19. Kapitel

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Langsam öffnete ich meine Augen, das Licht blendete mich, sodass ich sie direkt wieder schloss. Nach einigen Sekunden öffnete ich sie erneut, aber nur leicht.

Ich gewöhnte mich schnell an die Helligkeit und erkannte, dass ich in einem Krankenhaus lag, neben mir Matteo. Schnell stand ich auf, riss mir die Infusion aus dem Arm und rannte fast auf ihn zu. An seinem Bett stoppte ich und sah ihn an.

Er hat überall Verbände. Langsam und vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seine Brust um zu sehen, ob sein Herz noch schlägt. Erleichtert atmete ich aus, sein Herz schlägt in einem normalen Tempo und er atmet auch ruhig. Ich nahm mit meiner linken Hand seine und legte meine rechte Hand auf seine Wange.

Nach weniger als einer Minute kamen zwei Krankenschwestern ins Zimmer. Wahrscheinlich weil sie gemerkt haben, dass ich keine Infusion mehr dran hatte.

>>Miss, sie müssen sich hinlegen. Sie dürfen sich die Infusion nicht raus nehmen, solange wir Ihnen sagen, dass Sie sie brauchen.<<, meinte eine von ihnen.

>>Ich will einfach nur bei ihm sein.<<, antwortete ich und schloss die Augen.

>>Das kann ich verstehen. Ich kann ihr Bett höchstens einen Meter näher ran schieben, aber sie müssen dann auch wirklich im Bett bleiben und sich ausruhen. Als Sie beide gefunden wurden waren sie nicht unbedingt im besten Zustand. Wir sind froh, dass euch noch jemand gefunden hat, sonst hätten wir den Mann hier nicht mehr retten können. Er braucht wirklich Ruhe und sein Körper muss sich gut erholen.<<, sprach die andere Krankenschwester.

Ich nickte verständnisvoll und ging wieder zurück in mein Bett.

>>Da Sie eh wach sind, kann ich Ihnen das mitteilen. Wie gesagt wurden Sie beiden nur sehr knapp vor dem Tod gefunden, besonders der Mann. Wir werden alles versuchen ihn wieder zusammenzuflicken, aber die Chance ist dennoch sehr gering. Er hat viel Blut verloren und einige Organe waren zerstört. Wir werden unser bestes geben, das verspreche ich Ihnen. Ob das ganze auch funktioniert, kann nur er selber entscheiden.<<, meinte wieder die andere Krankenschwester.

Mir wurde die Infusion wieder angelegt und mein Bett näher an Matteos geschoben.

Er lag immer noch reglos da und atmete. Was passiert wenn er es nicht überlebt? Nein, ich darf daran nicht denken. Er wird alles geben, so wie ich ihn kenne. Er ist nicht der Typ der aufgibt. Er wird es schaffen, daran glaube ich.

Am Tag kamen hin und wieder Krankenschwestern und erzählten mir einige Dinge und testeten etwas.

Die weiteren drei Tage schlief Matteo, er lag fast leblos da. Das einzige was ihn gerade am Leben hielt war die Infusion wie einige Medikamente die er täglich bekam. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht ob er überhaupt noch am Leben ist oder ob er künstlich am Leben gelassen wird.

Heute wurde mir meine Infusion raus genommen, ich sollte aber trotzdem zwei weitere Tage im Krankenhaus bleiben.

Es war gerade mitten in der Nacht, 02:34 um genau zu sein. Ich konnte nicht einschlafen und dachte über alles nach, den Racheplan an Oliver, Cole, das Geschäft auf das ich mich mit Matteo eingelassen habe und natürlich Matteo selber.
Ich spüre eine gewisse Bindung zwischen uns, die ich so stark davor noch nie hatte. Aber es fühlt sich gleichzeitig auch falsch an, als ob es verboten wäre, als ob das nicht sein darf.
Bis jetzt habe ich immer auf meinen Verstand gehört, er sagt mir, dass ich Abstand halten soll. Doch mein Herz ist da anderer Meinung. Ich versuche immer eine bestimmte Distanz zu ihm zu halten, was mir aber irgendwie nicht gelingt. Es scheint fast unmöglich auf Abstand zu bleiben.

Bevor ich weiter über alles nachdenken konnte hörte ich eine Art rascheln, wie von einer Bettdecke, neben mir. Schnell blickte ich zu Matteo rüber und ich konnte erkennen, wie er sich leicht bewegte.

Ohne weiter zu warten stolperte ich aus dem Bett und lief zu ihm, nahm seine Hand und sah ihn an. Einige Sekunden vergingen, bis Matteo langsam seine Augen öffnete. Ich konnte es nicht glauben, er lebt!

Meine Arme schlangen sich um ihn und mein Kopf fiel in seinen Nacken. Ich konnte spüren wie er mich umarmte und seine Arme um meine Hüfte schling. Eine Träne floss mir meine Wange herunter. Ich habe wirklich lange nicht mehr geweint, ich kannte dieses Gefühl kaum noch.

>>Charlie<<, hörte ich Matteos Flüstern und spürte seinen Atem auf meiner Haut.

>>Ja?<<

>>Kannst du mich bitte etwas vorsichtiger umarmen. Ich hab immer noch eine Kugel in den Bauch geschossen bekommen.<<, lachte er leicht auf.

Schnell lies ich ihn los und sah ihm ins Gesicht. Auch bei ihm bildeten sich Tränen in den Augen, welche über seine Wangen flossen. Er weint, wegen mir?

>>Sehe ich so schrecklich aus?<<, fragte er belustigt, als er meinen irritierten Blick sah.

>>Naja...<<, fing ich meinen Satz an, woraufhin er nur leicht lachte.

>>Alles gut.<<, lachte er dann.

>>Wie lange habe ich geschlafen? Es fühlt sich an als hätte ich Wochen lang nur im Bett gelegen.<<, fragte er nach einiger Zeit neugierig.

>>Ich weiß es selber nicht genau, da ich auch lange geschlafen hab. Aber ich denke zwischen drei und vier Tagen.<<, antwortete ich, nachdem ich kurz nachgedacht habe.

Schon so viel Zeit vergangen? Was habe ich in den letzten Tagen gemacht? Außer schlafen und essen fiel mir nicht wirklich etwas ein, was ich gemacht haben könnte. Eventuell habe ich hier und da Mal an Matteo gedacht, wann er wohl aufwachen wird.

>>Wie geht es dir eigentlich? Ist alles okay?<<, fragte ich nun nach unserer peinlichen Stille.

>>Ich habe Schmerzen, aber sie sind auszuhalten. Ich fühle mich hungrig und satt gleichzeitig. Wird wohl an der Infusion liegen, die ich bekommen hab. Die ganze Zeit in der ich geschlafen habe, hab ich nur an dich gedacht. Wie das weiter gehen soll und wird und was ich dann machen kann. Im Moment bin ich mehr ein Klotz am Bein als eine Hilfe und...<<

>>Du bist kein Klotz am Bein. Du kannst nichts dafür, für den Vorfall und für alles was da passiert ist. Du bist verletzt und brauchst Hilfe. Ich werde dir so viel helfen wie es geht, ich will für dich da sein, so gut es geht.<<

Ich konnte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen, welches ich erwiderte. >>Danke<<, meinte er nur danach und hielt den Augenkontakt mit mir. Ich konnte klar und deutlich eine Art Erleichterung aber auch Schmerz in seinen Augen erkennen.

>>Ist alles in Ordnung?<<, fragte er mich nun.

>>Ja, alles gut. Ich bin nur so froh, dass du endlich wach bist.<<, meinte ich und lächelte ihn an.

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