ᴷᴬᴾᴵᵀᴱᴸ 26

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Vincent war bei mir geblieben.

Auch wenn seine Mutter nicht gerade begeistert darüber war, verbrachte er die nächsten Tage und Nächte nur bei mir.

Mein Fenster hatte er mit einer schwarzen Folie beklebt, damit ich erst gar nicht auf die Idee kam, nachzuschauen, ob ich Engel sah.

Und wenn wir rausgingen, drehte und wendete er mich immer so, dass ich ebenso nicht zum Haus sehen konnte.

Er passte auf mich auf.

Mir ging's jedoch schlechter.

Nicht nur das ich sie vermisste, ich zweifelte regelrecht an mir selber. War es wirklich schon so weit gekommen, dass ich mir ein Mädchen einbildete?

Oder das ich mir vorstellte, extrem wichtig für eine Person zu sein?

~ Du bist mein Licht in der Dunkelheit ... ~

Hatte ich das quasi zu mir selber gesagt?

Der Gedanke, dass ich wirklich dort so gut wie jeden Tag alleine in dem Haus verbracht hatte, machte mich kirre.

Was hatte ich da getan ... wenn niemand Reales da gewesen war?

Löcher in die Luft gestarrt, während sie malte ... obwohl sie gar nicht ...

Ich fiel fast aus meinem Bett, als ich hektisch aufstand. »Die Bilder.« , sagte ich laut.

Vincent schreckte hoch, denn er hatte tief und fest geratzt, da wir mitten in der Nacht hatten. »Was faselst du?«

»Die Bilder.« , gab ich erneut von mir und suchte meine Hose. »Sie hat gemalt.«

»Wer?«

»Engel.« Ich blickte mich um auf der Suche nach einem Shirt.

»Nein. Stopp jetzt. Sie existiert nicht, okay. Also hat sie auch nichts gemalt.«

»Doch hat sie. Ich hab's doch mit meinen eigenen Augen gesehen.«

»Mit den Augen, die dir auch weisgemacht haben, dass sie real wäre?«

Ich sah ihn an. »Als du da warst, du hast doch auch Bilder gesehen, oder nicht?«

Er überlegte. »Ja.« , gab er schließlich von sich.

»Also.«

Er setzte sich nun gänzlich auf und fuhr sich durch die Haare. »Ey Dag. Wer weiß, wer die gemalt hat. Das ist doch kein Indiz dafür, das sie ... existiert.«

»Doch. Sie hat mich gemalt und den Ausblick zu meinem Fenster.«

Er runzelte die Stirn. »Vielleicht hast du dir das auch eingebildet?!«

»Und um das auszuschließen, werden wir jetzt rübergehen.«

»Dag, du bist die ganze Zeit in ein fremdes Haus eingestiegen. Das ist strafbar. Und jetzt sag mir nicht, sie hat dir den Schlüssel gegeben.«

»Aber siehst du, da ist doch wieder etwas, was sich nur damit erklären lässt, das ich sie mir nicht eingebildet habe. Woher hätte ich sonst wissen sollen, wo der Schlüssel ist?!«

»Keine Ahnung. Vielleicht hast du es von hier oben gesehen? Oder ... gesucht wie bekloppt, was weiß ich.« , sagte er und betrachtete mich. »Ich war mit in dem Haus. Und ... es war niemand da.«

Ich nahm die Klinke in die Hand. »Ich will nur nach den Bildern schauen.«

»Dag, das ist unbefugter Einstieg.«

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. »Und?«

Ich sah, wie er mit den Augen rollte und hiernach aufstand, um sich auch anzukleiden. »Nur rein ... kurz gucken ... und dann sofort wieder raus.« , sagte er. »Und danach ist Schluss. Du kannst mich meinetwegen hassen dafür, aber ich will dir damit nur helfen.«

Du und ich, nur wir beideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt