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ARAMINA

Mit zittrigen Händen hielt ich die Waffe schützend vor mich und ein Schluchzen meinerseits erschütterte meinen gesamten Körper, denn ich war nicht bereit für das, was sich vor mir abspielte und ich wurde in einen Starre versetzt.
Tränen rollten meine Wangen hinunter und ich blickte nur auf den schlappen Körper meines Mannes, bei welchem ich nicht wusste, ob dieser gerade am Versagen war oder wir noch eine Chance hatten.

Ich wollte einen Schritt auf Adorjan zumachen, schauen, ob er okay ist, doch bevor ich in der Lage war auch nur irgendwas ausrichten zu können, stellten sich mir die Männer in den Weg und ließen es nicht zu, dass ich ihn in meinen Arme schließen konnte.
Die Wut brodelte förmlich in mir und es war in diesem Moment unglaublich schwer sich zu konzentrieren und das Richtige zu tun.

Selbstsicher sorgte ich für eine aufrechte Haltung meinerseits und rannte dann den nassen Teer entlang, wobei meine Schritte auf diesem Untergrund donnerten.
Ich hatte keinerlei Ahnung, wo die anderen Carretteros sich aufhielten und mein Gefühl sagte mir auch, dass die Typen es alleine nur auf mich abgesehen hatten.
Ein Schauer lief mir bei diesem Gedanken über den Rücken, denn ich konnte mir das alles nicht erklären.

Schuldgefühle überkamen mich, denn ich ließ meinen Mann einfach so auf dem Boden liegen, wobei ich noch nicht einmal wusste, ob dieser noch lebte.
Ich war am Ende meiner Kräfte und dies eher psychisch als körperlich, doch ich durfte jetzt nicht aufgeben, denn sonst wäre alles mit einem Schlag verloren.

„Bleib doch stehen, dumme Fotze! Du wirst uns eh nicht entkommen oder wie hast du es dir vorgestellt gegen acht starke Männer abzukommen?", brüllte mir der eine fluchend hinterher.

Doch dies brachte mich sicherlich nicht dazu einfach stehen zu blieben, denn ich war um eines flinker und wendiger als diese Idioten.
Aus der Ferne erkannte ich einen roten Sportwagen, einen Ferrari, welcher mir durchaus bekannt vor kam und ich lief immer schneller in die Richtung der Eiche, welche sich direkt hinter dem Auto befand und hoffte, dass dieses der Person gehörte, welche ich vermutete.
Mit zittrigen Beinen und eiskalten Händen erblickte ich dann Nicolas, wobei ich überaus froh waren einen von ihnen bei mir zu haben, sodass ich gegen die Maskierten nicht ganz alleine ankommen musste.

„Sie haben ihn! Nicolas, sie haben ihn!", stieß ich verzweifelt aus und der nächste Schluchzer raubte mir all meine Kraft, sodass ich noch vorne sank und er mich gerade so auffangen konnte.

„Wer? Wen habe sie?", wollte er von mir wissen und schien noch rein gar nichts mitbekommen zu haben.

„Adorjan", hauchte ich.

„Da waren so maskierte Typen, die auf ihn geschossen haben und-", fing ich an und traute mich überhaupt nicht meinen Satz zu beenden.

Schützend legte Adorjans Bruder seinen Arm um meine Schultern und zog mich eng an seinen warmen Körper, welcher mir für diesen Moment das Gefühl gab nicht ganz alleine und verloren zu sein.
Dennoch wurde ich den Gedanken nicht los, dass mein Mann nur wegen mir in Schwierigkeiten kam und ich eigentlich eine Last für diesen war, denn ich schien ihn wirklich nur in Gefahr zu bringen.
Es war alles ein wenig verzwickt, wobei ich immer mehr das Gefühl bekam, daran die meiste Schuld zu haben und ich war mir nicht sicher, ob es ohne mich in diesem Anwesen vielleicht viel besser wäre und auch ruhiger zugehen wird.

„Was wenn ich an all dem Schuld bin? Was wenn sie mich suchen und euch nicht in Ruhe lassen, wenn sie mich um jeden Preis bekommen haben? Was wenn ich der Grund bin, wieso es ständig einen Anschlag auf euch oder euer Anwesen gibt?", wollte ich murmelnd von Nicolas wissen, welcher in diesem Moment den Kopf hoch und mich überrascht anblickte.

„No! Niemals! Hör auf dir das einzureden!", behaarte er sofort.

Nicolas griff ebenfalls nach einer Waffe, welche er aus seinem Handschuhfach zog und deutete mir mit einer Handbewegung, dass wir durch den Hintereingang in den Garten zurückkehren würden.
Schockiert blickte ich mich um und ich war einfach nur entsetzt, wie zerstört die zuvor wunderschön blühenden Blumen nun aussahen und wie kahl der grüne Garten durch die ganze Verwüstung wirkte.
Nichts war mehr wie zuvor und auch die Typen waren verschwunden, was auch bedeutete das Adorjan verschwunden war.

Mit geröteten Augen sank ich auf das nasse Gras und konnte immer noch nicht so recht fassen, dass mein Mann nun weg war und ich noch nicht einmal sicher sein konnte, ob dieser wirklich noch lebte.
Ich wusste gar nichts, fühlte nur diese unfassbar große Lehre, die mich runterzog und dafür sorgte, dass ich in ein tiefes Loch fiel.
Es war diese blöde Gefühl versagt zu haben, denn ich fühlte mich so, als hätte ich einfach nur dagestanden und nichts unternommen, wobei ich doch einfach nur keine Chance hatte, da die Typen in der Überzahl waren.

„Wir finden ihn! Wir werden ihn zurückholen, Aramina. Glaub mir das!", sagte Nicolas neben mir und war voller positiver Hoffnung, welche ich selbst schon längst verloren hatte.

„Wie kannst du jetzt so positiv denken?! Ich weiß doch noch nicht einmal, ob mein Mann noch am Leben ist?", rief ich wütend aus.

„Es bringt aber auch nichts, nur so negativ zu denken und die Welt so grau zu sehen. Ich bin mir ganz sicher, dass wir ihn finden werden und du ihn ganz bald wieder in deine Arme schließen kannst", erklärte Nicolas mir.

Er hielt mir seine Hand hin, an welcher ich mich hochzog und ich ihn erneut umarmte, wobei ich meinen Tränen freien Lauf lassen konnte.
Die anderen Brüder waren mittlerweile auch zurück und warfen uns fragende Blicke zu, als sie über die Wiese auf uns zuliefen.

„Was ist los? Ist irgendwas passiert?", wollte Cyrian fragend wissen, wobei er mit den anderen den durchwühlten Garten musterten.

„Maskierte Männer waren hier. Sind hier eingedrungen und haben Adorjan angeschossen", schildere Nicolas kurz und knapp.

„Und sie haben ihn mitgenommen", fügte ich leise hinzu.

„Wie mitgenommen?! Wieso habt ihr das zugelassen?!", hakte Zathrian nach.

„Wer wurde entführt?", mischte sich nun auch ihr Vater ein. 

Dieser warf mir einen Blick zu, welcher wohl aussagen sollte, dass er mir die Schuld dafür gab und diese unangenehme Spannung, welche hier draußen an der frischen Luft herrschte, war fast genauso schlimm wie auf engem Raum.
Ein Streit ließ nun auch nicht mehr lange auf sich warten....

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Ob Adorjan noch lebt?🥹

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The Carretteros|  Bis zum letzten Atemzug ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt