legt sich wieder hin, ohne mich anzuschauen.
Seine Einstellung macht mich so wütend, dass ich es nicht mehr mit ihm in einem Raum aushalte.
"Ich werde jetzt gehen. Danke für alles."
Ich drehe mich um und gehe ohne ein weiteres Wort aus seinem Zimmer. Er folgt mir nicht, er hält mich nicht auf. Und genau das bricht mir das Herz.
Unten im Wohnzimmer schauen alle auf, als ich alleine zurück komme. Mit Tränen in den Augen sage ich ihnen, dass ich gehen muss und wir uns morgen beim Flughafen sehen. Ohne auf eine Reaktion oder Antwort von ihnen zu warten nehme ich meine Tasche und verlasse ihr Apartment.

Zu Hause begehe ich den großen Fehler und scrolle durch meine Fotogalerie. All die Erinnerungen, all die schönen Momente und Tage, die ich mit den Jungs verbracht habe. Das werde ich wohl für eine ganze Weile nicht mehr haben. Ich werfe mein Handy beiseite und weine mich in den Schlaf.

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Red Lights | Bang Chan | SKZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt