Matches and madness

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Julian

„How lucky am I to have something that makes saying goodbye so hard."
- Winnie the Pooh

Dezember 2022

Mein Freund hat seiner Oma tatsächlich sofort ein Flugzeug gechartert und er holt sie auch höchst persönlich vom Flughafen ab. Anders darf sie nicht anreisen, nicht wenn Kai es ihr auch angenehmer gestalten kann.
Dass ich dabei mitkomme, stand für Kai nicht mal zur Debatte. Es ist selbstverständlich für ihn. Und ich kann verstehen, dass er mich einer seiner engsten Bezugspersonen sofort vorstellen will. Der größere ist ganz aufgeregt, als wir aus dem Auto steigen und die ältere blonde Dame aus dem Privatjet geführt wird. Kais Oma ist nicht gebrechlich oder klein. Sie schreitet eher die Treppen nach unten, als wäre der Flughafen ein Runway.
Einer der Mitarbeiter trägt ihr Gepäck die Stufen nach unten, während Kai strahlend neben mir steht. Allerdings nicht lange. Sofort läuft er die letzten Schritte auf sie zu und zieht seine Oma in eine feste Umarmung.
„Hallo Oma, ich freue mich, dass du hier bist", strahlt er.
„Hallo mein Kaichen!", grinst sie und die beiden wenden sich mir zu.
„Oma, das ist Julian mein Freund. Julian, das ist meine Oma Maria." Der braunhaarige verzieht das Gesicht, als er bemerkt, dass seine Worte nicht ganz eindeutig gewählt waren.
„Hallo Julian, freut mich dich endlich richtig kennenzulernen", grinst sie.
„Freut mich auch sehr." Und bevor wir uns weiter unterhalten oder begrüßen können, seufzt Kai schwer. Er scheint nicht zufrieden mit unserem ersten Kennenlernen, oder seiner Erklärung zu sein. Verlegen streicht er sich durch die Haare und schüttelt dann den Kopf.
„Oma... Also Jule ist... Er ist nicht mein Freund... Nein, das klingt falsch, er ist schon mein Freund, aber er ist... Jule ist mein... Er ist mein fester Freund. Also mein Partner, weißt du?", druckst er herum. Maria lacht herzlich auf und klopft Kai auf die Schulter.
„Mein Junge, hältst du deine Oma denn für dumm? Ich mag alt sein, aber ich erkenne ein Paar, wenn ich es vor mir sehe", erklärt sie ihm lachend und zieht mich sofort in ihre Arme. Überrascht von so viel Herzlichkeit brauche ich einen Moment ihre feste Umarmung zu erwidern.
„Willkommen in der Familie, Julian. Ich hoffe mein Kai benimmt sich ordentlich. Wenn nicht, kannst du dich gern an mich wenden, damit ich ihm die Ohren langziehen kann", scherzt sie.
Ich verstehe sofort, warum Kai seine Oma Maria so gernhat. Selten trifft man einen so herzensguten Menschen, wie sie. Schon jetzt hat sie mich komplett in der Tasche. Ich glaube sie würde alles für ihre Enkel tun. Und Kai würde alles für sie tun.
Er lacht und schüttelt den Kopf.
„Ich benehme mich immer, Oma. Das weißt du doch", versichert der größere ihr.
„Stimmt das, Julian?", will sie lächelnd von mir wissen. Ich lege schmunzelnd den Arm um ihn. Ergeben lehnt er sich in die Berührung und sieht mich fast etwas warnend an.
„Kai ist wirklich wundervoll. Die meiste Zeit zumindest", bestätige ich ihr.
„Hey! Was soll das denn heißen?", beschwert der größere sich sofort. Spielerisch stoße ich ihm in die Seite und küsse seine Wange.
„Das soll heißen, dass du manchmal eine kleine Diva bist", erkläre ich. Bevor Kai etwas erwidern kann, unterbricht seine Oma uns mit ihrem Lachen.
„Oh ja das kann ich mir vorstellen", lacht sie, während ihr Enkel sich theatralisch die Hand aufs Herz drückt.
„Und sowas von der eigenen Großmutter."
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Auto und zurück in Kais großes Haus, welches nun richtig mit Leben gefüllt ist.

„Seid ihr schon seitdem ihr zusammen bei Leverkusen gespielt habt ein Paar, oder bist du nur seitdem in Julian verliebt?", fragt Maria ihren Enkel irgendwann auf der Rückfahrt. Sie sitzt neben Kai, während ich mich auf die Rückbank hinter sie gesetzt habe. Hauptsächlich für mehr Beinfreiheit. Mein Freund ist so groß, dass bei der Einstellung seines Sitzes, kaum noch Platz hinter ihm bleibt.
„Was? War das etwa so auffällig?", fragt der braunhaarige seufzend.
„Für mich schon. Du hast ständig von Julian geschwärmt und ihn in den Himmel gelobt. Von deinen leuchtenden Augen mal abgesehen, war das schon ausschlaggebend genug", erklärt sie ihm. Kai schüttelt den Kopf.
„Ja damals waren wir auch zusammen. Dann ist es etwas schiefgegangen und wir haben uns vor ein paar Monaten wieder gefunden", erzählt er unsere Geschichte ohne das Drama in der Kurzfassung.
„Das freut mich für euch zwei. Ich wette Julian wird ein großartiger Ehemann!"
Über den Rückspiegel sieht Kai mich zwinkernd an. Seine Familie hatte das schon vorher angedeutet und doch bin ich denkbar unvorbereitet in diesem Moment.
„Selbstverständlich wird er das, Oma. Aber das hat noch ein bisschen Zeit. Die Fernbeziehung ist nicht so einfach", gibt Kai ihr zu bedenken.
„Ich sag dir schon ewig, dass du zurück nach Deutschland kommen sollst, wenn ich dann noch Julian auf meiner Seite habe, gibt es da vielleicht endlich eine Chance", scherzt sie. Kai sieht trotzdem etwas betroffen aus und nickt langsam.
„Also wenn es nur das ist, was euch vom Heiraten abhält, könnt ihr das sicher schnell mit einem Transfer und einem Umzug lösen, meinst du nicht auch Julian?" Überrascht, dass sie mich auch darauf anspricht, nicke ich.
„Äh... Ja sicher... Wir...", stammle ich. Kai sieht seine Oma streng an.
„Oma, du machst ihn ja ganz verlegen. Lass das, sonst läuft er noch weg." Sofort winkt die Frau mit den blondgrauen Haaren ab.
„Ach was, der kann doch gar nicht ohne dich." Wir lachen, aber ich weiß, dass sie recht hat.
Ich will gar nicht daran denken, wie es wird sich in ein paar Tagen wieder von ihm verabschieden zu müssen.

You broke me first- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt