CHAPTER 14: "Ein Sommernachtstraum"

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Meine Eltern starrten mich in diesem Moment immer noch an, als wäre ich ein Alien von einem weit entfernten Planeten und nicht ihr jüngster Sohn.

Auch Misses Matthews schien die momentane Situation noch nicht ganz so durchblicken und so flog ihr Blick zwischen mir und ihrem Sohn hin und her. Sie blieb jedoch in einer kleinen Entfernung zu mir und meinen Eltern stehen, da sie sich offenbar nicht in unsere komplizierten Familienangelegenheiten einmischen wollte.

Dann aber fasste sich meine Mutter ein Herz und sie trat an den Oldtimer heran, wobei sie sich ein Stück in meine Richtung lehnte und mir dabei eine Hand auf die Schulter legte: „Miles, Schatz... möchtest du denn nicht zu uns nachhause kommen?"
„Was soll ich denn noch in New York, Mutter... alle meine Freunde haben sich dort von mir abgewandt... mal abgesehen von Cal habe ich dort niemanden mehr, den ich nur ansatzweise als eine Art Freund bezeichnen könnte..."

„Aber Miles... wir könnten wieder eine richtige Familie werden...", probierte es meine Mutter in einem gespielt fürsorglichen Ton, jedoch brachte mich dieses Verhalten in dieser Sekunde noch mehr zu Weißglut: „Ich werde nicht mit euch zusammen in einen Flieger steigen! Darauf könnt ihr Gift nehmen!"

„Miles... jetzt sei doch vernünftig...", jammerte meine Mum, während mein alter Herr augenrollend meinte: „Ich weiß gar nicht, weshalb du dich jetzt so zierst und dich künstlich darüber aufregst, dass wir dich nachhause holen möchten... du wolltest doch ohnehin hier nicht lange bleiben, Miles..."

„Eventuell habe ich diesbezüglich meine Meinung geändert, Dad...", erwiderte ich meinem Erzeuger kühl, während ich seinem stechenden Blick, mit dem er nur zu häufig seine Geschäftspartner einzuschüchtern pflegte, standhielt.

Leicht provokant griff ich daraufhin nach Elijahs schmalerer Hand und verschränkte sie mit meiner, während ich meinem Dad immer noch herausfordernd und selbstbewusst ins Gesicht blickte.

Mein Vater wurde nun plötzlich merklich blass um die Nase und er kniff sogleich seine Augenbrauen zusammen, während er stammelnd hervorbrachte: „Du möchtest mir doch nicht etwa weismachen, dass du... und er.... dass ihr... ihr beide... Gott, das möchte ich mir gar nicht ausmalen, dass mein Sohn solche... Dinge mit einem Mann..."

„Du kannst mich nach deinen Vorstellungen formen, Dad... ich bin so wie ich bin... und vor allem werde ich niemals so perfekt und makellos wie Eric sein... dies muss euch beiden endlich bewusst werden..."
Meine Stimme wurde zum Ende meines Satzes merklich leiser, während ich noch sagte: „Und ich werde meinen älteren Bruder niemals ersetzen können... denn ich bin nicht er..."
„Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt...danke Elijah für den spontanen Ausflug...", löste ich mich hastig von dem zierlichen Blondhaarigen, welcher mich nun ebenfalls leicht verwirrt musterte und ich schnappte mir mein Zeug, während ich gehetzt aus dem Wagen stieg und daraufhin in Richtung meines Wohngebäudes flüchtete.

Vor meinen angeblich reuevollen Eltern, die mir keine Gelegenheit gegeben hatten, mich von meinem im Koma liegenden, großen Bruder zu verabschieden... von Misses Matthews, die mich immer noch ein wenig fassungslos musterte...

Und schließlich vor Elijah, dessen strahlend grüne Augen mir in diesem Moment leicht enttäuscht hinterhersahen, während mir nun alles zu viel wurde...

***

„Hey... Elijah...", versuchte ich vorsichtig die leicht angespannte Stimmung zwischen uns beiden zu unterbrechen, indem ich den Blondhaarigen etwas fragte.

Ich beobachtete Misses Matthews leicht von der Seite und ich musste schmunzeln, wie konzentriert er mal wieder über einen seiner geliebten, alten Klassiker gebeugt war und sich mit einer Hand durch seine verwuschelten, blonden Strähnen strich, während wir natürlich wie nach Plan unsere Nachhilfestunde in englischer Literatur abhielten.

FROST HEART #LGBT Gay Romance [Miles Geschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt