Übertragung

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Hi. :D
Nach einer ungewollten Pause geht es nun weiter. Danke noch mal an _just_vio_ für ihre Hilfe, bei 'nem kleinen Problem eben.
Viel Spaß beim Lesen!

-Iras (Nathalies) Sicht-

Einige Zeit verstrich und ich fing schon an darüber nachzudenken, so freundlich zu sein und meinen Suchern ein Stück entgegenzukommen, als schließlich ein paar Straßen weiter eine Polizeisirene aufjaulte und sicherlich dutzende unschuldige Bürger aus dem Schlaf riss. Der Lärm wurde almählich lauter und drei Polizeiautos bogen mit leuchtendem Blaulicht in die Straße ein. Roger stieg aus dem ersten aus, winkte seine Kollegen zu sich und suchte die Gegend nach einem Schurken ab.
Das wird so nix....
Also lies ich mich von der Regenrinne gleiten.

-Rogers Sicht-

Ich blieb wie angewurzelt stehen. Auch meine Kollegen rührten sich nicht mehr. Als gäbe es die Gesätze der Schwerkraft nicht, sank eine leuchtendweiße Gestalt, scheinbar nur von der Luft getragen, vor uns hinab. Sie hielt den Kopf gesenkt. Kurz vor dem Boden stoppte sie. Dieses Wesen zog jeden von uns in eine Art Bann. Nichts geschah. Doch ich wäre nicht Roger Raincomprix, wenn ich nicht zumindest versuchen würde, alle jenen, die den Bürgern von Paris Leid zu fügen, Einhalt zu gebieten. Mit zitternder Hand erhob ich mein Megafon. Sie war von der nächtlichen Kälte ganz klamm geworden. "Im Namen des Gesetzes-", begann ich dem Störenfried meinen Standardspruch um die Ohren zu hauen. "Im Namen des Gesetzes, halten Sie die Klappe! Hier in der Straße schlafen kleine Kinder"
Aus einer der oberen Wohnungen in dem Gebäude neben uns fing ein Kind an zu weinen. "Zumindest haben sie das bis jetzt.... Zufrieden mit ihrer glorreichen Arbeit mit der Sie die heutige Nacht bereichert haben?" Das Wesen hob den Kopf. Bis eben dachte ich, die Stimme gehörte zu ihm, aber es hatte keinen Mund. Es sah aus wie eine Frau in einem hübschen Kleid. Wie der Geist einer Frau in einem hübschen Kleid.... "Sie sind ja ganz still", hörte ich die Stimme erneut. Vorhin klang sie verärgert, wohingegen sie nun etwas entzücktes an sich hatte. Die Frau schwebte auf mich zu. Panisch griff ich zum Megafon. "B-bleiben Sie zurück oder ich-"
"Oder Sie tuen was? Sie haben diese Nacht mehr unschuldige Bürger gestört als die Schurkin, ist das nicht lustig? Denken Sie gut nach, was Sie als nächstes tun werden"
Nein, die Stimme musste von ihr kommen. Hörte nur ich sie? Die Stimme klang, nicht mehr vollkommen menschlich. Es war, als würde man telefonieren und der Gesprächsparter hat extrem schlechten Empfang.
"Haben Sie etwa Angst? Sie handeln ja überhaupt nicht", fragte die Gestalt spielerisch. Ich war wie ihre Puppe. Ihr Spielzeug. Leblos, still, bewegungsunfähig.
Nein! Das durfte ich nicht. Mit steifem Genick schüttelte ich den Kopf. Warum zum Teufel sagte ich nichts?
Die Frau war nur noch eine Handlänge von mir entfernt. "Ach nein, haben Sie nicht? ...hhhhmmm..
Vielleicht können wir das ändern"
Ihr Kleid endete in vielen bunten Fäden. Die lilafarbenen leuchtenden Fäden, leuchtenden schlagartig heller als der Rest, glühten förmlich, fingen an sich an meine Schläfen, meine Brust und andere Stellen meines Oberkörpers zu legen. Ein elektrisches Kribbeln fuhr durch meinen Körper. Dieses lilafarbene Leuchten floss aus den Fäden. Für einen kurzen Moment leuchtete ich selbst lila auf. Sie schien etwas auf mich zu übertragen und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Langsam lösten sich die Fäden von mir und ihre Besitzerin nahm ein wenig Abstand von mir...
und ich brach in mich zusammen. Ich hatte Angst. Größere Angst als jemals zuvor. Angst vorm Scheitern, Angst vor der Zukunft, Angst, dass ich meinen Problemen nicht gewachsen bin, Angst, keine Person zu haben, die mich mag oder mich versteht, viel Angst, die ich hier nicht vollständig aufzählen kann. Ich wollte vor Angst weglaufen, aber ich war gefangen in meinem eigenen Körper, meinem eigenen Geist, meinem eigenen Leben.

-Iras (Nathalies) Sicht-

Das konnte ich also. Meine Gefühle auf andere übertragen. Das hatte Hawkmoth zwar gesagt, allerdings wusste ich nicht genau, was ich darunter verstehen sollte. Nun war ich also hier. Umzingelt von unfähigen Polizisten und sehe ihrem Chef beim Leiden zu. Man sah Roger an, wie er versuchte gegen seine eigenen Gedanken anzukommen. Er schlug sich gut, konnte meistens jedoch nicht lange genug standhalten. Jede Niederlage stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch wenn es sadistisch klingt, fühlte es sich erleichternd an zu sehen, dass jemand jetzt weiß, wie es mir geht... irgendwie. Aber es machte mich auch furchtbar traurig, meinen eigenen Schmerz in einer anderen Person wiedergespiegelt zu sehen. Was geschieht nun mit ihm?, fragte ich mich, in der Überlegung einfach weiterzuschweben und Roger seinen eigenen Problemen zu überlassen.


Weiße HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt