Kompetenzanalysen

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„Maxime, Isabella hätten Sie Zeit? Würden Sie bitte zu mir ins Büro kommen?“, riss Ingo sie aus ihren Unterlagen. Wenn sie ehrlich war eher ihren Gedanken, die sie seit ihrer Begegnung im Kopierraum einfach nicht in den Hintergrund verfrachten konnte. Dieser Mann war unglaublich, ein Reiz, der es wert war ihm nachzugeben? War es klug sich auf einen solchen Teufel einzulassen? „Isabella?“, vernahm sie erneut Ingos Stimme, diesmal näher an ihrem Schreibtisch. Ertappt sah sie auf: „Entschuldigung, natürlich. Ich war in Gedanken noch ganz bei der Arbeit“, log sie, schob sich eine lockige Strähne hinter ihr Ohr und folgte ihm. „Bitte“, deutete er auf den Besprechungstisch in seinem Büro und nahm Platz. Isi hob eine Augenbraue und warf Maxi einen irritierten Blick zu. Was wollte er besprechen?
Kaum hatte sie sich ihren Platz neben Maxi gesucht, öffnete sich die Bürotür. Das Herz rutschte ihr mit einem Satz in die Hose, in ihren noch immer spürbar feuchten Slip. Sie schluckte. Nicht doch, nicht nach dieser Begegnung. Gavin schmunzelte kaum merklich, als er sie erblickte, zückte seine Dokumentenmappe zwischen Oberkörper und Arm hervor, legte sie auf dem Tisch ab und ließ sich auf dem ihr gegenüberliegenden Stuhl nieder.
„Ich hatte seit gestern die Möglichkeit mich ein wenig in Ihre Personalplanung einzuarbeiten. In diesem Bereich scheint Ihr Unternehmen, bitte entschuldigen sie Ingo, klare Defizite aufzuweisen. Elementar in der Personalplanung ist zur optimalen Beschaffung, Verwaltung und Verteilung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vorausschauendes Handeln.“, begann Gavin konzentriert, sein Ton vollkommen sachlich. „Dieses ist für mich nicht einmal ansatzweise erkennbar“, fuhr er mit klaren Worten fort, sah zu Ingo, der ihn mit großen Rehaugen betrachtete. Isi atmete erleichtert auf. Endlich sprach es jemand aus. „Der erste Schritt ist es Ihren ‚Ist-Zustand‘ zu kennen, zu wissen, was ihre Unternehmensziele sind, zu wissen welche Aufgaben zur Zielerreichung erledigt werden müssen, zu wissen welche Qualifikationen und Kompetenzen hierfür benötigt werden, zu wissen wie viele Mitarbeiter benötigt werden und ob die aktuellen Arbeitnehmer diese Kompetenzen überhaupt aufweisen. Hierbei erweisen sich Kompetenzprofile Ihrer Mitarbeiter als nützliches Instrument.“ Ingo sah Gavin weiterhin mit großen Augen an. „Ich gehe recht in der Annahme, dass sie keine Kompetenzprofile ihrer Angestellten besitzen?“, hakte Gavin beinahe skeptisch nach. Ingo zuckte mit den Schultern: „Damit kenne ich mich nicht sonderlich gut aus. Ich meine ich weiß schon was meine Mitarbeiter können.“, erwiderte er mit überraschend sicherer Stimme. Gavin nickte knapp, deutete auf Isi: „Sie haben eine ausgezeichnete Wirtschaftspsychologin aber keine Kompetenzprofile?“ Isi stockte? Eine ausgezeichnete Wirtschaftspsychologin? Woher wollte er das wissen? Ingo kratze sich etwas nervös an der Stirn: „Isabella hat mich bereits zu Beginn ihrer Tätigkeit hier darauf aufmerksam gemacht, aber mir kam es nicht wichtig vor. Schließlich gibt es Wichtigeres zu tun.“ „Wichtiger, als Personalplanung? Ingo, stimmt Ihr Personal nicht, stimmen Ihre Zahlen nicht. Stimmen Ihre Zahlen nicht, treiben Sie sich selbst in den Ruin. Dann brauchen Sie sich tatsächlich keine Gedanken mehr über ihre Personalplanung zu machen. Aber bis dahin ist es existenziell.“ Mit ruhiger Hand zog Gavin einen Zettel aus seiner Unterlagenmappe, schob das Blatt Papier vor Ingo und tippte nachdrücklich darauf. „Das sind Ihre Hausaufgaben. Bitte machen Sie sich Gedanken.“, erklärte er ruhig, bevor er sich Isi zuwandte: „Und Sie werden bereits mit der Erstellung der Kompetenzprofile aller Mitarbeiter beginnen. Nur auf diesem Weg können aktuelle und zukünftige Stellen passgenau besetzt und fehlende Kompetenzen entwickelt werden. Ich gehe davon aus, Maxime wird Sie unterstützen?“ fuhr er fort und hob fragend eine Augenbraue. Isi warf einen Blick zu Maxi, welche bereits eifrig nickte: „Wir sind ein ausgezeichnetes Team.“ „Ich schlage vor, Sie erstellen ein Musterprofil, welches wir dann im Laufe des morgigen Tages gemeinsam durchsprechen können.“, erklärte er sachlich, seinen Blick auf die vor ihm liegenden Unterlagen gerichtet. Isi hob eine Augenbraue: „Trauen Sie einer ausgezeichneten Wirtschaftspsychologin ihre Arbeit nicht zu?“, stichelte Sie mit seiner eigens vorher gewählten Wortwahl. Erstaunt sah Gavin auf, sein Blick undefinierbar, während seine Augen leicht funkelten: „Ich möchte Ihnen nur Mehrarbeit ersparen, Isabella. Es gilt Besonderheiten zu beachten, die man in einem rein theoretischen Studium nun einmal nicht lernt.“ „Es gibt auch veraltete Methoden, Gavin“, konterte sie selbstsicher, während sie seinen Blick mit einem reizenden Lächeln erwiderte. „Ich bin sehr auf Ihre eigene Kompetenzanalyse gespannt.“, begann er beinahe beiläufig, als er seine Unterlagen in die Dokumentenmappe schob. „An Respekt scheint es Ihnen als Sozialkompetenz schon einmal zu mangeln“, fuhr er fort, sah auf und blickte ihr für einen kurzen Moment unvermittelt in die Augen. Ein Blick, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte, gleichzeitig augenblicklich dafür sorgte, dass sich ein wohlig feuchtes Gefühl zwischen ihren Beinen bemerkbar machte. Es war nicht das erste Mal, dass sie über Respekt sprachen. - Vielleicht sollte ich Ihnen genau den beibringen. –, hallten seine damaligen Worte in ihrem Kopf nach. Mit einem Mal bekam der gefallene Satz eine ganz andere Bedeutung, einen Beigeschmack, den sie damals nicht wahrgenommen hatte.

„Entschuldigen Sie, Isabella ist eine sehr selbstbewusste, zielstrebige junge Frau, ab und an geht das Temperament mit ihr durch“, hörte sie Ingos entschuldigende Worte, als Maxi und sie das Büro verließen. Dabei hatte sie sich schon auf die Zunge gebissen, sich zurückgehalten. Er war so unglaublich überheblich, anmaßend, unglaublich intelligent, sexy, unfassbar heiß. Abrupt schüttelte sie den Kopf. Das war eindeutig die falsche Richtung ihrer Gedanken. „Was war denn das? flüsterte Maxi und stupste ihr mit dem Ellbogen in die Seite. „Er hätte dich ja fast mit Haut und Haaren gefressen“, fuhr sie schmunzelnd fort. „Der Kopierer ist nicht kaputt, er hat es mir vorhin im Kopierraum besorgt“, kam es über ihre Lippen, ohne weiter drüber nachgedacht zu haben. Maxi blieb abrupt stehen, sah sie mit großen Augen an: „Was?“, entfuhr es ihr fassungslos. Mit eindeutiger Geste deutete Isi ihrer Freundin weiterzugehen, wieder näher zu treten. „Du verarschst mich, nimmst mich auf die Schippe! Das ist nicht dein ernst! Ist das die Rache, weil ich dich schon die ganze Zeit damit aufziehe?“, sprudelte es in flüsterndem Ton aus Maxi hervor. Isi atmete tief durch, ließ sich auf ihren Stuhl fallen: „Mein Ernst“. „Heilige Scheiße“, entfuhr es ihrer Freundin, bevor sie leise vor sich in kicherte: „Mehr Klischee als Kopierraum war nicht drin?“. Isi funkelte sie böse an, konnte sich jedoch ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen: „Nicht witzig. Ich glaube es ist kein Zufall, dass er hier ist.“, stellte sie nun wieder ernst fest. Maxi sah sie mit fragendem Blick an: „Wie meinst du das?“. „Ingo meinte doch, dass er erstaunt darüber sei, dass Gavin ihn kontaktiert hat. Er muss also auf ihn zugekommen sein und glaubst du wirklich, dass das ein Zufall ist? Er muss irgendwie herausgefunden haben, wo ich arbeite“, erklärte Isi nachdenklich, froh endlich mit jemandem über ihr Gedankenwirrwarr sprechen zu können. „Du meinst also er ist wegen dir hier?“, hakte ihre Freundin verdutzt nach, worauf Isi zaghaft nickte: „Es hat ihn offensichtlich nicht losgelassen, dass ich mich nach der Hochzeit nicht bei ihm gemeldet habe“. „Das ist doch alles verrückt.“, stellte Maxi ungläubig fest. „Wenn das die anderen wüssten, vor allem Belle“, brach sie in leises Gelächter aus, Isi jedoch wild den Kopf schüttelte: „Bloß nicht. Das ist streng vertraulich“, bemerkte sie in verschwörerischem Ton. „Was ist streng vertraulich?“, drang Ingos Stimme an ihr Ohr, was sie merklich zusammenzucken ließ. Bemüht ihren Herzschlag wieder in den Normalbereich zu bekommen sah sie auf, erblickte Ingo und Gavin nur wenige Meter von ihnen entfernt. Maxi schmunzelte: „Na die Kompetenzanalysen natürlich.“ Erklärte sie selbstverständlich. „Wir haben uns grade über unsere Vorgehensweise unterhalten.“ Isi atmete erleichtert auf. Perfekt gelöst!

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