Here with you

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Kai

„But... As bad as it was, I learned something about myself. That I could go through something like that and survive."
- unknown

Dienstag, 07. März 2023

Nervös verlagere ich das Gewicht von meinem linken auf das rechte Bein und fahre mir übers Gesicht. Es ist so weit. Das Spiel, was unsere letzte Chance darstellt nächste Saison auch noch International zu spielen. Okay vorausgesetzt wir gewinnen dann auch noch die Champions League. Aber das wäre nicht die erste Scheiß Saison, nach der wir so etwas schaffen. Das ändert nichts an der Wichtigkeit des heutigen Duells. Nichts darf mich hiervon ablenken. Nicht das Interview, welches vermutlich jetzt ausgestrahlt wird, während ich zum Aufwärmen aufs Feld laufe, noch die möglichen Bemerkungen der Fans oder die Anwesenheit von Julian. Er ist jetzt in erster Linie mein Gegner. Ach, wem versuche ich das einzureden... Als ich ihn auf dem Platz entdecke breitet sich sofort ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Er nickt mir ermutigend zu und ich hebe kurz die Hand. Bis jetzt bemerke ich nichts Ungewöhnliches von den Rängen. Ob es ihnen egal ist? Oder vielleicht heben sie sich die Pfiffe und Beleidigungen fürs Spiel auf. Ich konzentriere mich auf die Übungen und sauge die Atmosphäre im Stadion auf. Genau das, was mein Körper gerade braucht, diese aufgeregte positive Energie eines Champions League Abends. Es gibt kaum etwas Besseres für mich. Schon jetzt spüre ich das Adrenalin durch meinen Körper pulsieren. Und es scheint den Jungs ähnlich zu gehen. Ich absolviere die Aufwärmübungen zusammen mit Mase und Timo. Alle sind mit ihrem Kopf nur beim Spiel. Niemand hat mit nur einer Silbe mein Outing erwähnt und ich frage mich langsam, ob die Anweisung vom Trainer kam. Manchmal weiß er besser als wir selbst, was wir als Mannschaft brauchen. Zumindest mental... Die Kniffe auf dem Platz funktionieren leider noch nicht so. Aber das findet sich schon noch. Ich hoffe nur das passiert früher als später. Diese Saison war jedenfalls nichts.
„Come on mate, it's time", meint Mase und schiebt mich Richtung Kabine. Da war ich wohl doch kurz abgelenkt. Ich habe die Hälfte des Aufwärmens nicht mal mitbekommen. Aber es ist auch verdammt schwer nicht mit den Gedanken abzuschweifen. Die Angst vor dem Hass schwingt ständig mit. Drinnen hält der Trainer noch eine letzte Ansprache, während wir unsere Trikots überziehen.
„Let's go lads! Let's win this game and show them what we're made of!", ruft Ben und wir jubeln lautstark. Ich bin bereit.
„Don't lose your focus, Kai. I know you're having a though time right now but this game is important, you know that right?", redet Potter mir nochmal ins Gewissen und legt mir die Hand auf die Schulter, bevor ich zu den andern in den Spielertunnel gehen kann.
„Yes Coach. I know and I will give it my very best. I promise." Joao legt seinen Arm um meine Schultern und lächelt.
„I know you will score today. Trust me!", meint er verschwörerisch und grinst. Zusammen gehen wir zu den anderen. Joao wuschelt mir durch die Haare und ich lächle zuversichtlich. Genau diese positive Energie brauchen wir heute. Er umarmt mich fest und als wir uns voneinander lösen sieht Julian mich mit gehobener Augenbraue an. Der ist doch jetzt nicht eifersüchtig, oder?" Er verzieht seinen Mund und wendet den Blick von mir ab. Ganz offensichtlich eifersüchtig. Ohne nachzudenken, gehe ich zu ihm und umarme ihn einfach.
„Nicht eifersüchtig sein, Julchen. Ich versuche auch mich zu benehmen während Marius wie die größte Klette an dir hängt", wispere ich und er drückt mich fester an sich.
„Ich bin null eifersüchtig", lügt er.
„Gut, gibt es auch keinen Grund für." Er schüttelt den Kopf und löst sich von mir.
„Ich weiß, du sahst nur so... angetan davon aus", nuschelt er. Belustigt schüttle ich den Kopf und lehne mich an die Wand neben ihm. Ich scheiße komplett darauf, dass hier sicher Kameras auf uns gerichtet sind.
„Es gibt nur einen von dem ich angetan bin, Babe", versichere ich ihm mit einem Zwinkern und stoße mich schließlich von der Wand ab.
„Viel Glück, Jule. Wirst du brauchen", flöte ich noch fröhlich und kehre dann auf meinen Platz zurück. Ich höre ihn bis hierher über mich fluchen und lache in mich hinein. Bevor wir aufs Feld gehen, steigt in mir nochmal die Panik auf, doch Timo drückt kurz meinen Arm und holt mich damit zurück in die Realität.
„Kopf hoch, Kai. Wir packen das", wispert er und ich lächle dankbar.
„Danke Bruder."
Die Fans jubeln und klatschen als wir begleitet von Musik und einer Lichtshow einlaufen. Nicht dass ich das gebraucht hätte, um in Stimmung zu kommen... Trotzdem trägt es noch zu meiner Motivation bei. Ich habe so Bock auf dieses Spiel. Jule auf dem Feld als Gegner und trotzdem bei mir, egal was passiert. Heute geht es um alles oder nichts. Und es sind genau diese Abende, für die ich den Fußball liebe.
Genau hierfür spiele ich.

You broke me first- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt