Erste Begegnung

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„Isi, bist du fertig?", drängelte Greg, während sie ihren Lidstrich nachzog und noch einmal den Sitz ihrer Haare überprüfte. „Fertig", stellte sie zufrieden fest, während sie ihre Augenbraue ungläubig hochzog. „Nein, Greg. Auf gar keinen Fall", entfuhr es ihr, als sie ihn in seiner olivfarbenen Cargo Hose vor sich sah. „Isi, wir haben über 30 Grad. Es ist meine einzige kurze Hose.", erwiderte er erklärend, worauf Isi den Kopf schüttelte. „Da zieht man auch keine kurze Hose an. Bitte, du hast so schöne Chinos mit." „Wirklich?", murrte er angefressen. Isi lächelte lieblich, sah ihn mit großen Augen an: „Bitte Schatz, mir zuliebe", säuselte sie regelrecht. Greg atmete tief durch, ging zu seinem Koffer und zog eine hellgraue Chino hervor. „Danke", bemerkte Isi zufrieden, fuhr mit ihrer Hand durch seine wirren Haare und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Greg", ertönte Leons freudige Stimme über die gesamte Terrasse, während er auf sie zukam. Isi beobachtete die herzliche Begrüßung der beiden Männer. Sie wusste, dass sie sich lange nicht gesehen hatten. Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf, denn ausgerechnet Leon, dieser drahtige blonde Mann mit stechend blauen Augen trug eine beige Cargo Hose. „Siehst du, Maus. Ich hätte meine Shorts anlassen können.", bemerkte Greg mit einem triumphierenden Grinsen, was sie lediglich lächelnd den Kopf schütteln ließ. „Hey Isi", lachte Leon und schloss sie herzlich in seine Arme. „Diese Diskussion hatte ich vorhin auch mit meiner Herzdame, mit dem Unterschied, dass ich gewonnen habe." „Er hat noch Narrenfreiheit. Warte bis wir verheiratet sind.", witzelte Yule mit ihrem charmanten schottischen Akzent, die lächelnd zu ihnen getreten war und sie nun ebenfalls beide herzlich in den Arm schloss.
Isi sah sich aufmerksam um, erblickte ein paar wenige Gesichter, die ihr tatsächlich noch bekannt vorkamen, sie einzelnen alten Geschichten ihrer Vergangenheit zuordnen konnte. Da würde sich sicher am Wochenende die ein oder andere Unterhaltung ergeben. „Wollte deine Familie nicht auch kommen?", fragte sie ruhig. „Meine Mutter und mein Stiefbruder mit Anhang, kommen tatsächlich morgen erst an, aber mein Vater ist schon da.", bemerkte Yule lächelnd, bevor sie sich suchend nach ihm umsah. „Ich habe allerdings keine Ahnung, wo er sich herumtreibt.", fuhr sie schulterzuckend fort.
„Habe ich noch Zeit für eine Zigarette?", hakte Isi höflich nach. Es war die perfekte Gelegenheit. Greg war in sein Gespräch mit Leon vertieft, ihre Chance ohne seine mahnenden Worte ihrer Sucht zu frönen. „Natürlich", zwinkerte Yule verständnisvoll.


Mit ruhiger Hand hielt sie die entzündete Flamme ihres Feuerzeugs unter die zwischen ihren Lippen klemmende Zigarette, brachte sie langsam zum Glühen, bevor sie einen tiefen Zug nahm. Eine Bewegung in ihren Augenwinkeln ließ sie aufsehen, sie förmlich erstarren. Nur wenige Meter von ihr entfernt erblickte sie diesen unglaublich charismatischen Mann, der Mann mit dem Bentley. In einer fließenden Bewegung zückte er eine Zigarette aus dem silbernen Etui in seiner Hand, welche er lässig zwischen seine Lippen schob und entzündete, bis er sie unvermittelt ansah. Sie schluckte, diese hellgrauen Augen, dieser Blick, die selbstverständliche Art, wie er sie musterte. Sprachlos sah sie ihn an, bis sich seine Lippen zu einem charmanten Grinsen verzogen: „Now you can take a closer look at me", bemerkte er vollkommen selbstbewusst. Bitte?! Er hob eine Augenbraue: „Deutsch?", hakte er fast schon herausfordernd nach. Er wusste, dass sie ihn verstanden hatte, dessen war sie sich sicher. Isi atmete tief durch, erstaunt über diese unfassbare Überheblichkeit: „Ich habe Sie schon verstanden.", erwiderte sie perplex „Ich bin nur sprachlos über eine solch grenzenlose Arroganz", konterte sie mit fester Stimme, kam dennoch nicht umhin ihn unauffällig in seinem perfekt abgestimmten Outfit zu mustern, seine feinen dennoch markanten Gesichtszüge zu begutachten. Wie alt war dieser Mann? Ende dreißig? Vierzig? Mitte Vierzig? Sie konnte es nicht sagen. „Und dennoch nutzen Sie mein Angebot mich genauer zu betrachten.", stellte er mit einem triumphierenden Grinsen fest. „Bilden Sie sich nichts darauf ein, bei Unfällen kann man auch nicht wegsehen.", erwiderte sie keck, zog an ihrer Zigarette, die sie fast schon vergessen hatte und atmete den Rauch tief ein. Gehörte er zu Yules Freunden, zu ihrer Familie? Noch bevor sie etwas erwidern konnte, streckte er ihr höflich seine Hand entgegen: „Gavin", stellte er sich mit einem unverschämt verführerischen Lächeln vor. Zögerlich nahm sie seine Hand entgegen, spürte wie er seine warme Hand fest um ihre schloss, eine Berührung die sie augenblicklich zu elektrisieren schien, sich anfühlte als würde sie ein Stromstoß durchfahren. „Und Sie sind?", hakte er charmant nach, ihre Hand weiterhin fest umgriffen. Sie atmete tief ein, lächelte siegessicher: „Nicht interessiert", entgegnete sie selbstbewusst, entzog ihm ihre Hand, bevor sie ein letztes Mal an ihrer Zigarette zog, sie in den Mülleimer neben sich schnippte und ihn ohne weiteres Wort stehen ließ.


„Da bist du ja", stellte Greg fest, als Isi noch immer irritiert von ihrer Begegnung neben ihn trat. „Alles in Ordnung?", wollte er besorgt wissen, bevor er gleich mit einer seiner gewohnten Moralpredigten fortfuhr: „Ich habe dir gesagt, dass Rauchen bei der Hitze nicht gut ist, davon abgesehen, dass du weißt was ich grundsätzlich davon..." „Es ist alles in Ordnung", unterbrach sie ihren Freund mit bemüht ruhiger Stimme. Sie wollte in diesem Moment sicher nicht mit ihm darüber diskutieren.
„There you are, dad", vernahm Isi Yules freudige Stimme neben sich. Intuitiv folgte sie ihrem Blick und erstarrte. Oh Shit! Sie schluckte fest, als sie in das Gesicht des Mannes sah, den sie noch vor wenigen Augenblicken auf nicht besonders höfliche Art hatte stehen lassen. Der Gipfel der Peinlichkeit! „Dad, das ist Greg, Leons bester Freund", erklärte sie überraschend auf Deutsch, vermutlich aus Höflichkeit. Gavin trat einen Schritt nach vorne und reichte Greg höflich die Hand bevor er Isi mit einem erwartungsvollen Lächeln betrachtete. „Und das ist Isi, Gregs Freundin", fuhr Yule lächelnd fort. „Isi also", bemerkte er höflich und bot ihr aufs Neue seine Hand an. Für einen kurzen Augenblick blieb sie erneut an seinen Augen hängen, sein Blick hatte sich merklich verändert. Was war anders? Yule wechselte irritiert den Blick zwischen Isi, die seine Hand augenscheinlich unvoreingenommen annahm, und ihrem Vater. „Wir haben uns beim Rauchen ganz nett unterhalten", erklärte er beiläufig, lächelte als wäre nichts gewesen. „Dann wollen wir mal essen. Ich sterbe vor Hunger", entfuhr es Yule lachend, packte ihren Vater an den Schultern und schob ihn Richtung Tisch. „Hurry up, I'm very hungry, Dad". Isi schluckte fest, atmete tief durch. Das konnte ja heiter werden!

Kilt vs. Cargo Hose - Können Männer in Röcken sexy sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt