»Das kannst du mir nicht antun.« , schrie ich meine Mutter an.
Zwei Wochen wohnten wir nun hier und in dieser Sekunde verkündete sie, dass sie zu einem Kuraufenthalt nach Ingolstadt fahren würde.
Nicht mal etwas in der Nähe.
»Dag, Schatz. Es sind nur drei Wochen.«
Wie ein kleines Kind ignorierte ich sie einfach. Sie streichelte mir über den Kopf, durch die Locken hindurch, als wäre ich vier. Was wohl auch an meinem schmollenden Verhalten lag.
»Ach Sylvia, das ist doch nicht schlimm. Wir werden die Zeit auch ohne dich überstehen.« , gab Jörg von sich und fuhr mit seiner Hand kurz über den Rücken meiner Mutter.
Ich hasste es, wenn er sie anfasste.
Sie nippte an ihrem Kaffee und schaute auf die Uhr. »Ich muss jetzt wirklich los. Dag, wir reden heute Abend nochmal über alles, okay?«
»Ich dachte, du kommst heut später?« , fragte Jörg.
»Oh das stimmt.« Sie sah mich mit einem entschuldigenden Blick an. »Ich werde morgen erst um neun Uhr abgeholt, wir reden dann zum Frühstück, versprochen.« Wie gehabt schmollte ich. Sie schritt zur Türe und drehte sich noch einmal zu mir um. »Ich mache es wieder gut.«
Nur eine Sekunde später schnappte der blonde, in den Siebzigern hängengebliebender, Idiot sich auch schon das Haustelefon und rief jemanden an.
»Hey Thomas, es bleibt bei heute Abend. Ich bin so gegen sieben bei dir.« Er winkte mich mit einer unfeinen Handbewegung weg. Auch ohne seine Anweisung war ich bereits dabei die Wohnung verlassen zu wollen. »Was hältst du davon, wenn wir danach noch bei Rainer vorbeischauen?«
Ich schloss die Türe hinter mir. Während ich die Treppe hinaufging, zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche hervor.
Vincent wollte morgen vorbeikommen, aber bisher hatte er sich noch nicht gemeldet. Zu Besuch war er zwischenzeitlich jedoch schon eingetrudelt und hatte sich selbst ein Bild von meiner Bude gemacht.
Zurzeit waren Sommerferien. Zum Musik machen kamen wir derzeit allerdings weniger. Was schade war. Denn ich liebte diese Zeit mit ihm.
Ich betrat meine vier Wände. Drei Kartons standen immer noch darin herum. Ich holte meine Gitarre hervor und setzte mich auf die breite Fensterbank. Mir fiel keine Melodie ein.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Mir fehlte irgendwie die Inspiration ... in letzter Zeit spürte ich ... nur noch diese Leere.
Ich hatte schon ewig nichts musiziert und dabei liebte ich alles, was mit Musik zu tun hatte.
Instrumente. Gesang. Mein Lehrer meinte mal zu mir, ich solle mich mehr an die Realität versuchen, als so einen Schwachsinn zu machen.
Vielleicht hatte er ja Recht.
Möglicherweise würde ich es nie zu etwas bringen.
Aber irgendwie war mir das auch egal. Ich machte es gerne ... nicht für andere.
Vincent und ich hatten immer Spaß dabei und lachten viel.
Ich nahm das Plektrum, welches langsam über die Saiten glitt. Die Anregung für eine genaue detaillierte Melodie fehlte jedoch weiterhin.
»Verdammte Scheiße.« , gab ich leise von mir und schmiss das Spielblättchen von mir weg, das paradoxerweise gegen mein Bett prallte und dann unter der Kommode verschwand.
Mein Gesicht verdunkelte sich. Wütend schnalzte ich mit der Zunge und krabbelte auf allen vieren dort hin. Mein Arm passte gerade mal so darunter und ich tastete mich im Dunkeln hervor.
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Du und ich, nur wir beide
FanfictionTriggerwarnung: SVV, Suizid Dag weiß nichts über das Mädchen, welches ihn seit seinem Einzug ständig aus dem Haus gegenüber beobachtet. Engel lebt komplett zurückgezogen und vermeidet jeglichen Kontakt mit anderen. Langsam und behutsam gelingt es i...