Kapitel 4

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Mit der Direktorin lief ich erstmal quer über den Platz auf eines der Gebäude zu. Sie hielt mir die Tür auf und ich ging zögernd rein. Ich blieb dann jedoch wieder stehen. Überrascht sah ich mich um.

Im ganzen Gang standen neben den einzelnen Türen jeweils zwei Ritterrüstungen. Ich ging langsam auf die erste zu und sah sie mir etwas genauer an. Die großen Handschuhe, oder wie man die nannte, lagen an dem Griff eines Schwertes. Fasziniert strich ich über die Klinge, nahm dann meine Hand aber wieder weg.

„Deine Mutter war auch so fasziniert von diesen Rüstungen. Sie hat in unsrer Bibliothek sogar über sie recherchiert.", erklärte Gabriella lächelnd.

Ich lächelte zurück und lief dann weiter bis zu einer Tür, die die Direktorin mir öffnete. Zögernd ging ich hinein. Das Büro. Ich lief etwas weiter in den Raum und Direktorin Zekolow setzte sich auf einen riesigen Stuhl hinter dem Schreibtisch.

„Setz dich doch auch. Was ich dir jetzt erzähle, wird dich vielleicht etwas schocken.", meinte sie lächelnd.

Ich zögerte wieder. Was sollte mich denn schocken? Etwas verunsichert setzte ich mich auf einen der beiden Stühle, die auf der anderen Seite des Schreibtisches standen. Ich holte tief Luft, dann sah ich die Direktorin auffordernd an.

„Okay, versprich mir, dass du erst über meine Worte nachdenkst, bevor du selbst etwas sagst.", verlangte sie und sah mich eindringlich an.

„Ähm... Ja, ich verspreche, dass ich nachdenke, bevor ich was dazu sage.", sagte ich mit einem verwirrtem Stirnrunzeln.

„Also... Du bist nicht wie die anderen Menschen, wir sind nicht wie die anderen Menschen. Wir haben... Kräfte.", fing sie unsicher an.

„Sagen sie nicht, dass wir doch Werwölfe sind!", flehte ich und sah erstaunen in den Augen meiner Gegenüber.

„Was? Nein, nein. Keine Werwölfe, aber... Wie soll ich das sagen?.. Wir nennen uns selbst Elementari. Wir können die Elemente mit unsrem Willen lenken.", sagte Gabriella immer noch unsicher.

„Wie? Meinen Sie so wie bei diesem einen Film... Ähm... Legende von Aang oder so?", fragte ich erstaunt.

„Ich könnte es dir demonstrieren.", schlug die Direktorin vor.

„Nein! Ich glaub... Ich glaub, dass ich das schon selbst zweimal gemacht hab.", erklärte ich zögernd und erinnerte mich an mein Nachtkästchen und das Telefon.

„Mh... Das könnte durchaus sein. Durch den plötzlichen Tot deiner Eltern könnten ihre Kräfte zu dir gekommen sein und deine eigenen erweckt haben... Erzählst du mir, was du denkst, was du gemacht hast?", meinte Gabriella lächelnd.

„Ähm, also. Ich glaub, dass ich, als ich meine Sachen gepackt hab, mein Nachtkästchen eingefroren hab. Ich... war so wütend und hab drauf geschlagen. Plötzlich war es dann vereist. Später am Abend, kurz nachdem ich den Brief meiner Mutter gefunden hatte, hab ich eine meiner Tanten angerufen. Sie hat mich auch wütend gemacht und ich hab dann das Telefon auf den Boden geschmissen und mir gewünscht, dass es Feuer fängt. Das hat es dann auch gemacht und als ich dann 'Stopp' gesagt hab, war das Feuer plötzlich wieder weg.", plapperte ich drauflos und hoffte, dass das keine Wahnvorstellungen waren.

„Wow, dann bist du also auch eine Duneo.", meinte Direktorin Zekolow staunend.

„Hä? Eine Duneo? Ich dachte ich bin eine Elementari!", sagte ich jetzt vollkommen verwirrt.

„Oh. Tut mir leid. Es gibt drei verschiedene Arten von Elementari. Da wären die normalen, die nur ein Element beherrschen und die Duneo, die zwei Element beherrschen.", erklärte Gabriella.

„Und die dritte Art?", wollte ich wissen.

„Wie bitte?", fragte sie verwirrt.

„Wie heißt die dritte Art?" führte ich meine Frage näher aus.

„Ach ja, natürlich. Das sind die Katna. Sie beherrschen alle vier Elemente und es wird erzählt, dass manche sogar den Geist beherrschen. Leider gibt es weltweit aber nur vier Stück. Der letzte, der hier in der Gegend war, war aus der Familie Lazar.", antwortete die Direktorin.

„Lazar, wie Jason Lazar?", fragte ich nach.

„Ja. Das war ein Onkel von Jason. Der ist übrigens ein Duneo. Von denen gibt es zwar auch weniger, als normale Elementari, aber sie sind nicht so selten. Ich zum Beispiel bin auch eine und deine Eltern waren auch welche.", meinte Gabriella und lächelte bei der Erwähnung meiner Eltern traurig.

„Soll das also heißen, dass diese Schule auch keine normale Schule ist?", wollte ich wissen.

„Ja, genau. Du bist ziemlich schlau. Bei uns werden alle möglichen normale Elementari und Duneo in ihren Elementen unterrichtet. Sie lernen, wie man seine Kräfte richtig einsetzt, unsere Geschichte und noch etwas mehr. Du hast bestimmt schon die Hütten im Wald gesehen. Das sind die Hütten, in denen immer zwei bis vier Schüler wohnen. Du kommst in eine Doppelhütte mit einer normalen Elementari. Ihre alte Mitbewohnerin hatte um Versetzung gebeten, weil sie bei ihren Freundinnen wohnen wollte.", erzählte die Direktorin fröhlich.

„Okay und... Ähm... Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber... Könnt ihr meine Verwandten von mir fernhalten? Mum meinte, ich soll den Kontakt zu ihnen abbrechen.", murmelte ich schüchtern.

„Wenn Susanne das meint, dann wird sie ihren Grund haben. Ich werde die Vormundschaft für dich beantragen und ich bin sicher, dass wir das hin bekommen.", versicherte Gabriella und ich atmete erleichtert auf.

„Könnten Sie mir dann meine Hütte zeigen. Ich bin total müde von der Fahrt und wollte mich etwas eingewöhnen.", bat ich und stand auf.

„Natürlich. Komm mit. Deine Mitbewohnerin wird dir dann später alles erklären und ich muss mich noch nach einen Mentor für dich umsehen.", meinte Direktorin Zekolow und stand ebenfalls auf.

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