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                              NICOLAS

„Hör mit deiner kranken Eifersucht auf!", schrie ich meine Frau wütend an und schlug auf das Regal, sodass die Vase herunterfiel und auf dem Boden zersprang.

Mit Tränen in den Augen blickte mich Milena an und klammerte sich an meinem Arm fest, welchen ich ihr sofort entriss und mich zum gehen umdrehen wollte.

„Bitte, geh nicht!", flehte sie mich an.

Angst spiegelte sich in den Augen meiner Frau wieder und sie senkte ihre Blick als ich darin ihre Verletzlichkeit wiedererkannte und daran zurückdachte wie ich sie überhaupt kennengelernt hatte.

„Dann ändere dich verdammt nochmal! Ich ertrage dich so nicht mehr!", stieß ich aus und wusste, dass ich ihr mit meinen Worten wehtun würde.

„Es tut mir leid, aber ich habe so furchtbare Angst dich zu verlieren. Du kennst meine Vergangenheit und ich kann damit einfach nicht umgehen", hauchte Milena verzweifelt.

„Ich weiß, was du alles durch machen musstest und aus meiner Sicht bist du auch eine Powerfrau, aber du musst etwas ändern."

Ich machte ein paar Schritte auf meine Frau zu und zog sie in meine Arme.
Ich hielt Milena ganz fest an meinen Körper gedrückt und es störte mich kaum, dass sie in mein T-Shirt weinte.

„Ich liebe dich und Kenji so sehr. Ich würde dich niemals verlassen oder einfach so aufgeben. Versuch endlich mit dem Vergangenen abzuschließen. Du könntest hier Freunde finden", erklärte ich ihr und drückte einen Kuss auf ihre Stirn.

„Meinst du Aramina würde mich überhaupt noch kennenlernen wollen?"

„Ai, sicher. Du bist eine tolle Frau. Du musst dich gegenüber Frauen nur so zeigen wie du zu mir und meinen Brüdern bist, Liebling", entgegnete ich.

„Ich werde es versuchen, wirklich", versprach Milena mir.

„Ich bin stolz auf dich mein Schatz", meinte ich lächelnd.

Kenji, unser Sohn krabbelte lachend auf uns zu und ich nahm ihn sofort liebevoll in meine Arme.

„Komm her mein kleiner Liebling", raunte ich ihm zu und griff nach der Flasche auf unserem Nachttisch um ihn zu füttern.


Rückblende Milena

Ich kannte wirklich niemanden, der so viel durchmachten musste wie ich selbst und der Schmerz saß immer noch tief.
Nicolas war der Grund, warum ich noch nicht komplett aufgeben hatte und ich kämpfte mich auch nur noch seinetwegen immer weiter durch.

Mit Tränen in den Augen stand ich vor dem großen Kleiderschrank und sammelte all meine Sachen zusammen.
Rio, mein Ehemann stand hinter mir, denn ich spürte seine Anwesenheit sofort.
Immer hektischer stopfte ich alles in die kleine alte Tasche, bei welcher ich wusste, dass sowieso nicht alles hineinpassen würde.
Ein paar meiner teuren Klamotten, die er mir einst geschenkt hatte, ließ ich zurück.

Während ich die Straße mit meiner Tasche entlanglief und total erschöpft an der nächsten Bank ankam, musste ich wieder an meine grauenvolle Familie denken.
Wie mein Vater mich tagtäglich gefoltert hatte, meine Cousins mir Brandnarben verpassten und meine eigenen Brüder mich abends vergewaltigt hatten.
Ich fühlte mich so kraftlos und es schien kein Ende mehr in Sicht, denn der Mann, welcher mir den nötigen Halt gegeben hatte.

Ich hatte alles verloren und meine komplette Hoffnung aufgegeben, bis mir einer der gefährlichsten Männer der Stadt angeboten hatte für ihn zu arbeiten.
Dieses Angebot wollte ich ablehnen, denn ich wusste was für eine Arbeit dies sein würde, doch eine andere Wahl hatte ich nicht wirklich.
Da ich von irgendetwas leben musste, ging ich mit diesem Mann mit und arbeite einige Monate in einem Puff.

Jeden Tag aufs Neue kamen ältere Männer, um mit mir zu schlafen und ich ertrug das alles nervlich überhaupt nicht mehr.
Dann kam er.
Der Sohn meines Chefs buchte sich eine Stunde bei mir und ich lernte ihn kennen ohne das er meinen Körper wollte.
Sofort fühlte ich mich bei Nicolas wohl und er gab mir ein Versprechen.

„Ich werde all deine Wunden heilen."

„Es tut mir wirklich leid, dass ich zu so einer unerträglichen Furie geworden bin. Ich wollte nie so werden", flüsterte meine Frau und ich erkannte sofort die Traurigkeit in ihrer Stimme.

„Ai, mir ist es doch egal wie du bist. Denn ich werde dich immer lieben, aber es ist leichter für dich, wenn du liebenswerter zu anderen bist", erklärte ich ihr.

„Na komm, Liebling. Ich habe mir in letzter Zeit viel zu wenig Zeit für dich genommen. Was hältst du davon wenn wir Adorjan und Aramina nach einem Doppeldate fragen?", überlegte ich laut.

„Die Idee finde ich gut, vielleicht kann ich sie so besser kennenlernen und Kenji bleibt bestimmt gerne bei Onkel Cyrian", meinte sie lächelnd.

Ich schrieb meinem Bruder eine kurze WhatsApp und auf dem Flur trafen wir dann auf die beiden.
Für einen Moment musterte ich Aramina, die sich wirklich schick gemacht hatte und achtete dabei auf die Reaktion meiner Frau, welche erstaunlich entspannt war.

„Oh. Wir gehen mit euch essen?", fragte Aramina überrascht und ich merkte ihr an, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte.

„Hast du ihr denn nicht gesagt, dass wir mitkommen?", hakte ich bei meinem Bruder nach.

„Amore. Sie kommen zum Essen mit", raunte Adorjan ihr zu.

„Du Blödmann! Jetzt brauchst du mir das auch nicht mehr mitteilen!", knurrte seine Frau und boxte ihm lachend in die Seite.

Ich fokussierte mich auf meinen Bruder und verwickelte ihn in ein Gespräch, damit meine Frau die Chance hatte mit Aramina alleine sprechen zu können.

„Wir kennen uns schon und ich denke, dass du nicht wirklich ein gutes Bild von mir hast. Ich war wirklich nicht sehr nett zu dir und es tut mir leid, dass wir uns auf diese Weise kennengelernt haben. Ich hoffe, wir können noch einmal von vorne anfangen, denn ich würde dich gerne näher kennenlernen", kam es von Milena.

Ich warf ihr einen Seitenblick zu und strahlte puren Stolz aus, denn ich fand es wirklich toll, dass sie selbst Interesse daran hatte sich zu ändern.

„Klar gerne. Kein Problem, jeder hat bestimmt mal einen schlechten Tag oder blöde Laune. Ich kenne dich kaum, also möchte ich auch überhaupt nicht groß urteilen", entgegnete Aramina.

Bis wir bei dem Lokal ankamen dauerte es mindestens eine halbe Stunde und ich merkte schon im Auto wie sich die Stimmung lockerte, denn die beiden begannen miteinander zu lachen als wären sie beste Freundinnen, die sich seit Jahren kannten.

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The Carretteros|  Bis zum letzten Atemzug ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt