Impressionswinkel

[7] 15|Sonntag

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Leider scheint es das schon wieder mit dem Schnee dieses Jahr gewesen zu sein. Immerhin hat Nika diesen nun schon einmal erleben dürfen. Schmunzelnd daran denkend schlendert Ronja mit Woody in den Park hinein. Das nächste Jahr fängt ja schon bald an, erinnert sie sich. Und zu oft sollte Nika Schnee auch nicht mampfen. Zu kalt, um sich auf eine der Bänke zu setzen, ist es ihr dennoch. Dann lieber auf die Terrasse zu Hause. Da kann sie immer mal wieder raus und sich zwischendurch drinnen aufwärmen. Heute blitzt dafür die Sonne schön auf, was sie auf ihrer Haut im Gesicht zu spüren bekommt und ihr sofort ein wärmeres Gefühl vermittelt. Mit Freude macht sie sich wieder auf den Heimweg, um dort mit Alice die Vorbereitungen für Joes Geburtstag – er ist nun schon einundvierzig Jahre alt, kaum zu glauben – anzugehen.

Aber bloß nicht Alice in die Quere kommen. Lachend öffnet sie die Tür, um sich erst einmal aus ihrer Winterkleidung zu schälen und anschließend Woody seine Schalen für Futter und Trinken aufzufüllen.

„Ich gehe dann jetzt ins Wohnzimmer. Ich nehme an, bei dir läuft alles nach Plan?", vergewissert sich Ronja beim Vorbeigehen an der Küche.

„Ja, bei mir ist alles in bester ... Was? Du machst erst heute das Bild für Joe?"

„Ich kam bisher nicht dazu. Keine Panik, Al. Wenn ich das jetzt mache ..." Klatsch. „Siehst du, es ist erst 8:12 Uhr. Die Truppe kommt gegen zwölf. Das reicht. Das Bild ist bis dahin locker trocken."

„Okay. Tut mir leid, ich wollte eben nicht so laut werden, ich war nur verwundert."

„Schon in Ordnung. Sag Bescheid, wenn ich dir helfen kann." Damit begibt sich Ronja dann ins Wohnzimmer. Die Staffelei stellt sie an ihren Platz ab, mitten im Raum, sodass sie jedoch Richtung Terrasse steht. Da sie am besten ihre Gefühle loslassen kann, wenn frische Luft im Raum ist, öffnet sie die Terrassentür. Auch wenn es recht kalt draußen ist. Wieder an der Staffelei stehend wechselt sie zunächst die Aquarellblöcke aus. Heute wird es eine andere Größe – DIN A2. Und Ronja weiß schon genau, wie sie es bemalen möchte. Daher greift sie direkt zu ihrer Palette und vergewissert sich, wie rum sie sie in der Hand hat – anhand der tastbaren Erhebung weiß sie, wo oben links ist.

Mit ihrem im gerade erst ins Wasserglas getunkten Pinsel nimmt sie nun das dunklere Grün auf, um es auf einem Mischteller mit noch mehr Wasser zu verteilen. Sachte streift sie es wellenförmig mit einem großen breiten Pinsel auf das raue Papier. Über das gesamte Papier. Gerade verbinden sich die Reihen der Wellen mit den der darunterliegenden und verschmelzen. Erneut tunkt sie mit dem kleineren Pinsel in dieselbe Farbe und zieht neue Bahnen auf dem Papier. Gut, das Papier ist noch feucht genug, dass es klappt. Das dunkle Grün franst aus und zieht seine Linien durch die Wellen. Dennoch bleibt es sichtbarer zurück. Nun tunkt sie den kleineren Pinsel, nachdem sie ihn gereinigt hat, in ein helleres Grün und wiederholt es. Es wird nach einem Meer aus dunklem und hellem Grün aussehen. Ein Meer aus Hoffnung.

Während sie das Bild antrocknen lässt, wischt sie ihren Mischteller schon einmal ab und spült ihre Pinsel aus. Mut und Freude kommen noch dazu, dafür wählt Ronja Rot und Gelb. Mit dem kleinen Pinsel nimmt sie jeweils nacheinander etwas der Farbe auf und stupst dann gegen den Pinsel. Dadurch werden sowohl das Rot als auch das Gelb auf das Bild gesprenkelt. Und auf einen selbst. So ist es eben manchmal. Zufrieden lässt sie vom Bild ab. Es ist fertig.

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Da Elmar heute zum ersten Mal eigenständig zu ihnen kommt, hat Alice mehr Spielraum, sich auszutoben. Während Alice noch am Rumwerkeln in der Backstube ist – wer weiß, was sie dort alles zaubert –, druckt Ronja nun den Text für Joe aus. Handschriftliches Schreiben fällt ihr nach wie vor schwer. Den klebt sie auf die gekaufte Karte von Alice. Ronja ist schon sehr gespannt, wie Joe auf das Geschenk reagieren wird. Hauptsache Denise rückt wirklich nicht mit der Sprache raus. Wirklich schade, dass sie nicht mit herkommen kann. Dank ihr ist es überhaupt erst in diesem Ausmaß möglich.