Duusu

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-Nathalies Sicht-

Ich schluckte. Ich wollte etwas sagen, als Gabriel bereits auf mich zu kam. 'Warte, will er mich umarmen?!' Dann hielt er in der Bewegung inne und klopfte mir stattdessen unbeholfen auf die Schulter.
"Ähm... Ich muss noch etwas wichtiges mit dir besprechen. Hast du noch kurz Zeit?"
"...Ja.. Natürlich." Unbehagen kroch langsam in mir hoch. Was wollte Gabriel mir mitteilen? Hatte ich etwas falsch gemacht? Ging es um einen neuen Plan? Hoffentlich brauchte er wieder meine Hilfe!
Gemeinsam gingen wir ins Arbeitszimmer.
Das fahle Mondlicht schien senkrecht durch die Fenster.
Mein Chef stand mit dem Rücken zu mir und blickte nachdenklich in die Nacht. Endlich drehte er sich um und ich verlor mich mal wieder in seinen hübschen blau-grauen Augen, die durch das Licht einen silbrigen Glanz erhielten. "Nathalie.", sprach er mit bedacht. Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit, was ich unglaublich süß fand."Nathalie?!", rief er plötzlich lauter. Sofort zuckte ich leicht zusammen.
"Was? Äh. Ja, Sir. Was ist los?", stammelte ich, als ich mich wieder gesammelt hatte. 'Bravo, Nathalie! Reiß dich zusammen.'
Gabriel räusperte sich und fing erneut an: "Ich würde dir das Pfauenmiraculous gerne dauerhaft geben."
Mein Herz machte einen Luftsprung. Bisher durfte ich das Miraculous immer nur kurzzeitig tragen um auszuhelfen, aber anscheinend hatte ich gute Arbeit geleistet! Auch wenn Reflekdoll, Miracula und Feast nicht zum Ziel geführt haben.....
Irgendwie wurde ich total aufgeregt! "Haben Sie einen neuen Plan? Was soll ich machen? Wann und wo brauchen Sie mich? Vielleicht hätte ich ja auch eigene Ideen-"
"Ich brauche dich nicht."
Ich gab einen enttäuschten Laut von mir. 'Autsch. Mach's doch noch direkter!' So schnell war mein Tatendrang auch schon wieder verpufft. Auf einmal schien Gabriel ein Licht aufgegangen zu sein. "WAS? ÄH. Nein! So meinte ich das nicht! Es gibt einfach nur keinen bestimmten Plan, den ich derzeit verfolge."
Erleichtert atmete ich aus. Gabriel fuhr fort: "Es tut mir leid, dass es heute so viele... Turbulenzen gab. Woher sollte ich auch wissen, dass Mister Pidgeon es auf dich abgesehen hatte?! Jedenfalls: Im Falle, dass ein Akuma in deiner Nähe ist, will ich einfach nur, dass du dich wehren kannst."
'Okay, er denkt ich bin wehrlos!'
"Ich kann mich auch so sehr gut wehren, was ich heute auch tuen musste, zur Info.", murrte ich.
Gabriel schien zu merken, dass er  mir gerade definitiv keine Komplimente machte. Er fing wieder an sich zu rechtfertigen: "Das habe ich gesehen! Das war echt.... beeindruckend. Aber ich hätte einfach gerne ein gutes Gewissen. Trag es bitte."
"In Ordnung."
Schließlich nahm ich das Miraculous entgegen und machte mich daran das Zimmer zu verlassen. Die Situation war nicht sonderlich komfortabel. Als ich die Tür aufdrücken wollte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
"Verrat mir eins: Wie hast du heute den Akkuma neutralisiert?", fragte der Designer neugierig.
"Ist das denn so wichtig?", fragte ich müde. Insgeheim hatte ich an einer Vortsetzung des Gesprächs kein Interesse. "Der Träger des Miraculous bestimmt die Grenzen seiner Macht. Wenn du es schon ohne Miraculous geschafft hast, die Kraft des Akkumas zu bändigen, wie soll ich dann jemals eine Chance gegen Ladybugs Kräfte haben?"
Mehr als ein Schulterzucken bekam er nicht zur Antwort. "Erzählst du mir was passiert ist?"
Ich sah zu Boden.
"Vielleicht lieber morgen."

In meinem Zimmer angekommen zog ich mich um und machte mich bettfertig. Schon lag ich in meinem Bett und wollte das Licht ausknipsen, doch die Pfauenbrosche zog meinen Blick immer wieder auf sich. Vorsichtig steckte ich sie mir an. Da kam auch schon mit einem dunkelblauen Leuchten Duusu zum Vorschein. Kaum sah sie mich an, da sprudelten auch schon die Worte aus ihrem Mund wie aus einem Wasserfall: "Guten Abend Madame Nathalie! Nooroo hat mir erzählt, was sie heute mit dem Akkuma angestellt haben. Das ist ja fantastisch! Wie haben sie das gemacht? Das hat noch nie jemand geschafft! Oder versucht. Ist ja auch irgendwo echt leichtsinnig, hehe. Aber das sie das geschafft haben: Nicht schlecht! ... öhm, Was machen wir in ihrem Schlafzimmer?"
'Du wolltest eigentlich schlafen, Nathalie. Das war klar. Warum hast du dir das nicht ersparrt?!'
"Hallo Duusu. Wir sind in meinem Schlafzimmer, weil ich jetzt schlafe. Gute Nacht.", versuchte ich das Gespräch so kurz wie möglich zu machen.
"Ja gut. Und ich? Warum bin ich hier?"
"Achso. Weil du jetzt die nächste Zeit bei mir bleibst."
Und schon ging das gequitsche wieder los. "Sie sind meine feste Besitzerin? JUHUUU!!! Also nix gegen Monsieur Agreste, aber.... aber doch. Ich freu mich ja so! Wo darf ich schlafen? Warte, geht es dir wieder besser? Yippiiiieee! Das ist ja supi! Ach nee, hat Gabriel einen neuen Plan??? Er kann dich das nicht machen lassen! Es geht dir dadurch doch schlecht."
Ich seufzte.
"Er hat keinen neuen Plan und er will auch insgeheim nicht, dass ich es benutze. Er hat es mir nur gegeben, damit ich im Falle einer Akkumatisierung geschützt bin."
"Aaaaaawwww. Gabriel sorgt sich um sie! Er hat sie wirklich gern. Ihr seid bestimmt gute Freunde, oder?"
Augenblicklich färbten sich meine Wangen rosa. Meine Gedanken schweiften wieder ab und ich fing an unverständliches Zeugs zu murmeln. ".....Waren das mal.... Emelie.... nur noch Assistentin..."
Dusuu stetzte sich auf meine Schulter und fing an mir mitfühlend über die Wange zu streicheln. "Ich glaube, sie machen sich zu viele Gedanken, Madame Nathalie."
"Vermutlich hast du recht Duusu. Danke." Das Lächeln von vorhin schlich sich zurück auf meine Lippen und das wohlige Gefühl im Bauch war auch wieder da.
Ich öffnete meine Nachttischschublade, legte deren Inhalt auf einen Stuhl und stattdessen ein kleines Kissen hinein. Dann machte ich dem Quami deutlich dort zu schlafen. Sofort flog diese aufgeregt dort hinein und deckte sich kurzerhand mit einem Papiertaschentuch zu. Ich nahm mir fest vor ihr eine besser geeignete Bettdecke zu besorgen. Leise knipste ich die Nachttischlampe aus und legte den Kopf ins Kissen. "Schlafen Sie gut, Madame Nathalie.", ertönte es da aus der Schublade. "Du auch Duusu", kicherte ich und schloss die Augen. Bereits ein paar Minuten später war in der Stille ein leises Schnarchen zu hören, welches mir verriet, dass meine Arbeit am nächsten Tag wohl ein paar kleine Unterbrechungen erhalten würde.

Weiße HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt