Die Sache mit dem Respekt

154 14 3
                                    

Fasziniert beobachtete Isi Gavin, welcher sich angeregt mit seiner Tochter zu unterhalten schien. Wie alt war dieser Mann? Yule war, wenn sie sich recht erinnerte, zwei Jahre jünger als Leon, welcher mit seinen 25 Jahren so als war wie Greg und sie. Er konnte also im Grunde alles sein, was oberhalb der 40 lag. Konnte das sein? Unbewusst biss sie sich auf die Lippe, gebannt von diesem Lächeln, von diesen außergewöhnlichen Augen, von dieser fesselnden Aura, die ihn umgab. Unerwartet löste er den Blick von seiner Tochter, sah auf, blickte ihr unvermittelt in die Augen, was ihr Herz in nur dem Bruchteil einer Sekunde in ihre Hose beförderte. –Schau weg-, forderte ihr Verstand augenblicklich, doch sie schaffte es nicht, verlor sich förmlich in seinen Augen. Fuck! Ein leichter Stoß an ihren Ellbogen riss sie schlagartig aus ihrer Trance. Ertappt riss sie sich von seinen Augen los und sah bemüht gefasst zu ihrem Freund: „Wars schön da wo du warst?“, lachte Greg amüsiert über ihre kurzzeitige Abwesenheit. Sie schluckte schwer, hob lächelnd ihre Schultern: „Vielleicht war die Nacht doch etwas kurz“, stellte sie fest, worauf ihr Freund triumphierend Grinste: „Siehst du habe ich doch gesagt und du wolltest sie noch verkürzen.“, rief er ihr ins Gedächtnis, schüttelte den Kopf, und schob sich eine Kartoffel in den Mund: „Isst du meinen Blumenkohl, Maus?“, fuhr er bittend fort, während er auf das Gemüse auf seinem Teller deutete. Wenn es um Gemüse ging war er wie ein kleiner Junge, was er nicht kannte aß er nicht. Es aber zu versuchen, war ebenso keine Option. Greg mochte das Gewohnte, etwas Neues zu versuchen war schier unvorstellbar und diese Einstellung vertrat er leider nicht nur beim Essen. Sie atmete tief durch, bis sie letztlich nickte. Zufrieden hob er den Teller neben ihren und schob das Gemüse behutsam auf ihren Teller. Mit einem leichten Unbehagen in ihrer Magengegend hob sie den Blick, sah wie Gavin sich in einer eleganten fließenden Bewegung eine mit Kartoffeln und Blumenkohl gefüllte Gabel an den Mund führte, seine Mundwinkel zaghaft zuckten. Er hatte das Schauspiel offensichtlich beobachtet. Was amüsierte ihn so? Machte er sich über Greg lustig oder gar über sie?

Als das Servicepersonal die Teller des Hauptganges bereits abgeräumt hatte, schob Isi langsam ihren Stuhl zurück, nahm ihre Tasche und erhob sich. „Isi, wirklich?“, mahnte Greg mit hochgezogener Braue. Sie zog scharf die Luft ein: „Geht das jetzt das ganze Wochenende so?“ murrte sie genervt. „Es muss doch nicht sein“, setzte er bemüht leise nach. „Es muss auch nicht sein, dass du mir dein Gemüse rüberschiebst, weil du nicht fähig bist es zu essen“, konterte sie leise, sodass nur er ihre Stimme hören konnte, zog das Zigarettenpäckchen aus ihrer Tasche und verließ den Tisch.

In ihrer kleinen Rauchernische angekommen zückte sie angefressen eine Zigarette aus dem Päckchen in ihrer Hand und klemmte sie ungeduldig zwischen ihre Lippen. Natürlich durfte er seine Meinung über das Rauchen haben, aber musste er jedes einzelne Mal einen auf Moralapostel machen? Sie rauchte nun einmal und das nicht erst seit gestern. „Klasse“, fluchte sie sarkastisch, als sie den Inhalt des Päckchens genauer musterte und feststellte, dass sich ihr Feuerzeug nicht wie erwartet darin befand. „Darf ich?“, ertönte eine aufmerksame Stimme neben ihr, bevor eine Flamme unter ihrer Zigarette erschien und sie entzündete. „Danke“, erwiderte sie höflich, bevor sie aufsah und erstarrte. Es war ausgerechnet Gavin, der unmittelbar neben ihr stand, ihr ungewohnt nah war.
Sie atmete den Rauch tief in ihre Lungen, stand für einen Augenblick einfach schweigend da, bis sie das Wort ergriff: „Der Vater der Braut also“, stellte sie bemüht beiläufig fest. „Klingt ganz so, als hätten Sie bereits gerätselt, wer ich bin.“, feixte er während er sich ebenfalls eine Zigarette entzündete. Fast schon ertappt sah sie auf, überspielte es jedoch augenblicklich mit einem selbstbewussten Lächeln: „Sie wollten nicht, dass ihre Tochter in Deutschland heiratet?“, überging sie seine Bemerkung, lenkte das Gespräch gekonnt in eine vollkommen andere Richtung. Er schmunzelte, verstand offensichtlich was sie tat und nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette: „Ich wollte, dass sie in ihrer Heimat, traditionell im Kreise ihrer gesamten Familie heiratet, nicht hier, nicht so“, antwortete er beinahe abfällig. Isis Mundwinkel hoben sich: „Sie klingen wie ein alter grauhaariger verbissener Spießer“, bemerkte sie frech, sah ihn herausfordernd an. „Wie alt sind Sie 50? 60?“, stichelte sie weiter. „Sie sollten sich besser benehmen, junge Dame“, mahnte er, sah sie eindringlich an. Isi erwiderte seinen Blick selbstsicher: „Ich benehme mich“, begann sie mit fester Stimme. „…aber lediglich bei Menschen vor denen ich Respekt habe“, setzte sie mit einem provokanten Grinsen nach. Gavins Mundwinkel zuckten auffällig, er hob eine Augenbraue und trat auf sie zu. Intuitiv wich sie zurück, bis sie sich mit dem Rücken an der kühlen Wand wiederfand, Gavin direkt vor ihr, sie förmlich mit seinen hellgrauen Augen taxierte „Vielleicht sollte ich Ihnen genau den beibringen.“, bemerkte er mit rauer Stimme, die ihr unverzüglich einen eiskalten, gleichzeitig glühend heißen Schauer über den Rücken jagte, sodass sich jedes einzelne kleine Härchen in ihrem Nacken aufrichtete. Zaghaft biss sie sich auf ihre Unterlippe. Was zur Hölle? Isi atmete tief durch, brauchte einen Moment bis sie fähig war das Wort zu ergreifen: „Finden Sie nicht, dass es als Brautvater eher unangebracht ist eine Frau im Alter ihrer Tochter so schamlos anzugraben?“, fand sie ihre Schlagfertigkeit wieder, während sie versuchte seinem Blick standzuhalten. Nervosität stieg in ihr auf als sie bemerkte, dass er sich ihr erneut näherte, er nur noch wenige Zentimeter vor ihr stand, sie der angenehme Duft seines Aftershaves an der Nase kitzelte: „Finden Sie nicht, dass es als vergebene Frau unangebracht ist den Brautvater mit solch eindeutigen Blicken zu mustern?“, konterte er schmunzelnd, bedachte sie mit einem wissenden Lächeln. „Ich bin nicht blind, junge Dame“, hauchte er dicht an ihrem Ohr, hob lässig eine Hand. Eine Bewegung, die eine seltsam absurde Neugierde in ihr erweckte, die Neugier darauf wie sich wohl seine warmen Hände auf ihrer Haut anfühlen würden, wenn sie langsam über ihren Hals fuhren, ihre Schultern, ihre Taille. Oh Fuck! Fast schon sinnlich ließ er die Zunge über seine Lippen gleiten, befeuchtete sie minimal bevor er die Zigarette in seiner Hand damit umschloss, genüsslich daran zog und einen beherzten Schritt zurücktrat. „Aber keine Sorge, ich weiß mich zu benehmen“, bemerkte er beiläufig, wobei seine Augen amüsiert funkelten. Instinktiv schnappte Isi nach Luft. Sie hatte nicht bemerkt, dass seine Nähe sie tatsächlich dazu gebracht hatte die Luft anzuhalten, sie sich nicht einmal getraut hatte zu atmen. „Wir sehen uns, Isabella“, lächelte er verschmitzt, ein unglaublich unverschämtes Lächeln, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, schnippte sie locker in den Mülleimer und verschwand.
Vollkommen perplex sah sie ihm nach, führte ihre Zigarette, welche bereits fast vollständig verglüht war, mit zittrigen Fingern an ihren Mund, nahm einen tiefen Zug, inhalierte ihn förmlich, bevor sie den Qualm kraftvoll wieder ausstieß. Verdammt!!!???? Was ein Teufel!?

Kilt vs. Cargo Hose - Können Männer in Röcken sexy sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt