Impressionswinkel

[2] 10|Dienstag

◊

Auf dem Weg in das Wohnzimmer hält sie inne. Gedanken versuchen sich durch ihren noch müden Zustand durchzuwühlen. Adventszeit. Alice und ihr Ritual. Stimmt, daher lenkt sie um und begibt sich in die Küche, um dort ihren Café zu genießen, damit Alice ihr Ritual in aller Ruhe im Wohnbereich vollziehen kann.

So langsam müsste das Thema Arbeitszeiten mal angegangen werden, bemerkt Ronja beim Aufwachen, als sie genüsslich von ihrem Café nippt. Lieber das Thema, als darüber nachzudenken, warum Al auf einmal montags später nach Hause kommt ... Weg damit! Wird schon alles seine Ordnung haben. So lange ist Alice gar nicht mehr in Elternzeit. Nicht mehr lange nur noch freitags für die eine kurze Schicht bei Pat. Die ganze Zeit über haben sie es weiterlaufen lassen, wie es war. Alles hat sich eingespielt. Aber ... bald wird es wieder anders. Vor allem, wenn ... Egal, stoppt sie sich. Zu viele 'wenns'. Abwarten, bis Alice etwas sagt.

Nachdem der Café seine Wirkung zeigt, macht sie sich frisch und schnappt sich sowohl Nika als auch Woody, um zu Joe zu gehen.

◦◦◦◦◦◦

„Guten Morgen, Joelein!"

„Ah, hey! Meine Liebsten sind da!"

„Sind wir gemeint?" Ronja zeigt auf sich und ihre Begleitenden.

„Wer denn sonst?"

„Hast du irgendeinen Anschlag auf uns vor?"

„Nein, ich freue mich nur auf dienstags."

Ronja umarmt ihn daraufhin. „Gibt es schon Café?"

„War ja so klar."

Während er die Getränke zubereitet, setzt sich Ronja schon mal an den Ecktisch hinten an der rechten Seite. Sie zieht ihren Mantel aus und legt ihren Schal ab. Es ist zwar nicht so frostig wie gestern, aber immer noch sehr kalt. Nika hat leider immer noch keinen Schnee kennengelernt.

„Ist Elmar eigentlich wieder da? Oder zum 15.12.?", hakt Joe nach, als er mit allem Zubereiteten zurückkommt.

„Klingt ja, als wäre er ewig weggewesen." Obwohl, so hat es sich tatsächlich angefühlt.

„Du weißt doch, was ich meine."

„Ja."

„Na also. Konnte er aus der Übergangsbude nun schon hierher in die Wohnung?"

„Ja, er ist am Zweiten in die Wohnung gezogen."

„Was? Schon mehr als eine Woche? Warum haben wir uns dann nicht vorgestern bei euch oder sogar bei ihm getroffen?"

„Eine ganze Woche in der Wohnung ankommen. Das waren seine Worte." Ronja muss dabei schmunzeln.

„Das ist ja unerhört!", ruft Joe gekünstelt aus, was sie mal wieder zum Lachen bringt.

„Du bist bekloppt."

„Immer und gerne." Oh ja, denkt Ronja sich.

„Wir sehen uns doch alle diesen Sonntag – zu deinem Geburtstag. Das wirst du ja wohl noch aushalten."

„Geht es ihm denn besser in der Wohnung?", fragt Joe bekümmert, aber auch hoffnungsfroh nach und übergeht den letzten angesprochenen Aspekt von Ronja.

„Es scheint so. Gestern hat es auf jeden Fall den Eindruck gemacht und ich glaube, es kann nur besser sein als in der Übergangslösung. Aber es gab ja leider keine wirkliche andere Wahl. Zumindest keine passende, weil ja die eigene Wohnung das Ziel war."