Kai
„You're the best thing I have ever waited for."
- Unknown
November 2022
Unbekümmert kuschle ich mich mit meiner Rückseite noch näher an Julian und genieße die Privatsphäre und Zweisamkeit seines Zimmers, das eigentlich sofort zu unserem geworden ist. Er hat seinen Arm um mich gelegt und hält mich von hinten an sich gedrückt. Es gibt kaum eine Situation, in der ich mich so geborgen gefühlt habe wie jetzt gerade. Und das obwohl in meinem Kopf schon wieder ganz andere Sachen los sind.
Nach dem Outing vor Karim im Oman hatten wir kaum Zeit für uns oder um richtig darüber zu reden, wie wir weiter vorgehen. Schon gar nicht mit den bevorstehenden Spielen. Und keinen Plan zu haben ist dann doch... keine Ahnung es macht mich jedenfalls fucking nervös, wenn ich ehrlich bin. Ich sollte das vielleicht mit Jule besprechen. Ich muss es sogar mit ihm besprechen. Ich bin sicher, dass es sonst nur schlimmer wird. Vielleicht weiß er, was wir tun sollen, und kann mir etwas von dem unguten Gefühl in meinem Inneren nehmen.
Seine Atmung ist ruhig und gleichmäßig, was mir verrät, dass er immer noch schlafen muss. Aber natürlich tut er das, was habe ich auch erwartet? Jule ist selten vor 10 oder 11 wach, wenn er mal in den Genuss des Ausschlafens kommt. Ich genieße dann eben seine Nähe, auch wenn er davon noch nicht viel bemerkt. Was würde ich geben, um jeden Tag so aufzuwachen...
Seufzend drücke ich mich so eng an ihn, dass kein Blatt zwischen uns passen würde. Zum Glück existiert die Klimaanlage ansonsten würde ich vermutlich eingehen mit der Hitze des Wetters hier und der zusätzlichen Wärme, die von meinem Freund ausgeht.
Ein Hoch auf die Technik! Ich drehe mich in seinen Armen und beobachte den älteren dabei, wie er friedlich schläft. Seine entspannten Gesichtszüge und diese blonden Haare, die ihm in die Stirn hängen. Wie kann man nur so schön beim Schlafen aussehen? Er ist perfekt. So wunderschön und unschuldig in diesem Moment.
„Was grinst 'n du so vor dich hin?", brummt Jule
mit geschlossenen Augen. Verwundert sehe ich ihn an.
„Woher weißt du denn, dass ich grinse, Schlafmütze?" Er kuschelt sich an meine Brust und streicht mir mit einer Hand durch die Haare.
„Du grinst immer, wenn du dieses Geräusch machst", meint er. Mir war nicht mal bewusst, dass ich ein Geräusch von mir gegeben habe.
„Was für ein Geräusch?", frage ich deswegen etwas verwirrt nach. Er gibt einen brummenden Laut von sich und hebt den Blick. Ich schmunzle, als er mich verschlafen anblinzelt.
„Da war's schon wieder", meint er und streicht über meine Wange. Ich schüttle langsam den Kopf.
„Du spinnst doch." Er zuckt mit den Schultern und küsst mich zärtlich. Bereitwillig erwidere ich den Kuss, während meine Hände ihn noch näher ziehen.
„Guten Morgen, Havy", wispert er rau an meinen Lippen.
„Guten Morgen, Jule." Vorsichtig streiche ich ihm die blonden Haare aus der Stirn und betrachte sein strahlendes Gesicht. Er sieht so glücklich aus, wie ich mich fühle, wenn ich ihn ansehe. Wieder vereine ich unsere Lippen miteinander und lasse meine Zunge über seine streichen. Leidenschaftlich erwidert er den Kuss und kuschelt sich mit seinem Körper weiter in meine Arme. Ewig könnte ich hier so liegen und mit ihm rummachen. Allerdings haben wir noch ein paar Dinge zu besprechen. Mal abgesehen davon, dass in Kürze Frühstück und Training anstehen.
Ich kann mich trotzdem nicht von ihm lösen. Seine Küsse machen mich süchtig. Nach den Tagen des Verzichts vielleicht noch etwas schlimmer als sonst. Fast gierig lecke ich mit meiner Zunge in seinen Mund und leidenschaftlich erwidert er meine Berührung. Es fühlt sich so verdammt gut an. So gut, dass ich alles um uns herum für einen Moment vergesse. Ich verliere mich komplett in ihm und komme erst wieder in der Realität an, als er sich von mir löst.
„Kann ich bitte immer so aufwachen?", seufzt er und dreht sich auf den Rücken. Den Gedanken hatte ich eben auch schon...
„Ja na klar, dafür musst du nur nach London ziehen", witzle ich, was ihn die Augen verdrehen lässt.
„Wenn das mal so leicht wäre, Baby", brummt er und streckt sich danach gähnend. Vermutlich haben wir nicht mehr viel Zeit, bevor wir und fertig machen müssen. Wenn ich mit ihm reden will, dann jetzt.
„Ey Jule?"
„Hm?"
„Können wir reden?", frage ich etwas unsicher. Der ältere dreht sich schnaubend auf die Seite.
„Och ne, Havy"
„Was?" Warum ist er denn jetzt so? Ist er noch zu müde?
„Wenn du das so sagst, kommt nie was gutes dabei rum", meint er nur schulterzuckend.
„Was soll das denn heißen?", motze ich gekränkt und setze mich richtig auf.
„Komm schon Kai, ich kenne dich doch. Du drehst wieder am Rad, oder?" Wie bitte? Ich und am Rad drehen? Ich dachte es wäre wichtig über diese Themen zu sprechen, aber er scheint das anders zu sehen.
„Schönen Dank auch, Julian. Dann muss ich wohl mit mir selbst ausmachen, wie ich hier mit einem Outing umgehen soll", fauche ich und springe auf. Er sieht mich betroffen an und ist ebenfalls sofort auf den Beinen. Jule legt seine Hände auf meine Schultern und sucht meinen Blick.
„Warte, warte Kai... so habe ich das nicht gemeint. Es tut mir leid, okay? Ich dachte nicht, dass... Eigentlich habe ich gar nicht gedacht. Ich bin ein Idiot", entschuldigt er sich schnell. Allerdings bin ich immer noch etwas sauer. Ich sehe ihn weiter wütend an und verschränke die Arme vor der Brust.
„Bitte schau nicht so. Ich... ich hätte mehr Rücksicht auf deine Gefühle nehmen sollen. Ich weiß doch eigentlich, dass es für dich nicht so leicht ist. Und es ist so wichtig, dass wir über diese Dinge reden. Es tut mir leid, ja?"
Ich seufze und lasse mich von ihm umarmen. Lange kann ich ihm ja doch nicht böse sein. Schon gar nicht, wenn es ihm ehrlich leidtut und er so schuldbewusst schaut.
„Ja hättest du, aber ist schon gut, Jule. Du hast es nicht so gemeint. Kein Grund am Rad zu drehen", greife ich seine Aussage von eben wieder auf. Er löst sich von mir und verzieht wieder so schuldbewusst das Gesicht.
„Chill Jule, alles gut. Können wir trotzdem drüber reden?" Der blonde nickt sofort und hält meine Hände fest.
„Na klar, wir können über alles reden. Wie viel Zeit haben wir?" Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die an der Wand gegenüber vom Bett hängt.
„Wir haben schon noch eine Stunde, keine Ahnung ob das reicht", meine ich schulterzuckend.
„Eine Stunde reicht nicht? Was hast du mit mir vor, Havertz?", fragt er neckend. Ich stoße ihn spielerisch zurück und verdrehe die Augen.
„Du brauchst doch immer so lange im Bad", beschwere ich mich.
„Ach so? Seit wann das denn?", hakt er mit gehobener Braue spöttisch grinsend nach.
„Seitdem ich kurze Haare habe und du diese Mähne da." Er lacht und zuckt fast schon ergeben mit den Schultern. Er weiß genau, dass ich recht habe. Mit den kurzen Haaren habe ich deutlich weniger Arbeit als mit den manchmal doch recht widerspenstigen Locken und bin dementsprechend auch deutlich schneller fertig.
„Also worüber wolltest du reden?", lenkt er ab und setzt sich wieder aufs Bett. Ich setze mich neben ihn und versuche meine Gedanken nochmal zu ordnen, bevor ich ihn mit meinem nervösen Schwachsinn verunsichere.
„Also... w-wer weiß denn alles so von uns? Also äh... Wem hast du es erzählt?" Jule legt den Kopf schief und überlegt einen Moment.
„Jannis weiß es, Anna natürlich, Karim, Marco vermutet safe was, aber ich hab's ihm noch nicht gesagt und dann weiß es noch Timo und Gott weiß wer noch aus deinem Team", fasst er zusammen. Ich nicke langsam und versuche die aufkeimende Panik runterzuschlucken.
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You broke me first- Bravertz
FanfictionKai und Julian sind Freunde, beste Freunde. Zumindest für alle anderen. Nur die beiden wissen, dass zwischen ihnen noch so viel mehr ist als das. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als er seine Nase in meinen Haaren vergräbt und mich einfach nur f...