Reise nach Jerusalem

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Isi spürte eine gewisse Beklemmung in sich. Seine Berührungen, seine Nähe fühlten sich so unglaublich gut an. So gut, dass es sich sogleich falsch anfühlte. Diese Zerrissenheit, dieses Wechselbad der Gefühle trieb sie in den Wahnsinn. Sie wollte ihm näher sein, wollte seine Haut spüren, gleichzeitig war sie wütend, wollte ihn einfach von sich stoßen. Unbewusst versteifte sich ihr Körper, als sein Daumen kaum merklich über ihre Taille strich, sie sanft und behutsam berührte. Sie schluckte, fest entschlossen es einfach zu ignorieren. „Es war Absicht, oder?“, lenkte sie sich von ihren eigenen Gedanken ab, worauf er verwundert eine Augenbraue hob: „Ich verstehe nicht ganz“. „Sie wussten welche Schuhe ich trage“, bemerkte sie wissend. „Selbstverständlich wusste ich das, ich merke mir jedes Detail“, bestätigte er ihre Aussage überraschend aufmerksam, bevor er sich zu ihr vorbeugte: „Ich weiß auch, wie Ihr Slip aussieht“, fuhr er in verführerischem Ton fort, der ihr augenblicklich Gänsehaut bereitete, gleichzeitig jedoch Wut in ihr aufsteigen ließ. Ohne zu zögern verstärkte sie den Griff an seiner Schulter, bis sie mit voller Wucht zukniff und ihn böse anfunkelte. Gavins Augen verdunkelten sich schlagartig, während seine Kiefermuskeln sichtbar hervortraten: „Vorsicht, Prinzessin, es gibt Menschen, die es unglaublich erregt nicht besonders sanft angefasst zu werden“, mahnte er mit rauer Stimme, verstärkte den Griff um ihre Taille und zog sie dichter an seinen Körper. Perplex hielt sie die Luft an, spürte seinen festen trainierten Oberkörper an ihrem, die von ihm ausgehende Hitze und, sie schluckte fest, die Härte unterhalb seines Gürtels. Fuck! „Glaubst du wirklich, dass es mich nach unserer letzten Begegnung kalt lässt dich zu spüren?“, hauchte er. Sie atmete tief ein, inhalierte seinen Duft förmlich, während eine wohlige Wärme in ihrer Mitte aufstieg, ihr Slip langsam begann feucht zu werden. Wie er sich wohl anfühlte, wie es sich anfühlte, wenn er langsam in sie eindrang, sich immer wieder tief in sie schob. „Holy Shit, stop it!“, knurrte ihr Gegenüber. Erneut hielt sie die Luft an, erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich dichter an ihn geschoben hatte, dabei nervös auf ihrer Unterlippe knabberte. Es wurde zweifellos Zeit, dass sie den Tanzpartner wechselte. Schweigend schob sie ihn ein Stück von sich, konzentrierte sich auf die Musik, NUR auf die Musik. Dieses Lied musste endlich enden und zu ihrer Erleichterung tat es das auch, was sie schnell das Weite suchen ließ. 

„Da wir uns nun schön warm getanzt haben, kann es ja weitergehen. Wie ihr seht haben wir acht Stühle aufgebaut. Ihr könnt euch schon denken, was jetzt kommt. ‚Reise nach Jerusalem“, jeder kennt es, aber wir spielen es ein wenig anders. Aber zuerst brauche ich sieben Freiwillige, denn zwei von euch, nämlich das Brautpaar hat keine Wahl.“, lachte Lil und deutete auf Yule und Leon. „Das Brautpaar kann bei den Freiwilligen auch gerne ein wenige nachhelfen“, fuhr sie grinsend fort, worauf die Beiden vereinzelte Gäste heraussuchten, bis Leon vor Greg stand „Nein nein nein, auf gar keinen Fall. Wirklich nicht“, sträubte er sich mit Händen und Füßen, worauf Leon einen fragenden Blick zu Isi warf, die lächelnd mit den Schultern zuckte. Warum nicht, bei lustigen Spielen war sie doch gerne dabei. 

Zu neunt standen sie neben den aufgereihten Stühlen: Leon, Felix – Leons kleiner Bruder, zwei seiner Freunde, Yule, Mylo – Yules Stiefbruder, zwei ihrer Freundinnen und sie. Das konnte ja heiter werden. 

„Schön, es haben sich doch tatsächlich neun Freiwillige gefunden“, witzelte Lil amüsiert. „Kommen wir zu den Regeln. In jeder Runde gibt der Moderator, it's me, einen bestimmten Gegenstand vor, den es zu suchen gilt. Es geht also darum, dass die Spieler pro Runde so schnell wie möglich den genannten Gegenstand aus dem Publikum zu besorgen, und das ab dem Moment, wenn die Musik läuft. Sobald ein Spieler den Gegenstand hat, rennt er so schnell wie möglich zu den Stühlen zurück, um sich einen Platz sichern. Derjenige, der als letztes bei den Stühlen ankommt und leer ausgeht, hat die Runde verloren und verlässt das Spiel. Reise nach Jerusalem eben. Verstanden? Seid ihr bereit?“, hakte sie neugierig nach und sah die neun Spieler erwartungsvoll an. Motiviert betrachteten sich die Spieler untereinander, nickten entschlossen und machten sich für den ersten genannten Gegenstand bereit. „Wir fangen einfach an. Ein Löffel“. Isi hechtete, wie auch alle anderen los, suchte den Tisch ab, schnappte sich einen Löffel und sicherte sich blitzschnell einen der Stühle. Das war einfach. Eine von Yules Freundinnen schied aus, da waren es nur noch 8. „Eine Brille“, forderte Lil. Isi sah sich aufmerksam unter den Gästen um, lief zu Leons Mutter, schnappte sich deren Lesebrille und konnte sich überraschend entspannt noch einen Stuhl aussuchen. Dieses Mal traf es einen von Leons Freunden. „Das ist einfach, ein Smartphone. Hat ja jeder. Fast schon entspannt ging sie Greg, zog ihm das Handy aus der Tasche und sprintete zurück zu den Stühlen. Sie lachte, kam nur wenige Millisekunden vor Yules Bruder an, welcher in dieser Runde damit ausschied. „Jetzt wollen wir die Damenwelt ein wenig beglücken. Es geht den Herren an die Wäsche. Bringt mir ein farbiges Hemd.“ Was? Sofort sah sie so Greg. Verdammt, er trug ein weißes Hemd, die Meisten der Herren trugen ein weißes Hemd. Spontan fiel ihr nur eine Person ein, er hatte sich umgezogen, trug ein hellblaues Hemd. Gavin. Eilig rannte sie zu ihm, während die anderen schon deutlich weiter waren als sie. „Ausziehen“, forderte sie knapp, sah ihn erwartungsvoll an, worauf er eine Augenbraue hob. „Bitte“, setzte sie ungeduldig nach, was seinen Blick schlagartig dunkler werden ließ. „Dumme Idee“, lachte Yule, welche bereits mit einem Hemd in der Hand zu einem der Stühle hechtete. „Oh whatever“, murrte Gavin, während er mit flinken Fingern sein Hemd öffnete, es aus seiner Hose zog und es von seinem Körper gleiten ließ. Isi schluckte, gebannt von dem Anblick der sich ihr bot. „Oh shit“, flüsterte sie leise, als sie den Ansatz seines Sixpacks erkannte. Er war schlank, sportlich, perfekt definiert. „Auf Prinzessin“, witzelte er und riss sie aus ihrer Trance. Hastig schnappte sie sich das Hemd, sprintete zu den Stühlen und schaffte es mit Ach und Krach auf den letzten Stuhl, was eine weitere Freundin von Yule ausscheiden ließ. Erleichtert atmete sie aus. „Das war ganz schön knapp, Isi. Hätte ja nicht gedacht, dass Gavin sich für dich auszieht. Natürlich behalte ich die Hemden bis zum Spielende.“, lachte Lil amüsiert und deutete auf die gestapelten Hemden neben ihr. „Ein Lippenstift“, fuhr sie fort. Isi sah sich aufmerksam um. Wen hatte sie über den Tag hinweg mit Lippenstift gesehen. Schlagartig fiel ihr eine von Yules Freundinnen ein, welcher sie im Laufe des Abends auf der Toilette begegnet war, wie sie sich den Lippenstift nachgezogen hatte. Gezielt lief sie zu ihr, bat um den Lippensticht, den sie zügig erhielt und stolperte auf einen der Stühle. Diesmal war es Leon, der es nicht geschafft hatte. Es blieben also noch Yule, ein Freund von Leon, Felix und sie. „Bringt mir eine Männersocke und nein die eigenen gelten nicht“, lachte Lil. Zielsicher lief sie zu Greg: „Gib mir deine Socke“, forderte sie ungeduldig. „Was?“, entfuhr es ihm überrascht. „Sei froh, dass es nicht das Hemd war“, lachte sie und hielt ihm erwartungsvoll die Hand entgegen und tatsächlich er gab nach, schlüpfte aus seinem Schuh, zog die Socke über seinen Fuß und drückte sie ihr in die Hand. Mit einem förmlichen Hechtsprung landete sie auf einem der Stühle und beförderte damit Yule aus dem Spiel. „Jetzt wird es schwierig. Bringt mir einen BH“. Mit großen Augen sahen ihre zwei noch verbliebenen Konkurrenten Lil an, bevor sie sich im Raum umblickten, rätselten wer bereit sein würde ihnen ihren BH zu geben. Isi lächelte triumphierend. Gezielt griff sie nach hinten, öffnete ihren BH, zog ihn gekonnt aus ihrem Kleid und ließ sich gemütlich auf einem der Stühle nieder. „Du hast nicht gesagt, dass es nicht mein eigener sein darf“, schmunzelte sie, als sie Lils skeptischen Blick auf sich spürte. Tatsächlich war es Felix, der es geschafft hatte einer jungen Blondine ihren BH abzuluchsen, während Leons Freund leer ausging. „Oha, es wird spannend Isi und Felix sind unsere Finalisten. Jetzt wird es heikel. Auch wenn einige unserer anwesenden Männer einen Kilt tragen, so weiß ich auch, dass die meisten darunter eine Boxershorts tragen. Bringt mir eine davon“. „Greg“, entfuhr es Isi lachend, als sie bereits auf ihn losstürmte. „Vergiss es! Auf gar keinen Fall“, weigerte er sich eisern. „Greg, es ist nur Spaß, komm schon. Andere tragen erst gar keine Boxershorts unter ihrem Kilt“, versuchte sie ihn zu überzeugen. „Wir haben einen Gewinner“, rief Lil freudig aus und deutete auf Felix der wedelnd mit einer hellgrünen Boxershorts auf dem letzten Stuhl saß. „Spielverderber“, murrte Isi leise, schüttelte den Kopf und machte sich auf, ihren BH wieder an sich zu nehmen.  

Lil sah Isi anerkennend an: „Du hast dich extrem gut geschlagen. Hätte Greg mal seine Boxershorts rausgerückt“, lachte sie und gab ihr ihren BH zurück. „Und die Aktion mit Gavin, Respekt.“ Isi zuckte schmunzelnd mit den Schultern: „Die Auswahl war begrenzt“, erwiderte sie, drehte sich um, stockte abrupt als sie ausgerechnet Gavin in seinem noch geöffneten Hemd gegenüberstand, sein Gesicht unweit von ihrem entfernt. Gebannt musterte sie seine nackte Haut, bis ihr Blick an der Seite seines Oberkörpers verweilte, eine Stelle welche ein keltischer Lebensbaum zierte. Er war tätowiert? „Wie gerne würde ich diese Worte in einem anderen Zusammenhang hören“, flüsterte Gavin verschwörerisch, während sich seine Lippen zu einem fast schon anzüglichen Grinsen verzogen. Isi schluckte, wusste nur allzu gut, dass er von ihrer Aufforderung sprach sich auszuziehen. Aufmerksam ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern, verweilte für einen Moment an ihren Brüsten, während er zaghaft mit der Zunge über seine Lippen fuhr. „Das ist so unglaublich verlockend, Prinzessin“, hauchte er kaum hörbar. Wie gefesselt sah sie Gavin an, merkte wie sich ihre Atmung langsam beschleunigte. Verdammt! „Haben Sie meiner Freundin grade in den Ausschnitt geschaut?“, drang ausgerechnet Gregs Stimme an ihr Ohr. Abrupt löste sie ihre Augen von Gavins Gesicht, blinzelte hastig. Gavin hingegen sah vollkommen entspannt zu Greg, welcher inzwischen neben sie getreten war: „In der Tat, das habe ich“, gab er überraschend ehrlich zu, ihn selbstbewusst musterte „Und ich frage mich, warum Sie es nicht tun“, fuhr er in ruhigen, beinahe höflichem Ton fort, sein Blick jedoch herausfordernd. „Was?“, entfuhr es Greg fassungslos. Gavin lachte: „Mach die Augen auf, mein Freund“, erwiderte er gelassen, klopfte Greg freundschaftlich auf die Schulter, drehte ab und verschwand. Vollkommen perplex sah Greg ihm nach: „Der ist ganz schön arrogant“, stellte er verstimmt fest, während Isis Mundwinkel zaghaft zuckten. „Das ist er“, bestätigte sie und vernahm zu ihrer Verwunderung einen Hauch Anerkennung in ihrer Stimme. Gavins lässige Reaktion hatte sie beeindruckt. „Vielleicht hat er recht, Greg“, kam es wie von selbst über ihre Lippen, was ihren Freund schlagartig zu ihr blicken ließ. „Du tust es nicht, du siehst nicht mehr hin, selbst wenn ich nackt vor dir stehe. Du siehst mich nicht, nicht als Frau. Für dich bin ich nur noch deine Maus, was aber, wenn ich keine Maus sein will, sondern eine ernst genommene, respektierte, begehrte Frau? Ich bin keine 16 mehr, Greg….“ „Müssen wir das ausgerechnet hier besprechen?“, unterbrach er sie peinlich berührt, fast schon genervt, obwohl niemand ihrem Gespräch auch nur ansatzweise lauschte. „Sei froh, dass ich es mit dir bespreche. Lass uns ein Stück spazieren gehen….ich glaube wir müssen reden.“, erklärte Isi bemüht ruhig, worauf Greg sie sanft ansah: „Lass uns das später tun, Maus“. Isi schüttelte entschlossen den Kopf: „Nein Greg, ich weiß nicht einmal, ob es nicht jetzt schon zu spät ist. „Was?“, entfuhr es ihm schockiert. „Bitte“, setzte sie nach und deutete Richtung Wiese.

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Hallo ihr Lieben:)

An dieser Stelle möchte ich mich kurz zu Wort melden, möchte etwas anmerken: 

Wie am Anfang der Geschichte beschrieben wurde diese um Stichwörter herumgebaut, die mir vorgegeben wurden. Eines davon war "vergeben". Eine Herausforderung, der ich mich stellen wollte, freiwillig hätte ich diese Konstellation wahrscheinlich nie gewählt. 

Ich möchte in dieser Geschichte keinesfalls "Fremdgegehen" oder anderweitige Aktionen in irgendeiner Weise beschönigen oder befürworten. Es ist schwer Isis Sichtweise zu beschreiben und gleichzeitig die sexuelle Spannung zwischen Gavin und ihr darzustellen. Ich möchte sie nicht als "Fremdgeherin" dastehen lassen, ich hoffe dass mir das zumindest ein wenig gelingt und ihre Handlungen zumindest größstenteils nachvollziehbar sind. 

Es ist eine Herausforderung und ich muss zugeben: Sie hat mich SEHR gefordert.

Kilt vs. Cargo Hose - Können Männer in Röcken sexy sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt