Nathalies Sicht:
Heute Morgen bin ich eine Stunde früher aufgestanden als sonst. Mit anderen Worten: Zu früh. Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich zugestimmt habe, zu modeln?! Nun muss ich die Modenshow organisieren und meinen eigenen Zeitplan komplett umstellen. Ich kann mich schlecht in zwei Hälften teilen... und selbst wenn, bezweifle ich, dass ein halbes Gehirn an zwei Orten so effektiv ist, wie ein Gehirn an einem. Schnell zog ich mich um und machte Duusu einen Kaffee. Für mich blieb keine Zeit zu frühstücken. Um Zeit zu sparen fuhr ich direkt zum Ort der Modenshow. Gabriel hatte das Stadion gemietet. Einige Floristen hatten es mit vielen exotischen Pflanzen und Blumen in einen absolut traumhaften Garten verwandelt. Denn das Thema war, (welch Überraschung) Schmetterlinge. Von diesen war allerdings nicht ein einziger zu sehen... Beim Betreten des Stadions schlug mir eine nahezu betäubende Duftwolke entgegen, die mich kurz innehalten ließ. Der Geruch war nicht zu stark, sondern angenehm natürlich. So sollten mal Gabriels Parfüms riechen..., dachte ich verträumt. Ich beschloss, mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren und schaute mir Audreys Zeitplan an, der ab heute mein Zeitplan war. Mir blieb bis zur ersten Anprobe noch etwas Zeit, also fuhr ich mit meiner ursprünglichen Arbeit fort und organisierte Ton- und Bühnentechniker, überprüfte nochmal die Akten der Models und nahm den Laufsteg schon mal genauer in Augenschein. Das kann ja nicht so schwer sein! Um einer kompletten Blamage aus dem Weg zu gehen, lief ich einmal den Laufsteg entlang. Mit möglichst viel Selbstbewusstsein stemmte ich die Hände in die Seite... und kam mir einfach nur lächerlich vor. Wohin schaue ich? Gibt es eine bestimmte Haltung, die ich einnehmen muss? Ich war total überfordert. Schnell wandte ich mich wieder anderen Arbeiten zu. Doch mit der Zeit wurde das Stadion immer voller. Die Techniker kamen, die Fotographen, die anderen Models... und schließlich (ich traute meinen Augen nicht) sogar Gabriel. "Guten Tag Nathalie. Ich dachte, ich helfe Ihnen am ersten Tag Ihrer Modelkarriere ein bisschen", lachte er. "Haben Sie sich bereits auf den Laufsteg gewagt?" Mehr als ein künstliches Lächeln brachte ich nicht zustande, was mir als Antwort auf sein herzliches Lachen ein wenig kalt erschien. "Ja, Monsieur" Sein Lachen wurde ein Stück breiter. "Wie lief es?" Ohne zu zögern antwortete ich: "Katastrophal", behielt dabei aber der Höflichkeit zuliebe mein aufgesetztes Lächeln. Gabriel lachte immer mehr. "Das habe ich mir schon gedacht!" Jetzt war ich ehrlich beleidigt. Dieser Mann besitzt ein Talent, Leute ungewollt zu beleidigen. Als er mich endlich fertig ausgelacht hatte und ich beschlossen hatte, das mein aufgesetztes Lächeln doch der Höflichkeit zu viel war, meinte er schließlich: "Ich habe beschlossen, dass sie gar nicht auf den Laufsteg müssen. Es wird gerade eine große Schaukel befestigt, auf der Sie als Finale scheinbar magisch zwischen den Pflanzen erscheinen werden. Die Zuschauer werden nur auf den Boden fokussiert sein, weswegen Ihr Auftritt noch spektakulärer ausfallen wird! Es ist genial!" Erleichtert schlich sich mir nun doch ein Lächeln ins Gesicht. Ein ehrliches. "Ein Glück! Ich hätte nicht gewusst, wie ich Audreys Zeitplan mit der Organisation der restlichen Show unter einen Hut bekommen hätte", gab ich zu, während ich sein Eigenlob nicht beachtete. "Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird ausreichen, wenn sie drei Tage vorher mit den Proben beginnen. Das Komplizierteste wird sein, das Kleid anzubekommen. Machen sie zuerst Ihre eigene Arbeit fertig und machen sie sich mit den Umkleiden und der restlichen Umgebung vertraut." Mir viel regelrecht ein Stein vom Herzen. Ich würde genug Zeit haben, alles zu organisieren und nur minimalen Aufwand betreiben müssen, um eine passable Figur als Model abzugeben. "Ich- Danke Gabriel!", sagte ich vermutlich ein wenig zu unprofessionell. Er lächelte dieses mal nur leise vor sich hin. "Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun konnte." Als er sich umdrehte und gehen wollte, rief ich ihm hinterher: "Dafür, dass das Thema Schmetterlinge sind, gibt es hier erstaunlich wenig Deko, die an Schmetterlinge erinnert. Es ist nur noch eine Woche bis zur Modenshow... Soll ich noch welche besorgen?", in der Hoffnung mit irgendeiner Geste meine Dankbarkeit ausdrücken zu können. Gabriel drehte sich wieder um und sah mir fest in die Augen. Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte plötzlich ein wenig unheimlich. "Nicht nötig, Nathalie. Darum kümmere ich mich persönlich..." Mit diesen Worten ging er. Wieder einmal breitete sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus.
Der Rest des Tages lief exakt nach meinen Vorstellungen. Ich war sehr produktiv und kam etwas früher zum Anwesen, wie vorgesehen. Kurz bevor ich in mein Zimmer gehen wollte, hörte ich laute Stimmen aus Adriens Zimmer.
"Adrien! Wieso warst du heute nicht bei den Vorbereitungen der Modenshow?"
"Ich hatte es vergessen Vater. Neben den Hausaufgaben und Chinesisch hatte ich es im Zeitplan übersehen!"
"Wenn du durch die Schule deine Pflichten vernachlässigst, bekommst du wieder Privatunterricht von Nathalie!"
"Nein, Vater! Ich will in die Schule gehen. Wie jeder andere in meinem Alter auch!"
"Du bist nicht wie jeder andere! Du bist ein Agreste!"
Nach diesen Worten kam Gabriel aus Adriens Zimmer und warf mir einen flüchtigen Blick zu. Er verzog keine Miene. Spätestens nachdem er im Arbeitszimmer verschwunden war, wusste ich, was er vorhatte. Hat er eigentlich bei allem, was er sagt oder tut, Hintergedanken?! Instinktiv hastete ich in Adriens Zimmer. Zu spät. "Ja, Hawkmoth.", war das Letzte, was ich hörte, bevor die Tür aufgestoßen wurde, ich sie heftig gegen den Kopf bekam und die hohen Wände des Anwesens vor meinen Augen zu einem schwarzen Schleier verschwammen.
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Weiße Hoffnung
FanfictionNathalie ist auf Gabriel wütender denn je. Ihm ist alles egal! Er denkt nur an die Miraculous und Emilie. Ihm ist nicht bewusst, was er da für einen Schaden anrichtet. Auch nicht als eine Person verletzt wird. Ladybug bemerkt ebenfalls, dass die La...