◊
„Al?"
„Was ist denn los, Ronnie?"
„Mir ist gerade etwas eingefallen."
„Beruhig dich erst einmal, bitte."
„Eigentlich bin ich das." Ronja muss lachen. „Mir ist gerade nur aufgefallen, dass ich nur dich noch nicht gefragt habe, ob es okay wäre, wenn wir heute unseren Freundes-Sonntag – zumindest einen Teil davon – im Park verbringen wollen."
„Das stimmt allerdings."
„Und?"
„Natürlich ist das in Ordnung und auch mal eine ganz coole Idee. Also klar. Ich hab zwar jetzt schon die Croissants in den Ofen geschoben, aber das ist ja egal."
„Und, du bist nicht böse?"
„Quatsch, warum denn böse?"
„Gut, danke. Ach, und ein Croissant esse ich auch gerne hier noch gleich. Also wir treffen uns dennoch hier. Joe würde auch trotzdem einen Café hier trinken. Keine Ahnung, ob das ein Spaß war oder nicht. Aber wir können ja alle noch ein Café beziehungsweise Kakao für Elmar trinken und dabei ein Croissant essen und dann losdüsen. Was sagst du?"
„Klar."
„Du bist die Beste." Ronja drückt ihr einen Schmatzer auf die Stirn.
◦◦◦◦◦◦
Um 12:00 Uhr, wie üblich, trudeln Joe und Elmar ein. Wie besprochen, trinken sie noch alle zusammen einen Café – für Elmar gibt es natürlich einen Kakao – und dazu gibt es die leckeren Croissants von Alice. Joe erinnert sich an seine Frage.
„Alice, ich brauche unbedingt das Rezept hierfür", sagt er und beißt genüsslich ab.
„Ja, das hättest du gerne", antwortet sie und muss lachen.
„Wie gemein."
„Tut mir leid, Joe. Vielleicht irgendwann."
„Ich wäre ja dafür – tut mir leid, euren kleinen Zwist zu unterbrechen – etwas anderes zu erzählen, denn Al und ich haben echt fabelhafte Neuigkeiten und ich kann kaum an mich halten."
„Na, dann los. So wie du herumhibbelst, scheint es wirklich brennend zu sein", scherzt Joe weiter. Dem scheint es auch gut zu gehen.
„Die Entscheidung vom Gericht ist gefallen!"
„Und die ist gut?", meldet sich Elmar zu Wort.
„Ja, ganz genau Elmar", bestätigt ihn Ronja.
„Also ... Bist du auch offiziell ..."
„Ja. Ja. Ja." Ronja freut sich schon wieder so sehr. Joe steht auf und nimmt sie in die Arme.
„Auch vor dem Gesetz Nikas Mutter?", ergänzt Elmar Joes Frage, um sie zu vervollständigen.
„Ganz richtig", antwortet Alice ihm.
„Nur das ist auch richtig", antwortet er.
„Danke dir", antworten Al und Ronja fast synchron.
Nach dem sie noch zwei Thermosflaschen mit Café und Kakao befüllt haben sowie Decken und Wasser und auch Nikas Dinge eingepackt haben, machen sie sich auf den Weg zum Park.
Dort lassen sie sich am See gemeinsam nieder. Auf die wasserfeste mit noch einer warmhaltenden Decke darüber nimmt Al mit Nika Platz, neben den beiden setzt sich Elmar. Joe nimmt auf der Bank gegenüber Platz. Ronja hat sich neben ihm plumpsen lassen. Woody liegt zu ihren Füßen.
Im Park fängt Joe auf einmal an – vielleicht, weil er es loswerden möchte und seine Nervosität steigt – von Mara und der morgigen Verabredung zu erzählen. Elmar und Alice sind ganz neugierig und fragen nach. Damit hätte Joe rechnen können, insbesondere was Al angeht. Er beantwortet die Fragen ganz brav. Als er endlich aus dem Kreuzverhör entlassen wird und ihm viel Glück gewünscht wird, seufzt er erleichtert auf.
Elmar scheint dadurch eine Hürde genommen worden zu sein, eventuell war das auch eine Motivation von Joe. Dieser hat Ronja zumindest ganz leicht – scheinbar unbemerkt für die anderen beiden – in die Seite gestupst. Klug gemacht. Und auch mutig.
Elmar erzählt von Simon. Ganz schüchtern. Es gibt nichts Neues, aber für Joe ist es unbekannt. Joe hört sehr interessiert zu und fragt sehr vorsichtig nach.
Ronja bemerkt, wie sich jemand ihnen nähert.
„Hallo Elmar", sagt diese Person. Es ist zu spüren, wie sich die Aufmerksamkeit zu der Person hinwendet.
„Ha-allo Simon", antwortet Elmar ganz verlegen.
„Möchtest du ein Eis essen?"
„Aber es ist doch Winter."
„Na und?"
„Stimmt. Aber ich bin mit meinen Freunden hier."
„Wäre doch in Ordnung", grätscht Ronja dazwischen, in der Hoffnung, dass es in Elmars Sinne ist. „Ihr könnt uns ja gerne auch etwas mitbringen ... Also, wenn das okay ist."
„Okay." Elmar steht auf und die beiden sprechen so leise miteinander, dass sie nicht mehr zu verstehen sind. Dann gehen Elmar und Simon los. Hoffentlich habe ich nun nichts falsch gemacht.
„Die sind ja süß zusammen. Ich glaube, das wird was", sagt Joe, als sie außer Hörweite sind.
„Echt?", fragt Ronja erleichtert nach.
„Ja, Simon ist auch ganz rot geworden und wirkte schüchtern und so. Joe kann da schon recht haben", stimmt Al ihm zu. „Auf jeden Fall süß."
„Passen würden sie gut zusammen. Und wenn nicht, dann hat Elmar zumindest einen neuen Freund gefunden, auch schön", ergänzt Joe dann noch. Womit er dann recht hätte.
Nach einer Weile kommen die beiden zurück. Simon setzt sich mit zu ihnen, was sie als Gruppe genauso toll wie mutig finden. Er stellt sich als Simon vor, der neunzehn Jahre alt ist und Elmar mag.
Sie begrüßen ihn herzlich, bieten ihm etwas zu trinken an und beginnen mit ihrer Vorstellungsrunde. Natürlich erzählen sie ihm auch in Kurzform ihre Kennenlerngeschichte. Selbstverständlich mit dem Beginn, als Elmar Ronja damals am Hafen ansprach.
„Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist blau."
Simon muss lachen. Doch es ist kein Auslachen. Das ist gleich zu spüren. Es ist ein warmes Lachen. Die anderen stimmen mit ein, doch Ronja erinnert sich voller Glück daran zurück. Sie lässt ihren Kopf leicht in den Nacken fallen und streckt ihr Gesicht dem Himmel entgegen. Der blau sein soll. Da begann ihre Reise zur Impressionsweise, vorbei an vielen Impressionspunkten, die alle zu ihrem Impressionswinkel beitragen. Mit einem Lächeln wendet sie sich wieder der Gruppe – ihrer Familie – zu.
Sozusagen ein Impressionslauf.
◊
DU LIEST GERADE
Impressionswinkel
Romance◇𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻𝘁𝗶𝗸 & 𝗔𝗸𝘁𝘂𝗲𝗹𝗹𝗲 𝗟𝗶𝘁𝗲𝗿𝗮𝘁𝘂𝗿◇ Ihren Weg - angefüllt mit den verschiedensten Impressionspunkten - schritten Ronja, Alice, Elmar und Joe gemeinsam und jeder für sich, was sie noch näher zueinander brachte. Wenn Menschen zu...