10.

1.4K 52 57
                                    

                               NICOLAS

Wütend und auch gleichzeitig ziemlich enttäuscht, machte ich mich auf den Weg zu meinem Bruder, nachdem ich mir sicher sein konnte, dass Aramina wirklich Zeit für sich haben wollte und mich vorerst nicht weiter brauchte.
Ohne anzuklopfen riss ich die Tür auf, denn es war mir vollkommen egal, ob ich damit seine Privatsphäre vernachlässigte.
Ich blickte auf die nackten Körper der beiden und ballte meine Hände zu Fäusten, um nicht sofort die Fassung zu verlieren.
Ich hatte von Adorjan wirklich mehr erwartet und war schockiert darüber, dass er einfach unbeirrt weiter machte und das obwohl sie ihn längst bei seinem Seitensprung erwischt hatte.
Das vor mir war nicht der Bruder, den ich sonst kannte und ich wusste in diesem Moment auch gar nicht, was ich dazusagen sollte, denn dafür erschütterte es mich so sehr.

„Wie kann man nur so tief sinken, fratello? Ich dachte du hörst wenigstens auf diese Nutte zu ficken, wenn dich deine Frau schon erwischt! Wie kann man danach einfach weiter vögeln, während sie total am Boden ist und zusammenbricht!", schrie ich ihn wütend an.

„Irgendwo muss ich meine Aggressionen rauslassen. Noch dazu kann es dir doch total egal sein, was ich tue!", brummte er.

„Wollt ihr einen Dreier?", mischte sich Luna ein und klimperte mit ihren Wimpern.

„Nein, danke. Im Gegensatz zu ihm, gehe ich meiner Frau nicht fremd, auch wenn unsere Beziehung nicht wirklich aus Liebe besteht. Wenn du nicht gleich deine Klappe hältst, dann kannst du deine Sachen packen und gehen. Wäre vielleicht sowieso besser", knurrte ich.

„Er hat Recht. Ich möchte mit meinem Bruder alleine reden, Luna. Bitte geh!", befahl Adorjan ihr.

„Wie bitte?! Ist das gerade dein Ernst?!", fauchte sie fassungslos und packte wütend ihre Sachen zusammen.

Ich setzte mich auf die Bettkante, um mit ihm auf Augenhöhe kommunizieren zu können und wartete darauf, dass sich mein Bruder zu dem Ganzen äußert.

„Weißt du eigentlich wie dreckig es Aramina geht? Auch wenn du sie nicht liebst, hat keine Frau der Welt verdient so gedemütigt zu werden", sagte ich etwas ruhiger.

„Ich funktioniere eben nicht wie andere es gerne hätten. Ich bin nunmal kein perfekt programmierter Computer, sondern ein Mensch. Es gibt Dinge, die ich gut kann und welche die ich eben weniger gut kann", meinte Adorjan.

„Du sollst auch nicht funktionieren, fratello. Du bist keine Maschine. Ich mache auch Fehler und das zur Genüge, aber ich lerne wenigstens aus ihnen! Das ist der Unterschied zwischen uns beiden! Du liebst sie, dass weiß ich, denn du hast es mir selbst gesagt, also wieso tust du das deiner Frau an?", versuchte ich ihm zu erklären.

„Ich war so wütend auf sie. Für mich bedeutete eine Hochzeitsnacht schon seit ich denken kann etwas besonderes und obwohl es mir nicht nur um ihren Körper geht, war mir diese Nacht wichtig. Verdammt. Ich kenne mich selbst nicht mehr und ich verstehe nicht was mit mir los ist. In meinem Körper herrscht ein einziges Chaos, denn du weißt ich habe vor ihr noch nie eine Frau geliebt. Ich habe schon immer nur mit den Frauen gespielt, sie wollte doch selber alle nicht mehr von mir als Sex. Aramina ist so schwer einzuschätzen, aber dennoch lässt sie mein Herz schneller schlagen", wollte mein Bruder sich rechtfertigen.

„Du musst die Angst dich zu binden endlich ablegen, denn es wird dich nur zum Fall bringen. Deine Frau liebt dich wirklich, sonst würde es ihr nicht so dermaßen weh tun.", erklärte ich ihm.

„Wie denn? Sie öffnet sich mir doch überhaupt nicht!"

„Wieso sollte sich eine Frau dir gegenüber öffnen, wenn du sie noch nicht einmal wert schätzt und ihr die Würde nimmst? Aramina hat sich mir sofort anvertraut und ich weiß auch, warum sie nicht mit dir schlafen möchte. Deine Frau redet mit mir, weil ich ihr einfach zuhöre und mich nicht so dermaßen daneben benehme wie du", entgegnete ich.

„Was soll ich denn machen? Ich habe doch eh schon verkackt bei ihr! Ich werde von ihr niemals noch eine zweite Chance geben!", meinte Adorjan verzweifelt.

„Diese wird Aramina dir geben, wenn du dich änderst und zu ihr stehst. Selbst wenn sie vorerst nicht ficken möchte, sollte es kein Problem für dich sein. Du hast ihre Seele geheiratet und nicht ihren Körper! Glaub mir, die Liebe deiner Frau ist mehr wert als jeder Sex mit einer belanglosen Tussi."

„Ich mache mir wirklich Vorwürfe. Ich liebe sie so sehr. Aramina ist so anders als all die Frauen die ich kenne und sie fasziniert mich wirklich. Du weißt immer so viel und öffnest mir gerade wirklich die Augen. Meinst du wirklich ich kann mich ihr noch beweisen?", wollte er von mir wissen.

„Da bin ich mir sogar sicher. Ich kenne dich und weiß, dass du tief im inneren einer der besten Menschen, die ich kenne bist", sagte ich aufrichtig und nahm ihn in den Arm.

Wir saßen eine Weile nur dort und schwiegen uns an, während ich die Hoffnung schöpfte mit unserem Gespräch etwas bei Adorjan bewirkt haben zu können.
Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und im richtigen Lichtwinkel konnte ich sogar die eine schimmernde Träne auf seiner Wange erkennen.

„Ich wollte ihr nie weh tun", murmelte er.

Ich glaubte ihm diese sechs Worte, denn ich wusste, dass er seine meisten Fehler im Unterbewusstsein tat und sich oft selber nicht versteht.
Es ist als hätte Adorjan sich selber noch nicht gefunden und verstanden.
Noch immer hielt ich meinen Bruder im Arm und es schien mir schon wirklich lange her zu sein, das letzte Mal etwas Zeit mit ihm gehabt zu haben.

Kurz bevor wir aufstehen wollten, klopfte es an der Tür und einer unser Wachmänner kam atemlos angestürmt.

„Was ist denn los?", fragte ich überrascht und zugleich irritiert an ihn gewandt.

„Wir konnten sie leider nicht aufhalten, Signor. Ihre Frau ist uns entwischt. Sie hat wirklich Power und konnte uns alle ihm Nu fertig machen. Bei ihren speziellen und einzigartigen Kampftechniken hatten wir keine Chance", schilderte dieser meinem Bruder.

„Das ist meine Frau!", sagte Adorjan auf einmal ganz stolz.

„Sie passt auf jeden Fall zu dir", erklärte ich und zwinkerte ihm zu.

„Weit kann Aramina zu Fuß wohl kaum gekommen sein", meinte Adorjan.

„Oh, Signor Carrebbero. Ihre Frau hat eines der Autos gestohlen und ist damit wie eine Irre davon gerast", fügte der Wachmann noch hinzu.

„Wir werden sie schon finden. Aber ich finde das scheiße geil, was für Fähigkeiten die Kleine hat", knurrte mein Bruder.

_______________

Wer liebt Nicolas auch so sehr wie ich?❤️😍

Das Kapitel besteht diesmal eher aus einem Dialog statt einer Beschreibung.

Ich hoffe dennoch, es hat euch gefallen und lasst gerne eure Meinung da❤️

The Carretteros|  Bis zum letzten Atemzug ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt