Verständnis

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Adrien sah sich kurz um und vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete. Schon wollte er die magischen Worte rufen: "Pla-.."
"ADRIEN, WAS SOLL DAS?!" Er wurde jedoch abrupt unterbrochen von einer besorgten Nathalie, die nun vor ihm stand und versuchte streng auf ihn hinabzublicken. Allerdings sah man ihr an, dass sie mit der Situation überfordert war.
"Pla-... Planlos bin ich definitiv nicht! Ich weiß absolut, was ich tun will. Und zwar meine Tasche, die ganz sicher noch im Park ist! Wenn ich sie hohlen will, sollte ich mich beeilen. Also dann, bis später!", stotterte Adrien sich eine Ausrede zurecht, während er sich am Hinterkopf kratzte. Das tat er immer, wenn er verlegen oder überfordert war.

-Adriens Sicht-

Kann Nathalie es nicht einfach mal gut sein lassen? Ach... nein, kann sie nicht. Erstens ist es ihr Job und zweitens hält sie eh nichts von halben Sachen.  Entschlossen wollte ich gerade wieder auf dem Absatz kehrt machen und weiter abhauen, doch wiedereinmal hielt Nathalie mich zurück. Ruckartig drehte ich mich um und sah ihr in die Augen. Ich erwartete Wut, Verwirrung und Enttäuschung darin zu sehen. Sie blieb vollkommen gelassen und seufzte: "Adrien. Ich weiß, es ist alles im Moment nicht einfach für dich und ich weiß auch, wie sehr du dir mehr Zeit wünschst. Mehr Zeit mit deinem Vater. Mehr Zeit mit deinen Freunden. Zeit ohne Pflichten. Zeit, um das zu tun, was auch immet du willst. Abe-"
Nein... sie zeigte sogar Verständnis. Die Erleichterung machte sich in mir breit und schneller, als sie gucken konnte, hatte ich auch schon meine Arme um die Taille der Frau geschlungen.

-Nathalies Sicht-

Verblüfft schaute ich runter
auf die verwuschelten blonden Haare des Jungen.
Eigentlich wollte ich weiter sprechen. Aber kein Ton wollte mir über die Lippen kommen. Also atmete ich einmal tief durch. In letzter Zeit wusste ich einfach niecht mehr so recht, was Adrien durch den Kopf geht. Naja, wer weiß das bei 14 jährigen Jungen in der Pubertät bitte schon. Es tat gut einfach mal alles zu vergessen. Vor allem den heutigen Tag.....
Eine ganze Weile standen wir also einfach nur da und umarmten uns, lauschten den ruhigen Atemzügen des jeweils anderen, dem zwitschern der vielen Tauben über uns..... Die Tauben! Mister Pidgeon! Ein lauter Knall ertönte plötzlich, nicht weit entfernt und ließ uns zusammen zucken.

'Merde! Den hatte Adrien doch glatt vergessen.'
"Jetzt muss ich aber wirklich  meine Tasche hohlen gehen!", rief Adrien hastig und rannte so schnell er konnte davon.

"Wa-...Abe-...Adri-...NEIN!", stammelte Nathalie. Sofort nahm sie die Verfolgung auf. So langsam geriet sie in Panik. Der gesamte heutige Tag war ein Desaster.

Weiße HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt