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Kohana's Sicht:

Die Runden vergingen ohne weitere Ereignisse. Mittlerweile war schon die Hälfte tot, aber daher das Chishiya, Niragi und ich uns sowieso gut vertrauten, mussten wir uns erstmal keine Sorgen machen. „Vor lauter Langeweile fress ich mich die ganzen Stunden über mit so nem Kram voll.", weinte ich mich an Niragis Schulter aus, während Chishiya gerade mit seiner Kekspackung wiederkam.

„Ist ja nicht so, das wir diese Langeweile auch anders beenden könnten.", grinste Niragi zu mir, wofür er aber nur ein Augenrollen als Antwort bekam. Wütend starrte ich auf die Schokoriegel in meiner Hand, die daraufhin von Chishiya weg gezogen wurden. „Dann iss einfach nichts und warte wie alle anderen normalen Menschen auch."
Die Stunden für die jeweiligen Spielrunden vergingen echt langsam und während alle anderen bereits durch Angst mit den Zähnen klapperten, da sie jederzeit der nächste Tote sein könnten, saß ich hier wütend auf mein Essverhalten.

Irgendwie machte mich das nur grimmiger... Seufzend stand ich auf und streckte mich kurz. „Ich geh mal zu den Toiletten.", sagte ich den beiden schnell. Niragi nickte und Chishiya sah nichtmal von seinen Keksen hoch. Sonst waren die beiden irgendwie mit mehr Elan unterwegs.

Ich betrat wieder nach meiner Pinkelpause die Cafeteria oder was auch immer das sein sollte, als ich plötzlich dicht hinter mir Schritte hörte. Mit der Annahme, das es Niragi oder Chishiya war, drehte ich mich lächelnd um und blickte direkt in ein schwarzes Auge, was mich, wieder mal, mit so einem merkwürdigen Lächeln musterte. „Oh hi?", sagte ich etwas verunsichert und wich einen Schritt zurück. Der Junge, der sich auf den Frauenmörder Banda eingelassen hatte, nahm einen größeren Schritt gleich wieder auf mich zu.

Wir standen jetzt nur noch Centimeter von einander entfernt, was leichtes Unbehagen in mir auslöste. „Emm, naja ich muss dann wieder.", somit machte ich einen Schritt zur Seite und war auf dem Weg durch die Tür zu gehen, als ich direkt von seinen Armen angepackt und gegen das nächste Regal gedrückt wurde. „Nicht so schnell. Das ist das erste mal jetzt, das wir endlich allein sein können.", lächelte er wieder auf mich herab.

Langsam packte mich doch die Angst und mit all meiner Kraft versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. „Hörst du nicht zu? Hör auf so dumm rum zu zappeln.", seine Stimme klang jetzt eher aufgebracht und sein Gesicht wandelte von merkwürdigem Lächeln zu merkwürdigem Zorn über. „Lass mich los man! Hör auf mich anzufassen und generell komm mir nicht nah, ich meins ernst!", meine Stimme war eine kleine Oktave höher und lauter als sonst, während ich jetzt regelrecht darum kämpfte, von ihm weg zu kommen.

Ohne weitere Vorwarnung klatschte eine Hand gegen meine Wange, was mich kurz innehalten ließ. Diese Chance nutzte er und verfestigte seinen Griff mit einer Hand wieder und seine andere fuhr ohne jegliches Gefühl über meinen Körper. Sein Gesicht leuchtete kurz auf, aber in seinen Augen waren keine Emotionen. Sie waren leer, als wäre es einfach nur ein Körper ohne Seele. Panisch wollte ich los schreien, eh ich seinen Mund auf meinem spürte. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich fühlte mich wieder so hilflos. So benutzt.

Ein Ruck und plötzlich Leere. Seine ekelhaften Lippen waren verschwunden, sein Griff um meine Hände und seine Berührungen auf meinen intimeren Körperstellen. Durch meine wässrigen Augen konnte ich kaum etwas sehen. Gedämpft hörte ich ein paar Schreie, die zum einen wütend klangen und die anderen irgendwie nach Schmerz...?

„...Shhh, ist gut Kohana. Der ist so gut wie Tot. Siehst du mich? Kohana...",

Es brauchte mich eine gewisse Zeit bis sich meine Augen endlich wieder klar umsehen konnten und ich so langsam in die jetzige Realität wiederkam. Vor mir hockte Chishiya, sein Gesicht direkt vor meinem, während er seine Hand immer wieder über meinen Kopf streichen ließ. „Hörst du mich?", fragte er erneut ruhig. Leicht nickte ich, was ich trotzdem gefühlt kaum wahrnahm. Beruhigt ausatmend drückte er mich an ihn und sofort versteckte ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge.

Ich will dich umbringen, du verdammter perverser Bastard!", schrie es laut los.

Oder vermutlich schreite es das schon die ganze Zeit. Erschrocken fuhr ich hoch und sah gerade dabei zu wie dieser perverse Psycho von Niragi klein geschlagen wurde. „N-Niragi, Stopp. Du tötest ihn noch.", versuchte ich ihn aufzuhalten. Er hielt inne und sah erleichtert zu mir bis sein Blick sich wieder verdunkelte. „Du verteidigst dieses Arschloch? Echt jetzt?", seine Wut war nicht zu übersehen und leichte Angst überkam mich wieder.

„N-nein. Aber im Spiel ist es verboten Leute mit Gewalt oder Waffen zu töten. Bitte Niragi..", flehte ich ihn an, in der Hoffnung das ich jetzt nicht gleich sein nächster Boxsack war. Er musterte mich kurz bis er sich von dem am Boden liegenden los riss und einfach verschwand. Fassungslos sah ich ihm hinterher. Er hatte zwar aufgehört, aber er war einfach gegangen... Chishiya dagegen hielt mich nach wie vor bei sich und sein Griff verstärkte sich, als der Psycho zu uns blickte. Müde ließ ich mich wieder zurück fallen und blieb einfach so. Banda kam durch die Tür, zog seinen Vertrauten mit nach draußen und verschwand irgendwo in den Gängen.

Nach ein paar Minuten stand ich langsam auf und richtete meine Kleidung. „Ich sollte nach ihm sehen.", sagte ich leise zu Chishiya, der daraufhin zunickte: „Soll ich mitkommen?"
Ich schüttelte schnell meinen Kopf und verschwand auch schon. Es war vielleicht besser so, erstmal allein mit Niragi zu reden. Mittlerweile stritten die beiden sich zwar nicht mehr so sehr, aber in solchen Situationen wollte ich nichts überstürzen.

Niragi war ein guter Mensch. Die meisten hielten ihn für verrückt und einen Psycho. Vielleicht war er auch nicht immer der netteste und seine unkontrollierten Wutausbrüche mit seinen Gewaltvergehen waren auch nicht zu rechtfertigen. Trotzdem war und bin ich der Meinung, das man ihn erstmal näher kennenlernen sollte. Er war schwer zu durchschauen und die meisten scherten sich auch einen Dreck darum. Allerdings war ich mir sicher das mehr dahinter steckte. Der normale Mensch würde nie von sich aus solche Bösartigkeiten in sich haben. Es sah mehr nach einer verzweifelten Art Hilfeschrei aus und das beunruhigte mich.

Chishiya x Niragi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt