CHAPTER 19: "Das große Chaos danach"

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„Ihr beide müsst euch jetzt unbedingt ausruhen und vor allem am besten gar nichts reden...", schärfte uns die Krankenschwester von Kendall Lane Park energisch ein und sie unterstrich ihre Worte noch mit einer eindringlichen Geste.

Ich warf einen Blick aus meinen Augenwinkeln zu Elijah, welcher ein paar Betten von mir entfernt in dem altertümlichen Krankensaal des Internats lag, welcher glücklicherweise ebenso wie die Wohntrakte der anderen Schüler von dem heftigen Brand verschont geblieben war.

Nach dem Abrücken der Feuerwehr von Ellington und der anderen Rettungskräften hatte Elijahs Mum energisch alle Schüler wieder ins Bett geschickt, um noch ein paar Stunden Schlaf vor Sonnenaufgang zu finden und obwohl alle brennend erfahren wollten, weshalb es überhaupt zu diesem Feuer gekommen war, hatten sich schließlich alle ihrer Anweisung gefügt.

Mister John hatte eben kurz bei mir vorgesehen und ich hatte schmunzeln müssen, als ich den gebürtigen Schotten in seinem, klischeehaften karierten Schlafanzug vor meinem Krankenbett erblickt hatte. Er hatte sich bei mir erkundigt, wie es mir ging und hatte mir sowohl von seiner Wenigkeit als auch von meinen Mitbewohnern ein herzliches „Gute Besserung" ausgerichtet.

Mit einem schmalen, wohl kaum glaubhaften Lächeln hatte ich mich bei meinem Betreuer hierfür bedankt, während sich gefühlt ein Stein in meinem Magen festgesetzt hatte... Gott, die anderen würden mich hassen, sobald sie erfahren würden, dass ich für all diese Misere verantwortlich war...

Ich bezweifelte, dass der Blondhaarige nach dieser hirnlosen Aktion überhaupt jemals wieder ein Wort mit mir wechseln würde, jedoch starb die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Elijah, welcher sich die dicke, blütenweiße Bettdecke bis knapp unter die Nasenspitze gezogen hatte, nickte hastig auf Schwester Eunices Worte und auch ich versicherte ihr daraufhin mit krätziger Stimme, dass ich mich ebenfalls an ihre Anweisung halten würde.

„Eure Stimmbänder sind nämlich von dem Rauch stark gereizt...aber das wird alles wieder, meine Lieben..."

Schwester Eunice meinte, dass wir wohl großes Glück gehabt hatten. Denn mal abgesehen von einer Stimmbänderreizung und ein paar Schrammen hatten wir dieses Feuer relativ unbeschadet überstanden.

Zu mir hatte sie auch im Vertrauen gemeint, dass ich wohl das Leben von Misses Matthews Sohn durch mein rechtzeitiges Eingreifen gerettet hatte. Denn sowohl sie als auch der herbeigerufene Rettungsdienst hatten mir mitgeteilt, dass es wohl für den Blondhaarigen bereits wenige Minuten später weitaus schrecklicher geendet hätte, wenn ich ihn nicht so schnell aus der eingeschlossenen Bibliothek befreit hätte.

Auch die anderen Feuerwehrmänner, meine Mitschüler und die Betreuungslehrer hatten mich einen Helden genannt und obwohl ich früher noch stolz, wie Oscar über dieses Kompliment gegrinst hätte und für mein Verhalten feiern hätten lassen, hatte ich mich in diesem Moment kaum richtig darüber freuen können.

Denn allein meine Schuld war es, dass es überhaupt zu diesem verheerenden Feuer gekommen war... hätte ich meine Zigarette nur besser in diesem Blumentopf ausgedrückt, dann hätte der alte Korridor mit der Holzverkleidung niemals zu brennen angefangen... und es wäre auch niemand wegen meiner eigenen Unachtsamkeit zu Schaden gekommen.

Nachdem Schwester Eunice den Saal verlassen und auch das Licht ein wenig gedimmt hatte, herrschte für mehrere Minuten eine eher unangenehme Stille und ich hob erschrocken meinen Kopf, als ich Elijahs zarte Stimme im Halbdunklen vernahm: „Psst... Miles...schläfst du etwa schon?"

Für einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, mich einfach schlafend zu stellen, jedoch überwand ich mich und fragte dann vorsichtig: „Nein... tue ich nicht...du etwa, Elijah?"

„Ich kann auch nicht schlafen...", gestand mir der Blondhaarige daraufhin und er schlug seine Bettdecke ein wenig beiseite und drehte seinen Oberkörper in meine Richtung. Noch immer waren seine hellen Haare ein wenig rußverschmiert und auf der Schläfe war ein kleiner Bluterguss, an der ihn vorhin wohl ein herabfallendes Buch getroffen hatte.

FROST HEART #LGBT Gay Romance [Miles Geschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt