Kapitel 35

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Das ⬆️ ist Blaupfote.

"Ich bin schneller!" "Nein, ich!" Sturmkralle seufzte und schob Nachtjunges und Stacheljunges auseinander. Die beiden funkelten einander an und zischten verärgert. Schattenjunges hockte am Eingang zur Kinderstube und beobachtete das Leben da draußen. "Keiner von euch ist schneller als ich, damit ist die Diskussion beendet!", fuhr er die beiden Streitenden an. Schlecht gelaunt legte Nachtjunges die Ohren an. "So sind sie. Sie sind einen Viertelmond an, da fangen die Lebensgeister an, sich zu entfalten", schnurrte Sonnenschweif. "Wenigstens passt endlich auch mal ein Kater auf die Jungen auf. Das hat bei uns niemand gemacht", bemerkte Gelbauge. "Weil der Vater seiner Jungen ein Streuner war", erinnerte Sturmkralle streng. Gelbauge seufzte. "Er hat versprochen, dass er im Clan bleibt. Gerade als ich bemerkte, dass ich seine Jungen erwartete, verließ er den Clan", erzählte sie düster. Mitfühlend leckte Sonnenschweif ihr übers Ohr. "Krähenfraßfresser! Feigling!", quickte Falkenjunges und sprang um seine Mutter herum. Mondjunges, die sich gerade zu putzen versuchte, fauchte ihn an und verpasste ihm eine Ohrfeige. "Wir sollen das nicht sagen!", nuschelte sie ihm zu. Gelbauge seufzte erneut. "Mit einem Mond beginnen Junge, zu wachsen", jammerte sie. "Mit zwei Monden kommen sie ins Alter, wo sie alles mitkriegen", ergänzte Sonnenschweif. "Und ab drei Monden sind sie im wilden Alter", grummelte Gelbauge. Sturmkralle unterdrückte ein belustigtes Glucksen. Es gefiel ihm, in der Kinderstube zu sein und den Königinnen mit ihren Jungen zuzusehen. Dann raschelte es am Eingang und Waldlicht kam herein. "Distelstern sucht nach dir", miaute sie und legte sich in ihr Nest. Sturmkralle neigte den Kopf vor den Königinnen, dann eilte er nach draußen und sah sich nach seinem Anführer um. Er entdeckte ihn vor dem Kriegerbau und lief hinüber. "Ich habe gehört, du suchst nach mir?", rief er. "Ja, ich möchte, dass du eine Patrouille anführst. Nimm Lilienherz und Baumpfote mit", befahl der Anführer. Sturmkralle nickte und lief zum Eingang, wo die beiden schon warteten. "Endlich fertig mit deinem Kinderstubenbesuch?", fragte Lilienherz spitz. Er ignorierte sie und verließ das Lager. "Baumpfote, was kannst du riechen?", wandte er sich an seine Schülerin. Sie schnüffelte und verkündete dann: "Fuchs!" Erschrocken überprüfte Sturmkralle das und sein Fell sträubte sich. "Frisch und in der Nähe!", warnte Lilienherz. Sturmkralle fuhr herum, als es neben ihm knackte. Mit gefletschten Zähnen trat der Fuchs mit dem unnatürlich feuerfarbenen Fell aus dem Gebüsch. "Vorsicht!", jaulte Sturmkralle und sprang vor Baumpfote. Da schoss der Fuchs vor, packte Lilienherz am Nackenfell und schoss davon. Sturmkralle hörte ihre Schreie. "Geh und sah im Lager Bescheid!", fuhr er seine Schülerin an, dann hetzte er hinter dem Fuchs her. Das Tier rannte zielgerade auf die Traumhöhle zu, die in der Nähe des Lagers lag. Davor ließ er Lilienherz fallen und fuhr mit hochgezogenen Lefzen herum. Sturmkralle blieb auch stehen und kauerte sich kampfbereit hin. Wieso hat er Lilienherz entführt?, fragte er sich verwundert. Der Fuchs fauchte ihn an. Dann trat eine etwas magere, nach Milch riechende Füchsin aus der Höhle und knurrte ihn warnend an. Er verstand, dass Lilienherz die Jungen dieses Fuchses ernähren sollte. "Das lasse ich nicht zu!", blaffte er und sprang den Fuchs an, der ihn mit einem mühelosen Pfotenschlag zur Seite schleuderte. Blinde Wut packte Sturmkralle und er sprang seinen Widersacher verärgert an. Es gelang ihm, seine Krallen in die Schulter des Fuchses zu graben und ihm einen tiefen Schnitt zuzufügen. Wütend zog er seine Krallen über die Flanke seines Gegners. Zu seiner großen Überraschung warf der Fuchs ihn schon wieder ab und schnappte nach ihm. Sturmkralle zuckte zurück, da schoss eine weiße Pfote vor und Weißbart riss mit seinen Krallen die Schnauze des Fuchses auf, der mit einem schrillen Schrei zurückwich. "Sturmkralle! Erinnere dich an die Legenden! Die feuerroten Füchse sind ungewöhnlich stark. Du musst deine Kräfte anpassen!", jaulte der Krieger und wich den schnappenden Fängen aus. Ungläubig und mit brummendem Schädel starrte Sturmkralle seinen besten Freund an. "Das sind Geschichten, Weißbart! Glaubst du wirklich sie sind wahr?", stöhnte er und versuchte, sich aufzurappeln. Weißbart keuchte auf, als der Fuchs ihn an der Schulter erwischte und ihn gegen einen Baum warf. "Und wieso kann ich ihn dann kaum anrühren, du aber schon mit deiner Gabe? Du bist keine große Hilfe!", fauchte er. Sturmkralle sah ihn entsetzt an. "Weißt du, was passiert, wenn ich meine 'Gabe', wie du es nennst, mich beherrschen lasse?", wollte er wissen. Sein Kopf klärte sich langsam. "Nein", ächzte Weißbart, während er sich rasch aus dem Weg der schlagenden Fuchspfote rollte. "Du etwa?" Dann jaulte er voller Schmerz auf, als der Fuchs seine Zähne in seinen Nacken bohrte. "Weißbart!", kreischte Sturmkralle. Dann schloss er verzweifelt die Augen und ließ Hass und Zorn ihn beherrschen, alles andere verdrängen und er zuckte angewidert zurück vor dem Gefühl der Macht, die sich fast schon schleimig anfühlte. Eine eisige Ruhe erfüllte ihn, dann wilde Blutlust. Jaulend schlug er die Augen auf und sprang den Fuchs an, der verblüffte Weißbart fallen ließ. Sturmkralle spürte keinerlei Gefühl, nur wilde Wut und Angst breitete sich in seinem Unterbewusstsein aus. Er hatte die Kontrolle über sich verloren. Knurrend setzte der Fuchs auf ihn zu, versuchte ihn zu packen, verfehlte ihn aber. Sturmkralle wich seinem Maul aus und sprang mit ausgefahrenen Krallen um seinen Gegner herum. Freude erfüllte ihn, als er die Hinterbeine des Fuchses aufkratzte, dann zischte er wütend, als der Fuchs ihn am Rücken erwischte. Er klammerte sich am Ohr des Feindes fest, zog sich auf dessen Kopf und fetzte mit einer Pfote über das Auge des Fuchses. Kreischend wälzten sie sich über den Boden, einander ebenbürtig, ehe es Sturmkralle gelang, die Kehle des Fuchses aufzureißen. Mit einem schrecklichen Gurgeln kippte das Tier zur Seite und war tot. "Sturmkralle! Du hast es geschafft!", jubelte Weißbart müde und humpelte näher, dann zögerte er besorgt. "Sturmkralle?" Langsam drehte Sturmkralle sich um. Er versuchte, wieder er selbst zu werden, aber es gelang ihm nicht. Wild sprang er auf einen Baum zu und hieb seine Krallen ins Holz. Panik breitete sich in ihm aus, aber er schaffte es nicht die Kontrolle wiederzuerlangen. Schlimmer noch, er wollte seinen besten Freund und seine bewusstlose Clangefährtin bekämpfen! Er brauchte Hilfe, und er wusste auch, wer seine 'Gabe' unterdrücken konnte. Aber würde Weißbart in seinem Zustand schnell genug zu ihr gelangen, bevor Sturmkralle seinen eigenen Clan angriff? Wie bin ich nur in so eine Situation geraten? Ich kann sie nicht so in Gefahr bringen! Aber ich muss an alle denken. Sie ist meine letzte Hoffnung. Und so gelang es ihm, bevor er die Baumwurzeln zerfetzte, zu krächzen: "Nebel... Nebel!"

Warrior Cats - Jagd der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt