Einer von vielen

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Nathalies Sicht:

Als ich aufwachte, brauchte ich mehrere Versuche, um wieder auf die Beine zu kommen. Wenn ich bei der Modenshow genauso elegant modeln würde, wie ich aufgestanden bin, werden mir wohl alle Gäste dankbar sein, wenn das mein erster und letzter Auftritt bleiben würde. Sobald ich wieder klar sehen konnte, schaute ich mir die Nachrichten an. Sogleich begrüßte Nadja Chamack mich mit ihrem Mikro in der Hand: "Hier ist Nadja Chamack und wir berichten live vom Collége Froncoise Dupont mit Clara Contard. Clara, wie ist die Lage?" Eine blonde Frau in dem Helikopter, aus dem die live Übertragung stadtfand, ergriff das Wort. "Danke, Nadja. Ein neuer Superschurke ist aufgetaucht. Es ist Adrien Agreste, der jeden Bürger, der ihm über den Weg läuft, in ein perfektes Abbild seiner Selbst verwandelt. Mit diesem Prinzip erinnert seine Kraft stark an die von Reflecta." "Tja", grinste Alec, der sich zu Nadja gesellte, "Partnerlooks sind derzeit eben voll im Trend!" Alle drei lachten. Für mich war die Situation alles andere als zum Lachen. Gabriel hatte zu Adrien gesagt, dass er nicht wie jeder andere sei und genau das änderte der Junge jetzt. Bald ist er nur noch einer von vielen. Erneut setzte ich mich ins Auto und fuhr in Richtung Collége Froncois Dupont. Ich wusste nicht, was ich dort ausrichten sollte oder was ich überhaupt ausrichten wollte. Ich will Gabriel zeigen, wie wichtig er mir ist, ich will ihm etwas bedeuten, aber wenn es um Adrien geht, verstehe ich keinen Spaß. Das Auto parkte ich um eine Ecke. Man sollte mich schließlich nicht gleich entdecken. "Merde", dachte ich beim Aussteigen. Ich befand mich in einem Meer aus Adrien Agrestes. Wie soll ich denn zwischen den dutzenden Adriens, das Original finden? Scheinbar dachte Ladybug das Selbe. Sie stand auf dem Dach der Schule und blickte seufzend über die Menge.

Ladybugs Sicht:

In Situationen wie dieser gibt es nur noch eine Möglichkeit: "GLÜCKSBRINGER!!!" Hoffnungsvoll fing ich den gepunkteten Gegenstand auf, der mir entgegenfiel. "Das glaube ich jetzt nicht", murmelte ich fassungslos. In meinen Händen hielt ich, genau wie beim letzten mal gegen Flash stopper, eine Brille. "Aber das bedeutet doch... Nathalie Sanceour?!" Unten auf dem Bürgersteig stand, auffallend wie ein bunter Hund, Nathalie Sanceour. Da bekam ich eine Idee: "Ich werde Adrien vielleicht nicht dazu bringen, sich zu zeigen, aber auf sie hört er bestimmt." Jedoch war sie, bereits wieder verschwunden.  "Mist. Wo steckt Cat Noir bloß wieder?"

Nathalies Sicht:

Plötzlich klingelte mein Telefon. Um ungestört zu sein, entfernte ich mich ein wenig. "Monsieur Agreste?", ging ich verwirrt ran. "Halten Sie sich bereit. Wenn am Ende nur noch Ladybug und Cat Noir so aussehen wie sie selbst, können die beiden sich nicht mehr verstecken. Wir werden uns verwandeln und ihnen die Miraculous aus dem Hinterhalt abnehmen. Finden Sie in der Zwischenzeit Adrien. Ihm soll nichts passieren." Verzweiflung vermischte sich mit Wut. "Du hast ihn akkumatisiert! Wenn ihm etwas passiert, ist das deine Schuld!" *tut, tut, tut* Er hatte bereits aufgelegt. Als ich mich umdrehte, erschreckte ich mich heftig. Vor mir stand Ladybug. "Nathalie Sanceour! Ich brauche ihre Hilfe. Könnten sie mir helfen, Adrien zu finden? Er muss im Schulgebäude sein und auf Sie wird er möglicherweise hören." Erstaunt überlegte ich. Adrien zu finden, dürfte sich als schwierig herausstellen und die Hilfe einer Superheldin würde mit Sicherheit nicht schaden. Wenn ich ihr helfe, hilft sie mir und ich wüsste bereits, wo Ladybug sich aufhält und könnte sie im Auge behalten. "Okay. Gibt es einen Plan?" Zerknirscht drehte das Käfermädchen ihren Glücksbringer in den Händen hin und her. "Alsooo... nein. Ich persönlich hoffe, es wird reichen, wenn sie nach ihm rufen." Ich starrte auf mein Handy, auf das mich eben Gabriel angerufen hatte. "Einen Versuch ist es wert."

Im Schulgebäude selbst waren zum Glück nicht so viele Menschen wie draußen. "Adrien?", rief ich, so dass es von den Wänden widerhallte, "Bist du hier irgendwo?" Der Blick von dutzenden Adriens lag auf mir, doch einer viel mir auf. In seinem Blick lag nicht die übliche Verwirrung und Neugier, sondern Unsicherheit. Ich sah ihm tief in die Augen und langsam, Schritt für Schritt, als hoffte er, ich würde es so nicht bemerken, ging er einen Schritt nach dem anderen zurück, bis er schließlich davonlief. Ladybug nickte mir zu. So schnell ich konnte, nahm ich die Verfolgung auf. Wir rannten Treppen hoch, um Kurven, um Ecken und an einer Menge Adriens vorbei. Nach einiger Zeit bog er in einen leeren Kunstraum ein und wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen, aber ich war stärker als er und schaffte es zu ihm in den Raum hinein. Quietschend viel die alte Holztür hinter mir ins Schloss. Der Junge war gefangen. Zögernd versuchte ich mit ihm zu reden. "Ich weiß, du willst nicht so viel Druck ausgesetzt sein, aber es wird dir nichts bringen, wie jeder andere auszusehen. Jeder hat Druck." Adrien stiegen Tränen in die Augen. "Ich weiß. Ich wollte einfach nur ein normaler Junge sein, aber jetzt bin ich nicht wie jeder andere, sondern jeder ist wie ich. Ich erkenne meine Freunde nicht mehr. Mein eigenes Gesicht verfolgt mich nun nicht nur auf Werbeplakaten. Es ist alles schief gelaufen!" Seine Stimme wurde immer lauter, während die erste Träne seine Wange hinunterlief. "Dann weise die Kraft zurück! Du bist stark, Adrien!", ermutigte ich ihn. "Das kann ich nicht! Alles wäre wieder wie vorher, aber vorher war es auch nicht viel besser als jetzt." Verzweifelt lief er im Raum auf und ab. Die leere des Raumes war nicht wirklich angenehm, wie man meinen sollte. Es war als würden die Steinskulpturen uns von ihren hohen Regalen aus missbilligend beobachten. "Wir können eine Lösung finden, Adrien." Meine Stimme war fast nur noch ein Flüstern. "Sag mir einfach, was du willst." Adrien blieb stehen. "ICH WEIS ES ABER NICHT!", schrie er außer Kontrolle und stürmte an mir vorbei und ließ mich allein mit den gruseligen Skulpturen, die mich spöttisch ansahen und mein Gefühl, versagt zu haben noch unterstrichen. Ladybug platzte durch die Tür herein. "Ich habe ihn in der Masse verloren", gestand sie außer Atem. "Was hatte er gesagt?" Zögerlich antwortete ich: "Er weiß selber nicht, was er will. Ich glaube, er ist einfach mit allem überfordert." Ladybugs Augen weiteten sich. "Das ist es!" Sie schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln. "Warten Sie hier, Madame. Ich besorge kurz etwas." "Aber... was denn?", fragte ich skeptisch. "Na das ist doch klar! Adrien weiß nicht, was er will." Erwartungsvoll wartete ich auf eine Antwort. "Dann müssen wir es ihm eben zeigen.", vollendete sie ihren Satz und ließ mich mit den steinernen Persönlichkeiten alleine, als aie über das Dach der Schule davon sprang.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29 ⏰

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