Ein Fehler?

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Isi spürte das Brennen in ihren Augen, spürte wie die Tränen sich unentwegt ihren Weg über ihre Wangen bahnten, sie dabei immer wieder versuchte sie mit ihrem Handrücken beiseite zu wischen. Sie schluckte schwer, sie wollte einfach nicht weinen. Sie war wütend, so unglaublich wütend. Erneut wischte sie sich mit der Hand über ihre Wangen, als sie ein weißes sauber gebügeltes Stofftaschentuch vor ihrer Nase erblickte. Peinlich berührt schnappte sie sich das Taschentuch, versuchte eilig ihre Haut zu trocknen, bevor sie aufsah. Bitte nicht! Vor ihr stand ausgerechnet Gavin. Schweigend lehnte er sich neben sie gegen die Wand, zückte sein Zigarettenetui und schnippte eine Zigarette hervor. Behutsam klemmte er sie zwischen seine Lippen, bevor er sie entzündete, einmal daran zog und sie ihr reichte. „Woher weißt du, dass ich hier bin“, ergriff Isi das Wort, als auch er sich eine Zigarette angesteckte: „Ich habe dir gesagt, dass ich mir jedes Detail merke, dazu gehört es zu beobachten, Prinzessin“. „Ich möchte nicht reden“, stellte sie fest, ihr Blick eisern nach vorne gerichtet, während sie an der von ihm entzündeten Zigarette zog. Allein der Gedanke daran, dass sie seine Lippen vor ihren berührt hatte, ließ ihren Atem schneller gehen. „Ich auch nicht“, konterte er bleiläufig. „Ich möchte einfach hier stehen, schweigen, rauchen und mir Gedanken darüber machen, was diese schöne Frau zum …“, weiter ließ sie ihn nicht kommen.
In einer fließenden Bewegung schnippte sie die Zigarette neben sich, packte Gavin am Kragen seines hellblauen Hemdes und zog ihn mit einem Ruck an sich. Ohne zu zögern presste sie ihre Lippen auf die seinen, forderte seine Zunge regelrecht heraus, entlockte ihm damit ein überraschtes Stöhnen, bis er ebenfalls seine Zigarette achtlos auf den Boden schnippte. Bestimmt umgriff er ihre Taille, warf sie förmlich an die hinter ihr liegende Wand, sodass augenblicklich die Luft aus ihren Lungen wich, sie das kalte Holz auf ihrer Haut spürte. Oh Shit. Fordernd, fast schon sehnsüchtig ließ er seine Hände über ihren Körper wandern, während er sie mit seinem gesamten Gewicht gegen das Holz hinter ihr presste, dabei keine Sekunde von ihren Lippen abließ. Ein Kuss, dessen Intensität sie nicht einmal ansatzweise vorausgesehen hatte, der ihr nun drohte den Boden unter den Füßen zu entreißen. Ungeduldig schob sie ihre Hände in seinen ausrasierten Nacken, schob sich ihm entgegen, hielt ihn fest, als wollte sie sichergehen, dass er sie nicht mehr losließ. Ein leiser Seufzer huschte über ihre Lippen, als sie seine Hand auf ihrem Oberschenkel spürte, wie er sie langsam nach oben schob, damit einen wohligen Schauer durch ihren Köper jagte, doch plötzlich hielt er inne, löste sich atemlos von ihr. „No“, hauchte er tonlos. Unbewusst krallte sich Isi in seinen Nacken, atmete schwer, sah ihn vollkommen verwirrt an, fassungslos darüber, dass Gavin sie abwies. Was zur Hölle?! Zaghaft strich er mit seinem Daumen über ihre Wange, über ihre Lippen, bevor er einen sanften Kuss daneben setzte. „Ich will dich“, erklärte er dich an ihren Lippen. „…aber nicht so!“ Sie schluckte. Er hatte Recht! Sie war aufgelöst, verwirrt, wütend, überfordert, befand sich in einer emotionalen Schieflage, die es zu richten galt, bevor sie eine weitere Person mit da hineinzog. Gavin atmete tief durch, löste sich von ihr und ließ sich an die Wand neben ihr sinken. „Danke“, flüsterte sie, während ihr Blick beschämt auf den Boden gerichtet war, dennoch spürte sie seinen irritierten Blick auf sich. Sie schluckte: „…dass du mich vor einem Fehler bewahrt hast.“ Nur Augenblicke später spürte sie seine Finger an ihrem Kinn, wie er es mit Zeigefinger und Daumen umschloss und ihren Blick hob: „Gern geschehen, Prinzessin“, sagte er ruhig, bedachte sie mit einem sanften Blick, ein Blick der ihr den Atem raubte, sie fesselte, sie kaum freizugeben vermochte. Überraschend hoben sich seine Mundwinkel: „Mit dem Teufel kann ich mich ja arrangieren, aber den Fehler streichst du schön wieder aus deinem Kopf“, witzelte er, strich über ihr Kinn und ließ von ihr ab.
„Möchtest du darüber sprechen?“, hakte er aufmerksam nach, als er ihr erneut eine bereits entzündete Zigarette reichte. Isi nahm die Zigarette dankend an, schüttelte jedoch den Kopf: „Das sollte ich nicht mit dir besprechen“, erwiderte sie leise, bevor sie den Qualm tief in ihre Lungen zog. Gavin nickte zaghaft, bevor er ebenfalls an seiner Zigarette zog. „Wie kommt es, dass du so gut deutsch spricht?“, lenkte Isi das Thema um, brauchte eine Pause von diesem Chaos in ihrem Kopf. Gavin schmunzelte: „Smalltalk also? Okay.“, witzelte er, bevor er fortfuhr: „Ich habe lange selbst in Deutschland gelebt. Mich hat es zwar wieder in meine Heimat gezogen, dennoch bin ich auch noch oft geschäftlich in Deutschland unterwegs.“ „Was machst du?“, hakte sie neugierig nach, während sie den Rauch ihrer Lungen in die Luft beförderte. „Ich bin Business Consultant, bin auf internationaler Ebene tätig“ „Unternehmensberater?“, entfuhr es Isi mit einem Lächeln auf den Lippen. „Unruhestifter, die bewährte Unternehmensstrukturen mir nichts dir nichts auf den Kopf stellen und stattdessen mit den irrwitzigsten Ideen kommen?“, hakte sie weiter nach, während sich ihre Lippen zu einem zarten Lächeln verzogen. Gavin zuckte grinsend mit den Schultern: „Treffend beschrieben. Ähnlicher Bereich?“ „Wirtschaftspsychologie, ich arbeite in einem Unternehmen, welches grade erst von einem solchen Unruhestifter aufgesucht wurde. Die Führungsetage war begeistert, wir nicht.“ „Sicher, dass es ein Unternehmensberater war, von mir sind seltsamerweise stets Führungsetage und Mitarbeiter begeistert.“, feixte er, was ihr tatsächlich ein Lachen entlockte. „Er war ähnlich arrogant.“, schüttelte sie lachend den Kopf, worauf Gavin eine Augenbraue hob, sich ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen legte. „Aber vermutlich nicht annähernd so gut wie ich“, erwiderte er spitzbübisch. „Wie lange hast du in Deutschland gelebt?“, überging sie seine arrogante Bemerkung mit einem Schmunzeln. „Ungefähr 12 Jahre. Wäre traurig, wenn mein deutsch da nicht gut wäre, aber leider nicht akzentfrei.“, antworte er ruhig. „Ich mag den Akzent“, sprudelte es unüberlegt aus hier hervor. Gavins Mundwinkel zuckten zaghaft, doch er ließ ihre Bemerkung einfach so im Raum stehen: „Ich möchte, dass du etwas weißt, Isabella“, begann er, sah sie an und griff nach seiner Geldbörse. „Ich werde noch eine Weile in Deutschland sein“, fuhr er fort, zückte eine Visitenkarte aus dem ledernen Portemonnaie und reichte sie ihr. Ein letztes Mal zog er an der Zigarette, welche er sich locker zwischen die Lippen geklemmt hatte, schnippte sie zur Seite und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange: „Kläre das mit Greg, egal in welche Richtung es geht.“, sagte er ruhig, verschwand in der Dunkelheit und ließ sie perplex stehen. Irritiert betrachtete sie die Visitenkarte in ihrer Hand, die darauf gedruckten Buchstaben -GAVIN HUNTER- und seine Handynummer.

Kilt vs. Cargo Hose - Können Männer in Röcken sexy sein?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt