[32] 9|Donnerstag

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„Kannst du es glauben, wie groß unsere Kleine schon ist?"

Ronja überlegt kurz, was sie antworten soll. Auch wenn sie sich manchmal auch solche Fragen stellt, sind ihre ersten Reaktionen oft zu rational. Dabei könnte so etwas raus kommen wie 'Was denn sonst?' oder Vergleichbares. Dabei freut sich Al gerade einfach auf zuckersüße Art und Weise. Dabei poppt in ihr die geeignete Antwort auf.

„Süß, wie du dich darüber freust."

„SIE ist so süß. Und dass sie ohne Probleme bei Michel den Tag verbringt. Sie lernt so schnell und wird zu schnell so groß."

„Ihr seid beide süß." Nun flattert Ronjas Herz vor Glück. „Meine beiden Süßen. Doch die eine werde ich der anderen nun leider abnehmen." Ronja legt den Kopf schief, weil sie merkt, dass es Al heute nicht leicht fällt, Nika herzugeben. „Ich bringe sie doch zum Mittag wieder", scherzt sie dann noch.

„Quatsch. So ists ja nicht. Aber manchmal kann ich mich nur nicht an ihr sattsehen."

Ronja hört, wie Alice noch einmal zu einer Knuddelattacke ansetzt. Daher nimmt sie erst einmal die Leine zur Hand und schnallt Woody an. Dabei nimmt sie wahr, wie Al mehrere Schmatzer auf Nika verteilt.

„Da werde ich glatt neidisch."

„Ach, sei mal nicht so", antwortet Alice prompt, muss aber selbst schmunzeln. Sie setzt Nika auf dem Boden ab und zieht Ronja an sich heran, um ihr dann einen lauten Schmatzer auf die Wange drücken zu können, woraufhin sie ins Lachen ausbricht. „Besser?"

„Viiiiel besser. Ja. Danke dir", sagt Ronja ebenso amüsiert und wackelt mit den Augenbrauen. Alice fährt mit ihren Daumen darüber, lässt ihre Finger dann über Ronjas Wangen gleiten, um ihr dann einen zärtlichen Kuss zu geben.

„Und wie ist es jetzt?", fragt sie, während sie sich aber nur wenige Millimeter von Ronjas Lippen entfernt hat. Mit einem verschmitzten Lächeln verbindet Ronja ihre Lippen wieder miteinander und fährt Alice durch ihre wunderschönen, glatten, halblangen Haare. Das sollte Antwort genug sein.

Sie werden durch Nika unterbrochen, die immer noch auf dem Boden wartend sitzt und nun „Ma-ma" brabbelt. Sie müssen beide in den Kuss grinsen.

„Hat sie das wirklich gesagt?", fragt Ronja aufgeregt nach.

„Sie sagte Mama oder?" Alice ist sich anscheinend ebenso unsicher, dem Glauben zu schenken.

„Ma...ma", wiederholt Nika und bestätigt ihre beider Vermutung.

„Toll Nika", rufen beide aus und hocken sich zu Nika. Es scheint ihnen egal zu sein, wen Nika damit meint. Sie freuen sich gemeinsam darüber. Und Nika freut sich mit ihnen.

◦◦◦◦◦◦

So kurz das wirkliche winterliche Wetter leider nur wahr – ein Grund, warum der Klimawandel beziehungsweise dieses Themenfeld ernst genommen werden sollte – und Nika daher nur einen kleinen Geschmack auf das wahre Schneegestöber bekommen hat, so sehr schätzt sie es dennoch, dass sie sich keine Gedanken um glatte Wege machen braucht. Zudem, auch wenn es weiterhin kühl ist, kann sie auf der Terrasse ihre Auszeiten verbringen sowie die Spaziergänge genießen. Obwohl sie zum Wohle der Umwelt Abstriche machen würde. Sie und Al versuchen so wenig wie möglich Müll zu produzieren, achten auf die Ressourcen, die sie verbrauchen, aber eine komplette Umstellung haben sie nicht alleine in der Hand. Es schockiert sie allein schon, was sich teilweise bei ihnen als Dreipersonenhaushalt anhäuft und das, obwohl sie achtsam sind und auch in Läden einkaufen gehen, in denen Nahrung in mitgebrachte Behältnisse abfüllen können. Um sie herum schleichen Blätter auf dem Boden. Es raschelt. Ein Geräusch, das sie so sehr liebt, das aber zu dieser Jahreszeit auch nicht derart zu hören sein sollte. Blätter, die rascheln ... Als wäre es Herbst.

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